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Verbraucher decken sich mit Arzneien ein
Corona beschert OTC-Herstellern Sonderkonjunktur
Viele Verbraucher in Deutschland haben sich aus Sorge um das Coronavirus mit Arzneien eingedeckt. Im März zog die Nachfrage nach rezeptfreien Medikamenten stark an und bescherte Pharmaunternehmen eine Sonderkonjunktur. Das berichteten mehrere Arzneihersteller auf dpa-Anfrage. Der Ansturm in Apotheken bringt die Logistik in der Branche teils an ihre Grenzen und befeuert die Debatte um Lieferengpässe von Arzneien.
Die Coronakrise beschert Pharmaunternehmen offenbar eine Sonderkonjunktur. „In den letzten Wochen mussten wir über unser gesamtes Portfolio hinweg die zum Teil dreifache Bestellmenge bewältigen", erklärte etwa die Ratiopharm-Konzernmutter Teva am Dienstag in Ulm. Die Nachfrage bei rezeptfreien Arzneien sei im März vor allem bei Paracetamol-haltigen Mitteln und Vitaminpräparaten viel höher gewesen als sonst. In Einzelfällen habe es bei der Auslieferung Verzögerungen gegeben. Teva habe nicht nur in der Produktion die Kapazität erhöht, auch die Logistik arbeite in drei statt zwei Schichten.
Bayer verzeichnet nach Konzernangaben ebenfalls eine höhere Nachfrage nach Medikamenten - vor allem nach Nahrungsergänzungsmitteln sowie Präparaten gegen Erkältungen und Allergien. Man sei „sehr gut in der Lage“, den Andrang zu bedienen, bitte aber Verbraucher, sich beim Kauf auf übliche Mengen zu beschränken, so das Dax-Unternehmen-
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Auch Stada, GSK und Sanofi spüren die Nachfrage
Auch der hessische Arzneihersteller Stada spürt die starke Nachfrage: Bei Erkältungsmitteln, darunter Grippostad, war sie im März um 50 Prozent höher, bei Immunpräparaten gar dreimal so hoch wie in üblichen Monaten. Auch der Branchenriese GlaxoSmithKline berichtete in den vergangenen vier Wochen von einem Ansturm auf Nasensprays, Nasentropfen und Mittel gegen Halsschmerzen. Beim Absatz gebe es Zuwächse zwischen 30 und 40 Prozent, so der britische Anbieter. Und der französische Hersteller Sanofi erklärte, Verbraucher in Deutschland hätten sich gerade vor den Ausgangsbeschränkungen mit rezeptfreien Arzneien eingedeckt.
E-Commerce schwächelt, aber nicht bei Arzenimitteln
Auch im Versandhandel zeigt sich die hohe Nachfrage. Zwar führt die Corona-Pandemie zu deutlichem Umsatzverlust im Onlinehandel: Um fast 20 Prozent ist der E-Commerce im März 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebrochen. Aber die Bereiche, die auch im Einzelhandel stark nachgefragt wurden, und dazu gehören auch die Arzneimittel, konnten zum Teil deutliche Zuwächse verzeichnen. Im 1. Quartal waren die Arzneimittelverversender laut einer Mitteilung des Branchenverbandes bevh die Kategorie mit dem größten Wachstum: Sie wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent und erreichte einen Online-Umsatz von 200 Mio. EUR inkl. USt (1. Q. 2019: 160 Mio. EUR inkl. USt).
Andrang bringt die Pharmaindustrie teils in Bedrängnis
Der Andrang bringt die Pharmaindustrie aber teils in Bedrängnis. „Bei extrem hohen Einzelbestellungen haben wir steuernd eingegriffen, um eine flächendeckende Versorgung über die Zeit sicherzustellen", teilte Teva mit. Und Stada erklärte, man habe die Vorräte aufgestockt und weltweit mehr als 50 Millionen Euro für zusätzliche Wirkstoffe und die Herstellung von Fertigprodukten investiert.
Alles auffangen kann die Branche trotzdem nicht: Die Lieferengpässe bei Arzneien haben sich mit der Corona-Krise verschärft, teilt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit. Die Behörde verzeichnet derzeit fast 380 knappe Mittel - im November waren es noch 290. Allerdings gibt es rund 103 000 zugelassene Arzneimittel in Deutschland. Da es wegen der Pandemie Hamsterkäufe gab, hat das BfArM Pharma-Unternehmen sowie den Großhandel aufgefordert, Arzneien nicht über den normalen Bedarf hinaus etwa an Apotheken zu liefern. Das solle eine Schieflage im Markt vermeiden.
Rufe nach einer stärkeren Wirkstoff-Produktion in Europa lauter.
Mit der Corona-Krise ist auch die Kritik an Arznei-Lieferengpässen lauter geworden. Die gab es zwar auch schon in den Vorjahren, doch nun kommen Probleme deutlicher ans Tageslicht. Viele Wirkstoffe für Arzneien werden aus Kostengründen in China und Indien hergestellt - etwa für Antibiotika sowie viele Generika. In Zeiten der Pandemie werden deshalb die Rufe nach einer stärkeren Wirkstoff-Produktion in Europa lauter. Doch dann würden im deutschen Gesundheitssystem höhere Kosten anfallen, gab der Verband der Chemischen Industrie (VCI) zu bedenken. Denn so billig wie in China lässt sich in Deutschland nicht produzieren. Wer aber die höheren Kosten übernehmen soll, ist bislang ungeklärt.
2 Kommentare
super Konjunktur
von Karl Friedrich Müller am 07.04.2020 um 17:17 Uhr
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