GKV-Ergebnisse 2019

Einsparungen aus Rabattverträgen steigen um 11,2 Prozent

Berlin - 06.03.2020, 17:00 Uhr

Den vorläufigen GKV-Ergebnissen aus dem Jahr 2019 zufolge sind die Arzneimittelausgaben gestiegen, die Einsparungen aus den Rabattverträgen sind allerdings ebenfalls stark gestiegen. (Foto: imago images / Blickwinkel)

Den vorläufigen GKV-Ergebnissen aus dem Jahr 2019 zufolge sind die Arzneimittelausgaben gestiegen, die Einsparungen aus den Rabattverträgen sind allerdings ebenfalls stark gestiegen. (Foto: imago images / Blickwinkel)


Die Krankenkassen sind im vergangenen Jahr ins Minus gerutscht. Unterm Strich stand ein Defizit von 1,5 Milliarden Euro, wie das Bundesgesundheitsministerium nach vorläufigen Zahlen am heutigen Freitag in Berlin mitteilt. Im Jahr 2018 war noch ein Überschuss von zwei Milliarden Euro verbucht worden. Bei den Arzneimitteln wurden die Kassen durch deutlich höhere Einsparungen aus Rabattverträgen entlastet. Insgesamt stiegen die Ausgaben in diesem Bereich aber trotzdem um 5,6 Prozent.

Die Krankenkassen haben nach den vorläufigen Finanzergebnissen des Jahres 2019 rund 1,5 Milliarden Euro mehr ausgegeben als sie durch Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erhalten haben. Ihre Finanzreserven beliefen sich Ende 2019 auf rund 19,8 Milliarden Euro. Dies entspricht im Durchschnitt noch immer knapp einer Monatsausgabe und damit etwa dem Vierfachen der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve.

Insgesamt stiegen die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent auf 251,9 Milliarden Euro. Die Einnahmen sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei niedrigeren Zusatzbeiträgen um 3,8 Prozent auf 250,4 Milliarden Euro gestiegen. Die Zahl der GKV-Versicherten nahm um knapp 0,4 Prozent zu. Die steigenden Ausgaben ergeben sich unter anderem durch die Mehrausgaben aus dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz und dem Terminservice- und Versorgungsgesetz, die im Jahr 2019 in Kraft getreten sind und von der Vorgänger-Koalition beschlossen worden waren.

Der Gesundheitsfonds erzielte im Jahr 2019 einen Überschuss von rund 550 Millionen Euro. Damit verfügte der Fonds zum Stichtag 15. Januar 2020 über eine Liquiditätsreserve von rund 10,2 Milliarden Euro. Das BMG erklärt die steigenden Überschüsse mit der „günstigen Entwicklung der Beitragseinnahmen“ und „der positiven Lohn- und Beschäftigungsentwicklung“.

Arzneimittel: Ausgabensteigerung um 5,6 Prozent

Prozentual gesehen stiegen die Leistungsausgaben der Kassen um 5,6 Prozent, die Verwaltungskosten gingen hingegen um 1,9 Prozent zurück. Die Arzneimittelausgaben stiegen ebenfalls um 5,6 Prozent auf rund 43,4 Milliarden Euro. Die Arzneimittelausgaben sind damit der drittgrößte Ausgabenblock im GKV-Bereich und haben einen Anteil von knapp 17 Prozent an den Gesamtausgaben. Da die detaillierten Ergebnisse erst im Juni kommen, sind auch im Arzneimittelbereich bislang keine konkreten Entwicklungen in den einzelnen Ausgaben- und Sparbereichen bekannt. Laut BMG spielten aber auch im vergangenen Jahr wieder die innovativen Arzneimittel „eine zentrale Rolle“. Allerdings wurden die Kassen durch „deutliche Zuwächse (plus 11,2 Prozent) bei Rabattverträgen entlastet. Hohe Zuwachsraten von 17,5 Prozent gab es bei den Ausgaben für Schutzimpfungen.

Stark steigende Heilmittelausgaben

Die Klinikbehandlungen verursachten 2019 3,9 Prozent mehr Ausgaben als noch im Vorjahr. Im Bereich der vertragsärztlichen Vergütung stiegen die Ausgaben ebenfalls um rund 4 Prozent. Deutliche Steigerungsraten gab es dabei bei Hochschulambulanzen (plus 9,5 Prozent) und spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (plus 15,1 Prozent). 

Deutlich überproportional haben sich die Ausgaben für Heilmittel (plus 15,1 Prozent) entwickelt. Hier gab es in allen Leistungsbereichen (Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Podologen) zweistellige Zuwachsraten. Bei Heilmitteln machen sich vor allem die vom Gesetzgeber schrittweise vorgegebenen Honorarsteigerungen bemerkbar, die zu einer wesentlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Heilmittelerbringer beitragen. Seit Mitte 2019 gibt es hier bundeseinheitliche Preise auf Basis der jeweils höchsten im Bundesgebiet zwischen Krankenkassen und Heilmittelerbringern vereinbarten Preise.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, die aktuellen Zahlen zeigten in die richtige Richtung. „Die Beitragszahler profitieren von niedrigeren Zusatzbeiträgen, weil Krankenkassen endlich ihre übermäßig hohen Finanzreserven abbauen. Und gleichzeitig kommen auch die notwendigen Leistungsverbesserungen bei den Versicherten an.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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