COVID-19

Auch in der Schweiz startet Studie mit Rekonvaleszentenplasma

Remagen - 17.04.2020, 11:00 Uhr

In der Schweiz hat die Arzneimittelbehörde Swissmedic nun die erste Therapiestudie mit Rekonvaleszentenplasma genehmigt. (Foto: imago images / photo2000)

In der Schweiz hat die Arzneimittelbehörde Swissmedic nun die erste Therapiestudie mit Rekonvaleszentenplasma genehmigt. (Foto: imago images / photo2000)


Die schweizerische Arzneimittelbehörde Swissmedic hat die erste COVID-19-Therapiestudie mit Rekonvaleszentenplasma genehmigt. In Deutschland wurde ebenfalls eine Studie dazu auf den Weg gebracht. Außerdem sind COVID-19-Genesene zu Blutspenden aufgerufen, damit ausreichend Plasma mit den spezifischen Antikörpern gegen SARS-CoV-2 für schwer Erkrankte bereitgestellt werden kann.

Zum ersten Mal wurde in der Schweiz am 9. April die Genehmigung für eine Studie mit Plasma von COVID-19-Rekonvaleszenten an Neuerkrankten erteilt. Sie wird im Universitätsspital Zürich durchgeführt (Projekt-ID 2020-00787). Patienten mit einer überstanden SARS-CoV-2-Infektion spenden hierfür Blut, aus dem das Plasma mit den schützenden Antikörpern gewonnen wird. Nach der Infusion des Plasmas an einen kranken Patienten soll sich dessen Immunsystem besser gegen den Erreger zur Wehr setzen können. „Eine solche Blutplasmaspende könnte lokal einen wichtigen Beitrag leisten, damit erkrankte Patienten im Spital mit einem hohen Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf gar nicht auf der Intensivstation landen“, erklärt der Leiter der Forschergruppe um Markus Manz, Direktor der Klinik für medizinische Onkologie und Hämatologie am Universitätsspital Zürich.

Passiv-Immunisierung lange bekannt

In einer Mitteilung betont das Uni-Spital, dass das Prinzip der Passiv-Immunisierung schon seit Ende des 19. Jahrhunderts bekannt sei. Plasmaspende und Transfusion seien bewährte, relativ einfache Verfahren. Zu COVID-19 lägen aber konkret noch wenig Erfahrungen vor. Laut Swissmedic gibt es auch aus der Schweiz bereits erste ermutigende Hinweise. Ende März berichtete das Universitätsspital Basel, dass dort in einem experimentellen Ansatz zwei schwer erkrankte Covid-19-Patienten damit behandelt worden seien.

Diese Chance wollen die Schweizer Ärzte nun in einer kontrollierten Studie ausloten. Sie wollen dabei auch viel über die neuartige Erkrankung und deren Immunkontrolle lernen und hoffen, dass dies für eine zukünftige Behandlung sowie für die Entwicklung von Antikörpern und Impfstoffen von hohem Nutzen sein könnte.

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Genehmigung in nur vier Tagen

Swissmedic war nach eigenen Angaben bereits seit Februar mit den Blutspendediensten im Kontakt, um regulatorische Aspekte zu einer solchen Therapie oder Studie zu erläutern. Dazu gehörte auch die Festlegung der Anforderungen an die Auswahl solcher Plasmaspender sowie an das Herstellungsverfahren. Durch die frühe Vorbereitung und die konstruktive Diskussion mit allen Beteiligten konnte die Arzneimittelbehörde die klinische Prüfung am Universitätsspital Zürich innerhalb von nur vier Tagen genehmigen.

Auch in Deutschland Studien mit Rekonvaleszentenplasma

In Deutschland hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) am 6. April die Genehmigung für eine erste klinische Prüfung mit COVID-19-Rekonvaleszentenplasma erteilt. Die Studie CAPSID (A randomized, prospective, open label clinical trial of convalescent plasma compared to best supportive care for treatment of patients with severe COVID-19), an der mehrere Kliniken teilnehmen werden, soll 106 Patienten einbeziehen. Die ­Federführung liegt beim Institut für ­Klinische Transfusionsmedizin in Ulm. Sponsor ist der DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen.

Außerdem plant das Zentrum für Klinische Studien Köln (ZKS Köln) eine offene Phase-II-Studie zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit der Behandlung von COVID-19 Patienten mit Plasma rekonvaleszenter Patienten (ConVIDence, EudraCT-Nummer 2020-001401-23).

 

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Genesene COVID-19-Patienten zur Blutspende aufgerufen

Unterdessen haben bereits mehrere Einrichtungen in Deutschland die behördliche Erlaubnis erhalten, Rekonvaleszenten-Plasma zur Behandlung von schwerkranken Covid-19-Patienten herzustellen und anzuwenden, so zum Beispiel das Universitätsklinikum Bonn.

Nach einem Aufruf haben sich laut Uniklinik innerhalb kurzer Zeit bereits über 350 Personen beim dortigen Blutspendedienst gemeldet, die bereit sind, mit ihrem Plasma schwer erkrankten Menschen zu helfen. Bei jedem wird geprüft, ob er als Spender geeignet ist. „Neben den allgemeinen Kriterien müssen ein positiver Test auf das Corona-Virus während der Erkrankung und ein aktueller negativer Abstrich bei unserem Betriebsarzt vorliegen“, erklärt Heiko Rühl, Oberarzt am Bonner Universitätsinstitut für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin. Die Blutplasmaspende dauert ungefähr 45 Minuten. „Aktuell stehen dafür ausreichend genesene Covid-19-Patienten zur Verfügung“, ergänzt Institutsdirektor Johannes Oldenburg. „Die Plasmagewinnung wird zumindest so lange stattfinden, bis gleichwertige Therapiealternativen zur Verfügung stehen und wir freuen uns daher auch in den kommenden Monaten über weitere Spendewillige.“ Interessierte sollen sich mit ihren Kontaktdaten für einen Rückruf per E-Mail an blutspende@ukbonn.de wenden.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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