Digitalisierung

Die Telepharmazie kommt in die Apotheken

Berlin - 18.05.2020, 07:00 Uhr

In Zeiten der Coronakrise gibt es immer mehr neue Telepharmazie-Angebote für Apotheker und Patienten. Neuestes Beispiel: Das Modell des Apotheken-Dienstleisters apotheken.de (c / Foto: imago images / westend61)

In Zeiten der Coronakrise gibt es immer mehr neue Telepharmazie-Angebote für Apotheker und Patienten. Neuestes Beispiel: Das Modell des Apotheken-Dienstleisters apotheken.de (c / Foto: imago images / westend61)


Der Apothekenmarkt ist im Wandel. Die Politik und der Markt arbeiten an der flächendeckenden Einführung des E-Rezeptes, Zusammenschlüsse basteln an Vorbestellplattformen und Botendienste nehmen zu. Als ein weiteres Zahnrädchen im Digitalisierungssystem kommt nun die Telepharmazie in die Apotheken. Nach der Compugroup und Apomondo bringt nun auch der Apotheken-Dienstleister apotheken.de ein eigenes Konzept in den Markt.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in den vergangenen Monaten nicht nur die flächendeckende Einführung des E-Rezeptes durch mehrere Gesetzentwürfe vorangebracht. Mit einer größeren Sammelverordnung hat das Bundesgesundheitsministerium im Herbst 2019 unter anderem neue Botendienst-Regelungen ins Bundeskabinett eingebracht, die seit dem 22. Oktober 2019 gelten. Zu diesen Regelungen gehört auch, dass die Beratungen im Zusammenhang mit dem Botendienst auch telepharmazeutisch erfolgen können. Das heißt konkret: Die per Botendienst zugestellten Arzneimittel müssen nicht unbedingt durch pharmazeutisches Personal ausgeliefert werden, wenn zuvor eine Beratung via Telefon oder Videotelefonie stattgefunden hat.

Im Apothekenmarkt haben sich in den vergangenen Wochen daher schon die ersten Angebote entwickelt. Auch die Coronakrise hat dieser Entwicklung nochmals einen zusätzlichen Schub verpasst, schließlich müssen persönliche Kontakte in diesen Zeiten möglichst vermieden werden. Und so bietet beispielsweise die Compugroup den Apotheken kostenlos das Konzept „Clickdock Videoberatung“ an. Die Pharmazeuten können sich dafür registrieren und erhalten dann eine Benutzerkennung der Compugroup. Der Kunde erhält vor dem Gespräch ebenfalls eine persönliche Kennzahl, mit der nur er sich über seinen PC in den digitalen Gesprächsraum einwählen kann, die Beratung kann starten.

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Ein von Apothekern entwickeltes Angebot ist das Modell Apomondo, das die Apotheker Margit Schlenk, Stefan Frank, Dr. Elvan Erdal und Wolfgang Kuhn mit dem Geschäftsführer der Firma Digitalkontor, Dr. Uwe Gebauer, entwickelt haben. Man wolle mit dem Angebot „die Lücke zwischen der reinen persönlichen Vor-Ort-Betreuung durch eine Apotheke und dem anonymen und teilweise fragwürdigen Onlinekontakt, wie er derzeit stattfindet, schließen“, heißt es auf der Internetseite von Apomondo. Patienten müssen zur Nutzung des Angebots eine App herunterladen und können dann über einen App-Link Kontakt mit ihrem Apotheker vor Ort aufnehmen. Derzeit ist das Modell noch in der Testphase und für Apotheker kostenfrei, zu einem späteren Zeitpunkt könnten Kosten für die Nutzer aber nicht ausgeschlossen werden, heißt es auf der Internetseite.

Telepharmazie via Internetbrowser

Das neueste Angebot im Bereich der Telepharmazie ist das des Apotheken-Dienstleisters apotheken.de. Das Angebot richtet sich ausdrücklich an alle Apotheken und ist bis Ende August dieses Jahres kostenfrei nutzbar. Anschließend berechnet der Dienstleister für die Nutzung 25,40 Euro pro Monat. Die teilnehmenden Apotheken sollen sich über das Portal mein.apotheken.de in die Telepharmazie-Anwendung einbinden können, also via Internetbrowser. So wie bei Apomondo und der Compugroup erhält der Patient einen Code, mit dem nur er, ebenfalls via Internetbrowser, das Chatfenster mit dem Apotheker öffnen kann. Zuvor müssen beide allerdings noch einen Termin vereinbaren. Bei der Vereinbarung sendet der Apotheker seinem Patienten den persönlichen Video-Link.

Das Konzept richtet sich ausdrücklich auch an Rezeptkunden. Thomas Koch, Projektleiter bei apotheken.de, erklärt gegenüber DAZ.online: „Nach telepharmazeutischer Beratung kann der Apothekenbote das Rezept beim Patienten abholen und ihn zeitgleich mit dem Arzneimittel beliefern.“ Koch weist zudem darauf hin, dass das Konzept allen datenschutzrechtlichen Vorschriften genügt. „Das Angebot ist DSGVO-konform, Ende-zu-Ende verschlüsselt, die benutzten Server stehen in Deutschland, und die Patientendaten werden nicht gespeichert.“

Aus Sicht des Projektleiters macht das neue Angebot gerade jetzt in Krisenzeiten Sinn. Denn: „Apotheker können so, auch ohne direkten Patientenkontakt, ihrem pharmazeutischen Versorgungsauftrag nachkommen und gleichzeitig dabei helfen, die Pandemie einzudämmen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Telepharmazie

von Heiko Barz am 18.05.2020 um 19:56 Uhr

Eine beruhigende und innovative NEUE Apothekenwelt.
Ich habe mich lange nicht mehr so auf die neue digitale „Teilhabe“ gefreut. Nun aber Schluss mit lustig!
Es breitet sich ein Dschungel komplexer digitaler Unsicherheitsfaktoren vor uns aus. Wer hat dort eigentlich noch den kompletten Überblick? Wie, wer, wo, wann bekommt man klare Instruktionen über transparente Arbeitsabläufe. Bei diesem Wahnsinn an Datenverschiebungen wird eine Transparenz unmöglich und die KKassen werden ihre Inkassobetriebe mit neuen Regressambitionen versehen.
Da kommt doch richtig Freude auf und Kollege Becker muß nun sein beliebtes „Pharmacon Meran“ auch noch digital abhalten.
Das tut mir so richtig weh!

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