Misoprostol in Cytotec – Teil 3

Ein pharmazeutischer Blick auf den Fall Cytotec

Stuttgart - 19.02.2020, 15:14 Uhr

Der Einsatz von Cytotec in der Geburtshilfe scheint per se nicht falsch zu sein. Allerdings ist fraglich, ob die richtige Dosierung, wie empfohlen, immer von einer Krankenhausapotheke überwacht wird. ( r / Foto: picture alliance / MAXPPP)

Der Einsatz von Cytotec in der Geburtshilfe scheint per se nicht falsch zu sein. Allerdings ist fraglich, ob die richtige Dosierung, wie empfohlen, immer von einer Krankenhausapotheke überwacht wird. ( r / Foto: picture alliance / MAXPPP)


ADKA: Herstellung von 50 µg-Kapseln hat sich bewährt

Liefern Krankenhausapotheken und krankenhausversorgende Apotheken also unkritisch Cytotec® an Geburtsstationen? Und könnte die Krankenhausapotheke solche Prozesse nicht besser steuern/überwachen? Das wollte DAZ.online von der ADKA (Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker) wissen.

ADKA-Präsident Prof. Dr. phil. nat. Frank Dörje ist Chefapotheker am Universitätsklinikum Erlangen. Dort seien früher – wie von der WHO empfohlen – 25 µg-Kapseln hergestellt worden. In der Praxis habe sich aber mittlerweile die Herstellung der 50 µg-Dosierung bewährt. Die Kapseln seien dann ein Jahr haltbar. In Erlangen geht man davon aus, dass die Mehrheit der deutschen Krankenhausapotheken ähnlich verfährt.

Auch das Klinikum der Universität München hat zum Fall Cytotec® ein ähnliches Statement veröffentlicht:


In der Klinikumsapotheke wird der Wirkstoff Misoprostol aus handelsüblichen Cytotec-Tabletten unter Reinraumbedingungen gewonnen und exakt auf 25 µg dosiert steril in Kapseln abgefüllt. Damit ist die korrekte Dosierung bei der Therapie gewährleistet.“

Klinikum der Universität München


„Jeder macht das so, wie er es mal von jemand anderem gehört hat“

Der eingangs erwähnte Arzt betont allerdings, dass nicht jedes Krankenhaus eine Krankenhausapotheke habe, „die Mikrogramm genau aus einer 200er Tablette eine 25er Tablette macht“. Er meint, da es keine Fachinformation gibt, gebe es auch keine einheitliche Dosisempfehlung, „jeder macht das so, wie er es mal von jemand anderem gehört hat: 25 Mikrogramm alle zwei Stunden/drei Stunden oral oder vaginal, dann 50 oder 100. Oder doch nur 25 die ganze Zeit?“ Zum Teil werde auch vaginal gar nicht untersucht, ob es schon „weiter gegangen sein könnte“ und die Einleitung zum Beispiel mit Oxytocin sinnvoller wäre.

Im Grunde müssen sich nun auch Apotheker die Frage stellen, ob sie Geburtsstationen im Fall Cytotec® immer ausreichend pharmazeutisch beraten haben und ob ihnen eine mögliche falsche Dosierung von Cytotec® nicht hätte auffallen müssen.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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