Hautärzte warnen

Mehr Hautekzeme durch Corona-Schutzmaßnahmen

Stuttgart - 13.05.2020, 08:59 Uhr

Das häufige Händewaschen während der Coronavirus-Pandemie wird nach Einschätzung von Hautärzten dazu führen, dass mehr Menschen juckende Handekzeme entwickeln. (x / Foto: RRF / stock.adobe.com)

Das häufige Händewaschen während der Coronavirus-Pandemie wird nach Einschätzung von Hautärzten dazu führen, dass mehr Menschen juckende Handekzeme entwickeln. (x / Foto: RRF / stock.adobe.com)


Händehygiene gilt als eine der wichtigsten Infektionsschutzmaßnahmen im Alltag. Das ist eigentlich nichts grundlegend Neues, ist aber angesichts der Corona-Pandemie verstärkt in den Fokus gerückt. Die Kehrseite: Inzwischen beobachten Dermatologen eine Zunahme von Handekzemen, die vermutlich auf die Corona-Schutzmaßnahmen zurückzuführen sind – und das nicht nur bei Mitarbeitern im Gesundheitswesen.

Mittel zur Händedesinfektion waren eine Zeit lang absolute Mangelware und auch in Regalen, wo in den Super- und Drogeriemärkten sonst die Handseifen stehen, herrschte gähnende Leere. Schließlich war Händehygiene neben der Nies- und Hustenetikette eine der ersten Empfehlungen, die dazu dienen sollten, der Ausbreitung von SARS-CoV-2 Einhalt zu gebieten. Die Händedesinfektion mit alkoholischen Präparaten ist dabei laut den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts im Gesundheitswesen und in der Pflege „das Mittel der Wahl“. Außerhalb dieser Bereiche biete die Händedesinfektion in Situationen, wo die Hände auch gewaschen werden können, keinen Vorteil in Bezug auf die Inaktivierung von SARS-CoV-2, so das RKI.

Das häufige Händewaschen in der Corona-Pandemie wird aber nach Einschätzung von Hautärzten dazu führen, dass mehr Menschen juckende Handekzeme entwickeln. „Seife greift die Hautbarriere an“, sagte der Dermatologe Professor Christoph Skudlik der Deutschen Presse-Agentur. Der 52-Jährige ist Chefarzt des Instituts iDerm mit Sitz an der Universität Osnabrück und dem BG Klinikum Hamburg. Wer Hautprobleme entwickle, sollte auf jeden Fall zum Facharzt gehen. Er empfiehlt zudem, pH-neutrale Waschmittel mit möglichst wenigen Zusatzstoffen zu benutzen. 

Beim Benutzen alkoholischer Desinfektionsmittel könne die Haut zwar brennen, sagte Skudlik, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie (ABD) ist. „Das ist aber kein Zeichen einer Schädlichkeit des Alkohols, sondern tritt nur auf, wenn die Haut bereits gereizt oder vorgeschädigt ist.“ Die alkoholische Desinfektion sei wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge deutlich weniger hautbelastend als das Händewaschen. Nach jedem Waschen oder Desinfizieren sollten die Hände gründlich eingecremt werden, betonte der Hautarzt.

Auch vermehrtes Handschuhtragen begünstigt Ekzeme

Doch anscheinend spielen bei der Entwicklung von Ekzemen nicht nur Seife und Wasser eine Rolle, sondern auch das vermehrte Handschuhtragen, das in allen Berufen zugenommen hat, bei denen ein direkter Hautkontakt mit virusbehafteten Oberflächen erfolgen könnte. Während der Coronavirus-Pandemie sind nicht nur Gesundheits- und Pflegeberufe, sondern zunehmend auch Friseure, Köche, Beschäftigte im Einzelhandel oder Paketboten von Hautproblemen betroffen. Nach einer Veröffentlichung von Dermatologen aus Wuhan in China haben 75 Prozent der Gesundheitsbeschäftigten, die COVID-19-Patienten betreuten, Hautveränderungen an den Händen entwickelt. 

Nicht umsonst gilt nicht nur häufiges Händewaschen, sondern auch Handschuhtragen nach den „Technischen Regeln für Gefahrstoffe“ als Feuchtarbeit, die Hautkrankheiten begünstigen kann. Dermatologen empfehlen daher, die Haut der Hände nach jedem Waschen und Handschuhtragen mit einer geeigneten Creme zu pflegen. Diese Pflegecremes können die Regeneration der Hautbarriere signifikant verbessern, was durch wissenschaftliche Studien belegt ist. Vor dem Tragen von Schutzhandschuhen sollte allerdings auf Pflegeprodukte verzichtet werden, da gerade Latexhandschuhe durch die enthaltenen Fette geschädigt werden können.

Was nützen Einmalhandschuhe im Alltag? 

Menschen, die Einmalhandschuhe beim Einkaufen, in der Bahn oder anderen Alltagssituationen tragen möchten, weil sei sich damit besser fühlen, sollten sich zudem im Klaren darüber sein, dass die Handschuhe vor groben Verschmutzungen schützen, aber nicht zwangsläufig vor Viren und anderen Krankheitserregern. In einem aktuellen DAZ-Beitrag heißt es dazu: „Mit zunehmender Tragedauer und bei zu starkem Stretchen bzw. Überdehnen werden die Handschuhe poröser und die Schutzwirkung sinkt weiter. Deswegen ersetzen die Handschuhe auch nicht die korrekte Handhygiene.“ Zudem können erhöhte mechanische Belastungen, wie sie beim Tragen von Uhren, Armbändern, Ringen und künstlichen Fingernägeln entstehen, zur Perforation von Handschuhen führen und die Handhygiene negativ beeinflussen, heißt es weiter. 

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Ein weiteres Risiko bestehe beim Ausziehen der Handschuhe. Es erfordere Übung, sich Einmalhandschuhe so auszuziehen, dass mögliche darauf haftende Mikroorganismen nicht verteilt werden. Eine Studie habe gezeigt zeigen, dass dies selbst medizinischem Fachpersonal Schwierigkeiten bereiten kann. Für den nicht routinierten Träger sei das neben den bereits genannten Nachteilen ein weiterer Punkt, der gegen die Nutzung von medizinischen Einmalhandschuhen im Alltag spricht. 



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