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Coronavirus
Schweiz: Massenimpfung vielleicht schon im Spätherbst?
Ein Immunologe aus der schweizerischen Hauptstadt Bern hat nach eigenen Angaben einen Impfstoff-Kandidaten gegen das Coronavirus entwickelt, der möglicherweise noch in diesem Jahr zum Einsatz kommen könnte. Um welchen Kandidaten handelt es sich dabei? Ein Überblick.
Ein Forscherteam der Universität Bern hofft, als erstes einen Impfstoff gegen die Lungenkrankheit COVID-19 herstellen zu können. Schon ab Oktober könnte die Schweizer Bevölkerung geimpft werden, so die mutige Ansage der Wissenschaftler in „SWI swissinfo.ch“. Der Promoter des Projekts, der Leiter der Immunologie am Universitätsspital Bern Martin Bachmann, will die nötigen Studien und das Genehmigungsverfahren so schnell wie möglich durchlaufen. Eine erste kleine Erprobung im Rahmen einer Phase-I-Studie soll nach Angaben des ambitionierten Impfstoff-Forschers im Juli starten. Ob sich der Kandidat als hinreichend wirksam erweise und frei von nicht akzeptablen Nebenwirkungen sei, würden allerdings erst die Studienergebnisse der insgesamt drei Phasen der klinischen Erprobung zeigen.
Auch diese selbst müssten jedoch erst mal genehmigt werden. Anlässlich einer Webkonferenz mit dem Presseverband der Vereinten Nationen, soll Bachmann die Chancen auf einen Erfolg als gut bezeichnet und auf den besonderen „Pragmatismus“ der Schweiz verwiesen haben. Das Land sei eher an einem Kompromiss interessiert, wenn es darum gehe, den Impfstoff schneller zu finden.
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„Der Zeitplan ist äußerst optimistisch, aber er ist nicht komplett an den Haaren herbeigezogen“, sagte der Mediensprecher der Aufsichtsbehörde Swissmedic Lukas Jaggi der Deutschen Presse-Agentur. „In dieser Ausnahmesituation müssen wir realistischerweise mit acht bis 14 Monaten rechnen, bis wir einen Impfstoff gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 haben“, wird Jaggi bei SWI swissinfo.ch zitiert, was sich nicht ganz mit den Vorstellungen des Berner Impfstoffentwicklers deckt. Wenn alle Zulassungsvoraussetzungen erfüllt würden, sei eine Entscheidung vor Ende des Jahres möglich. Im Übrigen könne eine befristete Zulassung bei lebensbedrohlichen Krankheiten wie COVID-19 auch schon vor Abschluss der klinischen Studien erteilt werden. Die meisten internationalen Gesundheitsexperten und die Behörden rechnen frühestens in zwölf bis 18 Monaten mit einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus.
An Mäusen bereits erfolgreich
Die Vakzine mit der kryptischen Bezeichnung „RBD-CuMVtt“, die das Schweizer Team entwickelt, verwendet virusähnliche Partikel (virus like particles, VLP), die nicht infektiös sind und eine gute Immunantwort liefern. Für die Herstellung des Impfstoffs wird ein Teil der Rezeptor-Bindungs-Domäne (RBD) des Spike-(S) Proteins des Virus verwendet, mit dem dieses an die Wirtszelle andockt. Die Proteinteilchen werden im Labor vermehrt und auf das Trägermolekül CuMVTT geklebt. Die resultierende „Virenattrappe“ regt das Immunsystem zur Produktion der richtigen Antikörper an, wodurch das Virus neutralisiert werden soll. CuMVTT ist die Nachbildung eines modifizierten, nicht mehr infektiösen Gurken-Virus, das zusätzlich ein universelles T-Zellepitop des Tetanustoxins beinhaltet.
Der Immuno-Booster soll für eine starke und langanhaltende Antikörperreaktion sorgen. Ein Prototyp des auf diesem Prinzip beruhenden neuen SARS-CoV-2-Impfstoffs, der im Februar entwickelt wurde, soll sich an Labormäusen schon als erfolgreich erwiesen haben.
Zwei Impfstoffe für Tiere auf der gleichen Basis sind laut Bachmann bereits in oder kurz vor der Zulassungsphase, eine Impfung gegen Katzenhaarallergie und eine weitere gegen das sogenannte Sommerekzem bei Pferden, das auf eine Allergie gegenüber dem Speichel bestimmter Stechmücken zurückgeht.
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Milliarden von Dosen in kurzer Zeit
Bachmann lobt besonders die „enorme Skalierbarkeit“ seines Impfstoffs. In kurzer Zeit sollen „Milliarden von Dosen“ davon herstellbar sein. Nach Angaben der von ihm mitbegründeten Firma Saiba wird die Entwicklung bis zum Start der Großproduktion rund 100 Millionen Schweizer Franken kosten. Die gemeinnützige Stiftung USZ Foundation soll bereits Interesse an der Unterstützung der Forschung angemeldet haben. Darüber hinaus ist auch von Gesprächen mit den Pharmariesen Novartis und Lonza die Rede.
Auch in Deutschland hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) am gestrigen Mittwoch bekanntgegeben, dass ein erster Impfstoffkandidat jetzt in die klinischen Prüfungen gehen könne. Das Institut erklärte, dass in diesem Jahr wahrscheinlich noch vier weitere Kandidaten geprüft werden sollen. Aus Sicht des PEI müssen weltweit ohnehin mehrere Impfstoffe gegen das Coronavirus entwickelt werden.
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