Arzneimittelengpässen vorbeugen

BMG: Apotheken sollen Arzneimittel „bedarfsgerecht“ abgeben

Stuttgart - 17.03.2020, 14:00 Uhr

Ärzte sollen mit Augenmaß verordnen, Apotheker bedarfsgerecht abgeben, damit will das BMG Arzneimittel-Engpässen vorbeugen. ( r / Foto: imago images / Steinert) 

Ärzte sollen mit Augenmaß verordnen, Apotheker bedarfsgerecht abgeben, damit will das BMG Arzneimittel-Engpässen vorbeugen. ( r / Foto: imago images / Steinert) 


Lieferengpässe begleiten Apotheker, Ärzte und Patienten schon lange. Die COVID-19-Pandemie lässt die Sorge aufkeimen, dass sich Arzneimittelengpässe verschärfen. Fragen nach der Sicherstellung der Arzneimittelversorgung werden laut. Das BMG will dem vorbeugen und hat Ärzten nun Hinweise zum bedarfsgerechten Verordnungsverhalten gegeben. Auch Apotheker sind angehalten, OTC-Arzneimittel bedarfsgerecht und mit Augenmaß an Patienten abzugeben. Damit nicht manche alles haben, und andere nichts.

„Sicherlich erleben auch Sie in Ihrer Apotheke aufgrund der Corona-Pandemie derzeit eine sehr angespannte Situation mit großer Arbeitslast, einem erhöhten Aufkommen an verunsicherten Patienten und einem entsprechenden Nachfrageverhalten“, mit diesen Worten wendet sich die ABDA am heutigen Dienstag an die Apotheker. 

Jenseits der bereits seit längerem bekannten Lieferengpässe würden in der öffentlichen Diskussion Fragen nach der Sicherstellung der Arzneimittelversorgung laut, so die Bundesvereinigung der Deutschen Apothekerverbände. Dass die Sorge vielleicht nicht grundlos ist, zeigen die Meldungen der letzten Tage. Engpässe gibt es bereits bei Pneumokokken-Impfstoffen, Indien hat Ausfuhrbeschränkungen für insgesamt 26 Wirkstoffe und Arzneimittel verhängt und auch die Pharmagroßhändler schränken teilweise ihren Service ein, kündigen Lieferverzögerungen an und streichen Verbundbestellungen, wie Phoenix. Auch Noweda und Kehr haben bereits Leistungseinschränkungen angekündigt. Die Großhändler begründen ihr Vorgehen unter anderem damit, dass Apotheker derzeit Bevorratungskäufe durchführen würden.

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Nun wandte sich das Bundesgesundheitsministerium (BMG) am Montag über die Kassenärztliche Bundesvereinigung an die Ärzteschaft. Das BMG will durch Hinweise zum Verordnungsverhalten Versorgungsengpässen vorbeugen.

Ärzte: N3-Packungen weiter verordnen, keine zusätzlichen Privatrezepte

Die ABDA verweist in ihrer Information an die Apotheker auf ein Schreiben von Staatssekretär Dr. Thomas Steffen an die KBV, in dem heißt es: „Um einen kontinuierliche, ausreichende und wirtschaftliche Versorgung von Patientinnen und Patienten, die zwingend auf Arzneimittel angewiesen sind, sicherzustellen, bitte ich bei der Verordnung durch Ärztinnen und Ärzte zu berücksichtigen:

  • Die Verordnung von Arzneimitteln insbesondere bei chronisch kranken Patientinnen und Patienten (z.B. mit einer N3-Packung) sollte wie gewohnt fortgesetzt werden, um Arztbesuche auf das Nötigste zu reduzieren und damit die behandelnden Ärztinnen und Ärzte zu entlasten.
  • Auf eine zusätzliche Ausstellung von Privatrezepten, soweit sie aus ärztlicher Sicht nicht erforderlich sind, sollte verzichtet werden. Die Arzneimittel stehen dann den Patientinnen und Patienten zur Verfügung, die diese dringend benötigen.“

OTC-Arzneimittel mit Augenmaß abgeben

Zugleich hat das BMG sich an die ABDA gewandt und auch um ein angemessenes Abgabeverhalten in den Apotheken gebeten. Im diesem Schreiben heißt es:

„Vergleichbare Anforderungen ergeben sich auch für die Apotheken bei der Abgabe von nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und apothekenüblichen Waren. Durch die Abgabe von bedarfsgerechten Mengen kann auch bei diesen Produkten Versorgungsengpässen entgegengewirkt werden. Die Apotheken werden gebeten, dies zu berücksichtigen.“

Die ABDA bitte die Apotheken, „diese Hinweise zu beherzigen“. Und sie dankt den Apothekern „für die starke Leistung, die Sie mit Ihren Teams für die Patienten erbringen.“



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Macht schon Sinn - für den Versand !

von ratatosk am 31.03.2020 um 17:12 Uhr

Auch hier wird natürlich an den Versandhandel gedacht, wenn die öffentlichen Doofies sich einschränken, läuft der Nachschub für den Versand natürlich ungestört.
Wir sollen dem netten Rentner im Streit erklären, warum er für die Nachbarin nichts zusätzlich bekommt ? gehts noch !

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Systemrelevant...

von Michael Weigand am 17.03.2020 um 16:21 Uhr

Liebes BMG
....schreibt das doch mal Euren Freunden im Versandhandel

jetzt sind wir Euch gut genug...aber in der gleichen Zeit unterschreibt Ihr Gesetze, die dafür sorgen werden, dass wir bei der nächsten Pandemie nicht mehr da sein werden...dann gehts nur noch über den Versand und unser lieber Herr Spahn stellt sich dann neben die Versender und fordert finanzielle Unterstützung für die Versender...wer zahlt denn unseren Aufwand...achund Danke, dass wir jetzt wieder gut genug sind, Desinfektionsmittel herzustellen...echt zum Kotzen...

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