- DAZ.online
- News
- Apotheke
- „Haftung beim Impfen? ...
GesundheitSökonom Uwe May beim Kooperationsgipfel
„Haftung beim Impfen? Kein Problem!“
In deutschen Apotheken können demnächst im Rahmen von Modellprojekten Grippeimpfungen durchgeführt werden. Unter anderem die Apothekerverbände können mit den Kassen entsprechende Vereinbarungen treffen. Gesundheitsökonom Professor Uwe May hat ein Konzept entwickelt, wie diese Projekte konkret umgesetzt werden können. Gar keine Probleme sieht er bei einem Punkt, der vielen Apothekern Sorgen bereitet: der Haftung.
Dass der Organisator des Kooperationsgipfels Dr. Stefan Hartmann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Apothekenkooperationen (BVDAK), ein großer Fan von Grippeimpfungen in der Apotheke ist, ist kein Geheimnis. Bereits in der Vergangenheit hatte er sich immer wieder dazu geäußert, so auch beim diesjährigen Kooperationsgipfel, der am Mittwoch und Donnerstag in München stattfand. Er sieht in den Grippeimpfungen eine Jahrhundertchance für die Apotheker. Nutzten sie diese nicht, seien sie allerdings „tot“, so Hartmann. Der Apotheker sieht in den Impfungen auch ökonomisches Potenzial – in Form von zusätzlichen Kundenkontakten. Er rechnet vor: Um auf die gewünschte Durchimpfungsrate zu kommen, müssten in Deutschland neun Millionen zusätzliche Impfdosen an den Mann bzw. die Frau gebracht werden. Sollten alle Apotheken gegen Grippe impfen, wären das etwa 470 Kontakte in jeder Apotheke. Bieten hingegen nur 3000 Apotheken diese Dienstleistung an, macht das zusätzliche 3000 Patientenkontakte.
Mehr zum Thema
Masernschutzgesetz
Bundesrat beschließt Wiederholungsrezepte und Apotheken-Impfungen
Haftung wie bei anderen pharmazeutischen Tätigkeiten
Darüber wie das mit dem Impfen konkret aussehen könnte, hat sich Gesundheitsökonom Professor Uwe May Gedanken gemacht. In DAZ 3/2019 hat er sein Konzept mit seinen Kolleginnen Anissa Schneider-Ziebe und Cosima Bauer ausführlich dargelegt. Beim Kooperationsgipfel stellte er eine Kurzversion vor. Gleich zu Beginn beantwortete May eine Frage, die viele Apotheker beschäftigt – die nach der Haftung. Hier habe man im Vorfeld gedacht, dass diese schwer zu beantworten sei, das stimme aber gar nicht, so May. Die Situation entspreche der Sachlage bei pharmazeutischen Tätigkeiten, wie der Arzneimittelabgabe. Da seien Apotheker ja auch versichert. Wichtig sei allerdings eine ausreichend hohe Deckungssumme.
Weitere Felder, neben der Haftung, die man laut May regeln muss, sind der Befähigungsnachweis und die Impfberechtigung, die apothekenbetrieblichen Anforderungen, die Zielgruppe und die Honorierung. Um den Apothekern das Impfen beizubringen, schwebt May eine zweiteilige Schulung vor: Im 1. Modul soll die Theorie gelehrt werden im Rahmen von zwei 90 minütigen E-Learnings . Im Anschluss soll es eine Online-Prüfung geben. Deren Bestehen berechtigt dann zur Teilnahme an Modul 2, das als Präsenzveranstaltung stattfindet. Dort sollen dann in 8 Stunden die praktischen Inhalte vermittelt und abschließend geprüft werden.
May: Räumliche Anforderungen sind erfüllt
Die räumlichen Anforderungen der Apotheken sieht May durch die geltenden Regelungen bereits erfüllt. Bei der Frage nach der Honorierung müsse zunächst die Leistung definiert werden, so May. Die umfasst seiner Auffassung nach die Beratung inklusive eines Fragebogens, die Dokumentation, die Impfung selbst und die Abrechnung. Dabei dürfe das Honorar nicht nur kostendeckend sein, sondern auch heilberuflich adäquat: „Das muss so sein, dass die Apotheker da Lust drauf haben“, so der Ökonom. Er schlägt ein Honorar von etwa 15 Euro plus Mehrwertsteuer vor, das hänge auch ein wenig davon ab, wie lange die Apotheker brauchen. Entscheidend ist für May dabei auch, dass die Impfung in der Apotheke der in der Arztpraxis hinsichtlich der der Erstattung gleichgestellt ist. „Wer beim Arzt nichts zahlt, darf auch in der Apotheke nicht zahlen müssen“, so der Ökonom.
Weiter empfiehlt May, die Grippeimpfung in den Apotheken durch Informations- und Beratungsangebote aktiv zu begleiteten und Informationsdefizite bei Verbrauchern bezüglich der Risiken abzubauen.
Mehr zum Thema
Modellvorhaben
Resolution: Keine Apotheken-Impfungen in Brandenburg
Nutzen für die Volkswirtschaft
May sieht in der Grippeimpfung in der Apotheke einen erheblichen volkswirtschaftlichen Nutzen. So werden zwar die Impfkosten selbst natürlich steigen – denn dass sich dadurch die Impfraten steigern lassen, sei in mehreren Ländern gezeigt worden. Die Gesamtkosten würden aber sinken. So könnte eine Steigerung der Impfrate um 12 Prozent, was realistisch ist, 900.000 Krankheitsfälle verhindern sowie 4.700 Krankenhausaufenthalte, 41 Todesfälle und 2.9 Millionen AU-Tage. Alles in allem sieht May in der Grippeimpfung durch Apotheker eine marktnahe und am Leitbild des mündigen Verbrauchers ausgerichtete Alternative zur Impfpflicht.
5 Kommentare
Mehr bezahlte Beratung
von Thomas Kerlag am 16.02.2020 um 8:04 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Impfen in der Schweiz
von Nicolas Lutz am 14.02.2020 um 18:10 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Haftung beim Impfen
von Dr. Albrecht Emmerich am 14.02.2020 um 16:02 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Man lernt nicht aus ...
von Reinhard Herzog am 14.02.2020 um 10:51 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
15+
von Rüdiger Eimer am 14.02.2020 um 10:20 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.