DocMorris-Apothekenplattform

Kuck: DocMorris will den guten Namen der Apotheken ausnutzen

Stuttgart - 11.02.2020, 11:28 Uhr

Dr. Michael P. Kuck, Dr. Vorstandschef der Noweda, hat sich gegenüber DAZ.online zu den Plattformplänen von DocMorris geäußert. (s / Foto: daz)

Dr. Michael P. Kuck, Dr. Vorstandschef der Noweda, hat sich gegenüber DAZ.online zu den Plattformplänen von DocMorris geäußert. (s / Foto: daz)


Vor knapp zwei Wochen war bekannt geworden, dass der niederländische Versandkonzern DocMorris plant, in Deutschland eine eigene Vorbestellplattform für Apothekenprodukte zu schaffen. Dabei will der Versender auch mit Vor-Ort-Apotheken kooperieren. Nachdem die Initiative „ProAvO“ einer Zusammenarbeit mit den Niederländern eine klare Absage erteilt hat, hat sich nun auch die zweite große Digitalinitiative, der „Zukunftspakt Apotheke“ gegenüber DAZ.online dazu geäußert.

Plattformen, mittels derer sich die Vor-Ort-Apotheken vernetzen und online sichtbar machen, sollen die Vorteile des Online-Handels mit der Nähe und der Sicherheit der stationären Apotheken verbinden und so den Apotheken eine Chance bieten, sich gegen ausländische Arzneimittelversender oder gar Amazon behaupten zu können. Mehrere Player im Apothekenmarkt engagieren sich derzeit für derartige Modelle. Noweda, Pharma Privat und Burda haben als „Zukunftspakt Apotheke“ „ihreapotheken.de“ bereits zum Laufen gebracht. Im April vergangenen Jahres ist das Angebot an den Start gegangen. 

Auch die Initiative „Pro AvO“ arbeitet an einer solchen Plattform, dahinter steckt ein Bündnis aus dem Wort & Bild-Verlag, Rowa, der Sanacorp, der Gehe und dem Apotheken-Dienstleister Noventi. Nun möchte aber ein ausländischer Versandhändler selbst so eine Plattform ins Leben rufen. DocMorris sucht dazu den Schulterschluss mit den Apotheken vor Ort, die der Patient dann als Lieferant für sein bestelltes Arzneimittel auswählen kann. Der Versender hat entsprechende Pläne vor knapp zwei Wochen bekannt gemacht – es soll ein Angebot nach dem Vorbild der südeuropäischen Plattform Promofarma entstehen, die der DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose 2018 übernommen hatte. Die Initiative „ProAvO" hat sich bereits vergangene Woche gegenüber DAZ.online klar zu dem Thema positioniert. Auf die Frage, ob für sie eine solche Kooperation in Frage käme, antwortete Geschäftsführer Peter Menk mit einem klaren „Nein“.

„Internetplattformen der Apotheker bedrohen das Geschäftsmodell von DocMorris und Co.“

Nun hat sich auch der Zukunftspakt Apotheke zu den Plänen des niederländischen Versenders geäußert. Dr. Michael P. Kuck, Vorstandschef der Noweda, erklärt gegenüber DAZ.online: „Industrielle Versender wie DocMorris und die Shop-Apotheke haben erkannt, dass Internetplattformen wie ihreapotheken.de (ia.de) eine ernste Bedrohung des eigenen Geschäftsmodells darstellen. Die Plattform ia.de verbindet für die teilnehmenden Apotheken den Vorteil, online über eine zentral beworbene Internetadresse erreichbar zu sein und gleichzeitig individuell auftreten zu können. Und für Patienten bietet ia.de das Beste aus beiden Welten: Online vorbestellen, aber gleichzeitig die Beratung vor Ort und die konkurrenzlos schnelle und hohe Warenverfügbarkeit der Vor-Ort-Apotheken nutzen zu können. Damit wird den Wettbewerbern der Apotheken vor Ort immer klarer, dass kein Mensch den Versandhandel braucht, wenn Vor-Ort-Apotheken über eine gemeinsame Plattform online erreichbar sind. Insofern ist es eine logische Folge, dass die Versender jetzt die Vor-Ort-Apotheken für die eigenen Zwecke einspannen wollen. Allerdings glaube ich, dass es kaum Apotheken geben wird, die das Geschäft der Groß-Versender befördern wollen, indem sie sich deren Plattformen anschließen. Den meisten Apothekerinnen und Apothekern dürfte klar sein, dass hier letztendlich nur der gute Name ihrer Apotheken ausgenutzt wird“.

Kehr: Versandhandel aus Holland unter gleichen Voraussetzungen ist nicht wettbewerbsfähig

Auch Hanns-Heinrich Kehr, Geschäftsführer von Pharma Privat hat sich geäußert – der Zusammenschluss privater Großhändler gehört seit November 2019 zum Zukunftspakt, den Burda und Noweda ins Leben gerufen haben. Er sagt: „Es ist schon erstaunlich, dass ausgerechnet der Versandhändler DocMorris, der keine Gelegenheit auslässt, die funktionierende Gesundheitsversorgung in Deutschland vom Ausland aus zu torpedieren, nun die Nähe zu den Vor-Ort-Apotheken sucht. Die Gründe für diesen Sinneswandel sind deutlich zu erkennen: Ein Versandhandel aus Holland ist eben doch nicht so wettbewerbsfähig, wenn er unter gleichen Voraussetzungen stattfinden muss.Klar ist aber: Die Vor-Ort-Apotheken brauchen keinen ausländischen Versandhandel, um eine Zukunftsperspektive zu haben. Wir empfehlen den Apotheken selbstbewusst die Digitalisierung ihrer Apotheke voran zu treiben, dann braucht kein Mensch mehr die Lieferung aus Holland.“

Auch Shop-Apotheke entsprechend aktiv

Wann genau DocMorris mit seiner Plattform starten will ist bislang nicht bekannt. Am Standort Berlin wurde mit Dr. Malte Dous aber bereits ein Geschäftsführer dafür eingestellt. Und auch der Wettbewerber Shop-Apotheke hegt offenbar Plattform-Pläne. Wie ein Sprecher gegenüber DAZ.online bestätigte, werde man mit einem Marktplatz an den Start gehen. Details dazu werden will der Versender zusammen mit seiner Strategie im Rahmen der Jahresendkommunikation im März bekanntgeben.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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4 Kommentare

Doc Morris

von Michael Baum am 12.02.2020 um 15:48 Uhr

Warum wird Doc Morris hier so schlecht gemacht? Für viele Menschen ist es heutzutage die einzige Alternative sich überhaupt noch Medikamente leisten zu können. In der Apotheke vor Ort ist das nicht mehr möglich....

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AW: Doc Morris

von Thomas Kerlag am 13.02.2020 um 8:47 Uhr

Geh halt arbeiten und beute nicht nur die Apotheken aus

Noch ist nichts entschieden ... die bereits bekannte "Multi-Channel-Strategie" von Ratiopharm könnte "revitalisiert" werden ...

von Christian Timme am 11.02.2020 um 15:04 Uhr

Nicht nur die Apotheken sondern auch die der Apotheke nahe stehenden Plattformanbieter sollten sich jetzt schon auf eine "unkonventionelle Strategievariante" als Gegenmaßnahme einstellen ... wer diesen "Gegenspieler" unterschätzt ... hat als "Teilverteidiger" bereits verloren ... ohne "Schulterschluss" etc. könnte das zu einer Aufführung: "Der Fuchs im Hūhnerstall" werden ...

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DocMorris und die gute alte Apotheke.

von Roland Mückschel am 11.02.2020 um 11:27 Uhr

Da muss der Versender , gerne auch in Deutschland, grosse
Pferdestallungen einrichten um die erwartet grosse
Anzahl an Botenritten zu den Apotheken aus vergangenen Jahrhunderten bewältigen zu können.
Das gibt Aufschwung, auf den Gaul.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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