Geschäftsführer Peter Menk

Pro AvO: Ein klares „Nein“ zur Kooperation mit der DocMorris-Plattform

Stuttgart - 03.02.2020, 17:45 Uhr

Peter Menk, Geschäftsführer von Pro AvO, erklärt gegenüber DAZ.online, wie die Initiative für die Apotheken vor Ort das Plattform-Engagement von DocMorris einschätzt. (m / Foto: Pro AvO)

Peter Menk, Geschäftsführer von Pro AvO, erklärt gegenüber DAZ.online, wie die Initiative für die Apotheken vor Ort das Plattform-Engagement von DocMorris einschätzt. (m / Foto: Pro AvO)


Vergangene Woche wurde bekannt, dass der niederländische Versandkonzern DocMorris in den kommenden Monaten eine eigene Vorbestellplattform für Apothekenprodukte in Deutschland schaffen will und dazu den Schulterschluss mit den Vor-Ort-Apotheken sucht – ganz nach dem Vorbild der südeuropäischen Plattform Promofarma. Wir haben bei Peter Menk, dem Geschäftsführer von Pro AvO nachgefragt, wie man dort die Sache einschätzt.

Mehrere Player im Apothekenmarkt engagieren sich für eine Plattform für Apotheken. Noweda und Burda als „Zukunftspakt Apotheke“ haben ihre – „ihreapotheken.de“ – bereits zum Laufen gebracht. Im April ist sie an den Start gegangen. Eigenen Angaben zufolge waren Anfang Januar etwa 9500 Apotheken an „ihreapotheken.de“ beteiligt. Auch die Initiative „Pro AvO“ arbeitet an einer solchen Plattform, dahinter steckt ein Bündnis aus dem Wort & Bild-Verlag, Rowa, der Sanacorp, der Gehe und dem Apotheken-Dienstleister Noventi. Vergangene Woche wurde bekannt, dass nun ein weiterer Akteur auf den Markt drängt: der niederländische Arzneimittelversender DocMorris. In einer Pressemitteilung hieß es, dass „in den kommenden Monaten“ ein neuer „Marktplatz“ aufgebaut werden solle. 

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Wann genau die Plattform ans Netz gehen soll, wurde aber nicht erwähnt. Dabei will der Versender auch mit Vor-Ort-Apotheken kooperieren, die der Patient dann als Lieferant für sein bestelltes Arzneimittel auswählen kann – nach dem Vorbild der südeuropäischen Plattform Promofarma, die der DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose 2018 übernommen hat.

Das sagt Pro AvO zum Engagement von DocMorris

Wie sieht man das Engagement von DocMorris bei der deutschen Konkurrenz? Schließlich haben sich sowohl der Zukunftspakt Apotheke als auch Pro AvO die Stärkung der Vor-Ort-Apotheken auf die Fahnen geschrieben. Wir haben bei Peter Menk, dem Geschäftsführer von Pro AvO nachgefragt, wie man dort die Sache einschätzt.

DAZ.online: Wie bewertet Pro AvO die Aktivitäten von DocMorris? Eher nach dem Motto „Konkurrenz belebt das Geschäft“ oder als nicht hilfreich, weil man nur gemeinsam bestehen können wird und eine weitere Zersplitterung nicht zielführend ist?

Menk: Weder noch. Vielmehr wird deutlich, warum Pro AvO gegründet wurde: Weil sich Plattformen auch im digitalen Apothekenmarkt durchsetzen werden. In der Kombination aus einer Plattform der Vor-Ort-Apotheken und dem E-Rezept wird dem Endverbraucher ein enormer Mehrwert geboten, den wir mit Pro AvO bedienen werden. Denn der große Vorteil der Bündelung aller Vor-Ort-Apotheken liegt auf der Hand: Der Patient hat die ideale Kombination aus der Off- und Online-Welt in einer Lösung verbunden. Es ist davon auszugehen, dass es zur Einführung des E-Rezepts mehrere Plattformen am Markt geben wird – und diese selbstverständlich auch im Wettbewerb stehen. Eines ist dabei gewiss: Am Ende entscheidet der Endkunde, welche Plattform sich durchsetzen wird. Wir sind uns sicher, dass die Pro AvO-Plattform aller Apotheken leistungsfähiger ist als Insellösungen.

Wann startet die Plattform von Pro AvO?

DAZ.online: Hat DocMorris Kontakt mit Pro AvO aufgenommen bezüglich einer möglichen Kooperation? Und käme so eine Kooperation für Sie in Frage?

Menk: Nein und Nein.

DAZ.online: Wie ist denn der Stand der Dinge bei der Plattform von Pro AvO? 

Menk: Unsere Strategie ist seit Gründung unserer Initiative, dass wir den Start der Pro AvO-Plattform auf den Zeitpunkt der Einführung des E-Rezeptes abstimmen. Denn erst dann werden die Endkunden den digitalen Weg in die Apotheke suchen. Digitale Lösungen setzen sich immer dann durch, wenn sie schnellere und einfachere Lösungen für den Nutzer bringen. Und diese Voraussetzung schafft erst das E-Rezept. 

In diesem Jahr werden die Apotheken an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen und das E-Rezept startet, bevor es sich ab 2021 nach und nach durchsetzen wird. Jetzt ist der Zeitpunkt, den Vor-Ort-Apotheken Perspektive und Sicherheit zu geben. Wir werden unser Konzept im Frühjahr vorstellen und wollen bis Ende dieses Jahres einen großen Teil der deutschen Apotheken an unser Portal anschließen und schulen. Damit machen wir die Apotheken rechtzeitig E-Rezept-ready.

DAZ.online: Vielen Dank für das Gespräch



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Der Wind dreht ...

von Christian Timme am 04.02.2020 um 7:05 Uhr

... und die Apotheker sollten die Gunst der Stunde nutzen ... bevor das Chaos sich weiter seinen Weg bahnt ...

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