Weltgesundheitsorganisation

Trump stoppt WHO-Beitragszahlungen und erntet heftige Kritik

Berlin - 15.04.2020, 12:30 Uhr

In der Coronakrise zeigt US-Präsident Donald Trump mit dem Finger gerne auch auf Andere. Seiner Ansicht nach sei die WHO Schuld an der aktuellen Lage und habe den Tod vieler Menschen zu verschulden. ( r / Foto: imago imaes / ZUMA Wire)

In der Coronakrise zeigt US-Präsident Donald Trump mit dem Finger gerne auch auf Andere. Seiner Ansicht nach sei die WHO Schuld an der aktuellen Lage und habe den Tod vieler Menschen zu verschulden. ( r / Foto: imago imaes / ZUMA Wire)


US-Präsident Donald Trump hat am Dienstagabend die Beitragszahlungen an die WHO gekappt. Durch das Missmanagement der WHO und deren Vertrauen auf Angaben aus China habe sich die Epidemie dramatisch verschlimmert und rund um die Welt verbreitet. Seine Regierung werde in den kommenden 60 bis 90 Tagen prüfen, welche Rolle die WHO bei der „schlechten Handhabung und Vertuschung der Ausbreitung des Coronavirus“ gespielt habe. Solange lägen die Zahlungen auf Eis. Deutschlands Außenminister Heiko Maas (SPD) kritisiert Trumps Vorgehen. 

Mitten in der Coronavirus-Pandemie legt US-Präsident Donald Trump die Beitragszahlungen für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf Eis. Dies hatte er bereits in der vergangenen Woche angedroht. Nun habe er die Regierung angewiesen, die Beitragszahlungen zu stoppen, während überprüft werde, welche Rolle die WHO bei der „schlechten Handhabung und Vertuschung der Ausbreitung des Coronavirus“ gespielt habe, sagte Trump am Dienstagabend (Ortszeit).

Das Budget der WHO besteht nach Angaben der Organisation zu weniger als einem Viertel aus den verpflichtenden Beiträgen der Mitgliedsstaaten. Die Höhe der Mitgliedsbeiträge hänge von der Bevölkerungsgröße und dem Wohlstand des Landes ab. Die USA ist der größte Zahler: Für die Jahre 2020 und 2021 sind jeweils fast 116 Millionen US-Dollar fällig.

Trump: WHO habe „wertvolle Zeit“ vergeudet

Trump hatte der WHO bereits in der vergangenen Woche schwere Vorwürfe gemacht und erklärt, die Organisation habe es in der Pandemie „wirklich vermasselt“. Durch das Missmanagement der WHO und deren Vertrauen auf die Angaben aus China habe sich die Epidemie dramatisch verschlimmert und rund um die Welt verbreitet, erklärte Trump. Die zahlreichen Fehler der Organisation seien für „so viele Todesfälle“ verantwortlich, sagte Trump. Denn die WHO solle zu spät reagiert haben.

Der Präsident kritisierte insbesondere, dass die WHO sich gegen Einreisesperren aus China ausgesprochen hatte. So sei bei der Eindämmung der Epidemie „wertvolle Zeit“ vergeudet, kritisierte Trump weiter. Die WHO habe es versäumt, die Angaben der chinesischen Regierung kritisch und zeitnah zu überprüfen. Mit einem schnelleren und entschlosseneren Einschreiten der WHO hätte die Epidemie mit wenigen Toten auf ihren Ursprungsort begrenzt werden können, behauptete Trump. Weiterhin bemängelte Trump, die WHO sei zu stark auf China ausgerichtet - und das, obwohl die USA einen großen Teil des WHO-Budgets zahlten.

Alles nur Ablenkung?

Mit Blick auf die WHO drängte sich der Eindruck auf, dass Trump von seinen eigenen Verfehlungen in der Krise ablenken will. Immerhin hatte der US-Präsident die Gefahr des Coronavirus öffentlich lange heruntergespielt. Noch bis Anfang März beteuerte er, das Virus sei für die USA kein Grund zur Sorge. Trump wehrt sich mittlerweile vehement gegen den Vorwurf, zu langsam auf den Ausbruch reagiert zu haben, und beteuert, alles in seiner Macht stehende getan und auf den Rat von Experten gehört zu haben.

„Die Wahrheit ist, dass Donald Trump im Januar vor dieser Pandemie gewarnt wurde, diese Warnungen ignoriert, unzureichende Maßnahmen ergriffen und unnötigen Tod und Unglück angerichtet hat“, erklärte die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi. Die Johns-Hopkins-Universität meldet Stand heute für die USA 609.516 registrierte Infektionen. Damit weist das Land mit Abstand die höchsten bestätigten Fallzahlen auf. Allein in der Metropolregion New York sind Tausende Menschen an dem Virus gestorben. In den Kliniken der Stadt herrschen Ausnahmezustände. 

Trump wirft der WHO Vertuschung vor

Trump hatte nahegelegt, dass die WHO „wahrscheinlich" zu Beginn der Pandemie mehr gewusst habe, als sie offengelegt habe. Am 31. Dezember wurde durch eine Mitteilung der Gesundheitskommission der chinesischen Metropole Wuhan bekannt, dass in der Stadt eine mysteriöse Lungenkrankheit ausgebrochen war. Die WHO erfuhr nach eigenen Angaben am selben Tag davon. Trump hatte vergangene Woche behauptet, die WHO habe „wahrscheinlich“ schon früher im Dezember erklärt, dass es keine Übertragung des Coronavirus von Mensch zu Mensch gebe. 

Die WHO hatte allerdings erst Mitte Januar festgestellt, dass es hierfür noch „keine klaren Beweise“ gebe. Ausgeschlossen hatten die Experten einen solchen Infektionsweg nicht. Damals waren gerade einmal gut 40 infizierte Menschen registriert, die meisten von ihnen hatten eine Verbindung zu dem Markt in Wuhan. Sehr viel war über das Virus damals noch nicht bekannt. Am 20. Januar meldete ein Expertenteam der chinesischen Gesundheitskommission dann erste Nachweise, dass der Erreger tatsächlich zwischen Menschen übertragen wird.

Rückwirkend datierten die chinesischen Behörden die erste Ansteckung auf einen früheren Zeitpunkt. Ende Januar erklärte die WHO wegen des Ausbruchs der neuen Lungenkrankheit eine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“. Am 11. März stufte sie die Verbreitung des Virus Sars-CoV-2 als Pandemie ein.

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Kritik von den Vereinten Nationen

UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte Trumps Entscheidung. Es sei „nicht die Zeit, Ressourcen für die Anstrengungen der WHO oder irgendeiner anderen humanitären Organisation im Kampf gegen das Virus zu reduzieren“, erklärte er. Das Virus und «seine erschütternden Konsequenzen» müssten gemeinschaftlich gestoppt werden. Der UN-Chef hatte die Arbeit der WHO vergangene Woche ausdrücklich verteidigt - aber auch eine Untersuchung zu späterer Zeit in Aussicht gestellt. Auch die WHO hatte die Vorwürfe und Drohungen von Trump mit einem dramatischen Appell gekontert: Das Coronavirus für politische Zwecke zu missbrauchen, sei das Schädlichste, was jetzt passieren könne, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vergangene Woche in Genf.

Auch aus Deutschland kommt Kritik an Trump von Bundesaußenminister Heiko Maas: „Eine der besten Investitionen im Kampf gegen die Pandemie ist es, die Vereinten Nationen, allen voran die unterfinanzierte Weltgesundheitsorganisation, zu stärken – zum Beispiel bei der Entwicklung und Verteilung von Tests und Impfstoffen“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.



dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

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von Anita Peter am 15.04.2020 um 12:38 Uhr

"hatte der US-Präsident die Gefahr des Coronavirus öffentlich lange heruntergespielt. Noch bis Anfang März beteuerte er, das Virus sei für die USA kein Grund zur Sorge."

Ersetze Trump durch Spahn und März durch Februar.

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