Ein Jahr EU-Arzneimittel-Fälschungsschutzsystem

Securpharm steht weiterhin vor Herausforderungen

Berlin - 03.02.2020, 11:45 Uhr

Die Zahl der Arzneimittelpackungen mit 2-D-Sicherheitscode wächst und wächst. (m / Foto: tradol / stock.adobe.com)

Die Zahl der Arzneimittelpackungen mit 2-D-Sicherheitscode wächst und wächst. (m / Foto: tradol / stock.adobe.com)


Auch wenn der Herstellerserver erst vergangene Woche wieder gewartet werden musste und vor allem Krankenhausapotheken über zahlreiche Fehlermeldungen klagen – Securpharm e.V., die deutsche Stakeholder-Organisation für die Echtheitsprüfung von Arzneimitteln, zieht angesichts des bevorstehenden Jahrestages des Fälschungsschutzsystems dennoch eine positive Bilanz.

Am 9. Februar 2019 fiel der Startschuss für ein europaweites Fälschungsschutzsystem – in Deutschland als Securpharm bekannt. Alle verschreibungspflichtigen Arzneimittel (Ausnahmen bestätigen die Regel), die seit diesem Stichtag auf den europäischen Markt kamen, müssen Sicherheitsmerkmale tragen, die vor der Abgabe an den Patienten zu prüfen sind. Wird die Packung abgegeben, wird sie zuvor aus dem System ausgebucht, sodass eine weitere  Packung mit der gleichen individuellen Packungsnummer sicher gefälscht wäre. Die EU wollte mit dem aufwendigen System, das vor allem die Hersteller, aber auch alle anderen an der legalen Lieferkette Beteiligten, vor große Herausforderungen stellte und stellt, für mehr Patientenschutz sorgen.

Fehlermeldungen und Serverausfälle 

Apotheker wissen: Im ersten Jahr Securpharm lief nicht alles rund. Glücklicherweise kamen die neuen Arzneimittelpackungen mit den Sicherheitsmerkmalen erst nach und nach in die Apotheken. Doch es galt mit Fehlermeldungen zu kämpfen, ebenso mit Serverausfällen. Besonders die Krankenhausapotheken hadern mit dem neuen System – sie sind bei Securpharm e.V. nicht vertreten und merkten erst recht spät, dass das System die Besonderheiten von Kliniken nicht zureichend berücksichtigt: Nämlich, dass hier große Mengen von Arzneimittelpackungen bewegt werden, die zumeist gebündelt und palettenweise direkt vom Hersteller kommen. Im November 2019 erklärten die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Bundesverband der Krankenhausapotheker (ADKA) in einer gemeinsamen Stellungnahme deutlich, dass sie Maßnahmen zum Schutz vor Arzneimittelfälschungen zwar begrüßen, die bisherigen Erfahrungen der Krankenhäuser mit der Umsetzung der delegierten Verordnung „wegen der anhaltend hohen Fehlerquote des Securpharm-Systems und der erforderlichen aufwändigen händischen Überprüfung von Einzelpackungen aber durchweg negativ“ seien. 

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Securpharm e. V. selbst spricht dennoch von einem „gelungenen ersten Praxisjahr“. Geschäftsführer Martin Bergen erklärt in einer am heutigen Montag veröffentlichten Pressemitteilung: „Die Einführung des Securpharm-Systems verlief erfolgreich, auch wenn noch einige Herausforderungen vor uns liegen. Die gründliche Vorbereitung und die Testmöglichkeiten haben dazu geführt, dass die Marktteilnehmer die Umstellung auf den digitalen Ausweis für Arzneimittelpackungen pünktlich und flächendeckend zum Stichtag vollzogen haben.“ Allerdings sagt er auch, dass man sich erst am Beginn „eines längeren Weges zu einem europaweit verbesserten Fälschungsschutz für Arzneimittel“ befinde.

6,2 Millionen Scans pro Werktag

Securpharm hält einige Zahlen bereit: Derzeit nutzen unter anderem 19.330 Apotheken, 408 Krankenhausapotheken, 945 Großhändler und 386 Hersteller in Deutschland das System. Und die Zahl der vom Securpharm-System erfassten Packungen steigt beständig: Waren zum Start am 9. Februar 2019 nur 65 Millionen Packungen im deutschen System erfasst, ist diese Menge zum Jahresende 2019 auf 1050 Millionen gestiegen. Die Anzahl der Scans in Apotheke und Großhandel zur Überprüfung und Abgabe digital gesicherter Packungen ist laut Securpharm e. V. auf 6,2 Millionen pro Werktag gestiegen. Ist die Umstellung einmal komplett vollzogen, werden allein in Deutschland voraussichtlich 10 Millionen Scans pro Werktag durchgeführt werden. Bislang sind allerdings nach wie vor Packungen auf dem Markt, die vor dem 9. Februar 2019 in Verkehr gebracht wurden – sie dürfen von den Apotheken bis zum Verfallsdatum abverkauft werden.

Securpharm e. V. räumt aber ein, dass es auch noch einiges zu tun gibt: Die Organisation werde im zweiten Jahr an der Systemperformance arbeiten, lässt sie wissen – auch in Koordination mit den Schutzsystemen anderer EU-Länder. Denn derzeit läuft das europaweite Sicherheitssystem, in das Secupharm eingebettet ist, in 26 EU-Mitgliedstaaten sowie in Norwegen, Island und Liechtenstein.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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