Focus-Online-Interview mit dem Noweda-Chef

Kuck würdigt Mitarbeiter in Apotheken und Großhandel

Süsel - 10.04.2020, 11:30 Uhr

In Interview mit Focus Online erläutert Kuck, warum der Versandhandel die Struktur der wohnortnahen Apotheken bedroht, obwohl der Marktanteil des Versandes bisher überschaubar ist. (Foto: Noweda)

In Interview mit Focus Online erläutert Kuck, warum der Versandhandel die Struktur der wohnortnahen Apotheken bedroht, obwohl der Marktanteil des Versandes bisher überschaubar ist. (Foto: Noweda)


Apotheken und Pharmagroßhandel machen in der Pandemie einen „super Job“, erläutert Noweda-Vorstandschef Dr. Michael Kuck in einem Interview bei Focus Online. Die Noweda habe im März bis zur Monatsmitte so viele Arzneimittel verkauft wie sonst in einem ganzen Monat. Außerdem nutzt Kuck das Interview, um Argumente für die Apotheken vor Ort und die Wirkstoffproduktion in Europa zu vermitteln.

Zur besonderen Arbeit der Apotheken und des Großhandels während der Pandemie und zu den längerfristigen Hintergründen ist am gestrigen Donnerstag ein Interview mit Dr. Michael Kuck erschienen. Kuck ist Vorstandsvorsitzender des genossenschaftlichen Pharmagroßhändlers Noweda.

Zukunftspakt für wohnortnahe Apotheken

In dem Interview erläutert Kuck, warum der Versandhandel die Struktur der wohnortnahen Apotheken bedroht, obwohl der Marktanteil des Versandes bisher überschaubar ist. Kuck erklärt, so gut wie jede Apotheke biete einen Botendienst. Es gehe beim Versand also nicht um Bequemlichkeit, sondern nur um niedrigere Preise. Die könne der Versand aber nur bieten, indem er „massenhaft Geld verbrennt“, erklärt Kuck und ergänzt:


Wenn die bestehende Infrastruktur mit den Apotheken vor Ort erstmal geschädigt oder zerstört wurde, ziehen die Preise wieder an.“

Dr. Michael Kuck, Vorstandsvorsitzender Noweda


Der Versandhandel schließe keine Lücken in der Versorgung, sondern reiße selbst Löcher in die Akutversorgung, die der Versand nie leisten könne. Darum müsse die Politik reagieren und darum gebe es seit 2019 den Zukunftspakt für die Apotheken.

Produktion in Europa statt Lieferengpässe

Anschließend geht Kuck auf Fragen rund um die Pandemie ein. Er erklärt, einige Arzneimittel und andere Waren seien in jüngster Zeit nicht im gewünschten Maße verfügbar gewesen, weil sie vorrangig aus China stammen und jeder auf der Welt sie haben wolle. Dazu verweist Kuck auf die schon seit Jahren bestehenden Lieferengpässe. Denn „immer mehr Wirkstoffe werden von immer weniger Fabriken weltweit hergestellt“, erklärt Kuck. Die Noweda habe Politiker wiederholt darauf hingewiesen. Zu den aktuellen Auswirkungen ergänzt er jedoch: „Im Moment macht sich das nicht bemerkbar. Wir hoffen, dass die Belieferung auch in Corona-Zeiten stabil bleibt.“ Danach müsse man eine Bestandsaufnahme machen und fragen, welche wichtigen Wirkstoffgruppen sich auch in Europa produzieren lassen. Das könne aber nicht so billig wie Arzneimittel aus Indien sein. Dazu geht Kuck auch auf das Prinzip der Rabattverträge ein, bei denen das billigste Angebot gewinne. Damit werde der Bogen überspannt. „Wir müssen also dringend schauen, welche Preise zu bezahlen sind, um eine Versorgungssicherheit zu garantieren“, folgert Kuck. Dazu müsse auch in Europa produziert werden.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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