Erfolgreiche Studie

Dreifachkombi besser als Lopinavir plus Ritonavir gegen COVID-19

Remagen - 18.05.2020, 09:00 Uhr

Patienten mit COVID-19 (hier ein Symbolfoto) könnten laut einer Studie von einer Dreifachkombination aus Lopinavir/Ritonavir und Interferon beta-1b und Ribavirin profitieren. (c / Foto: imago images/Hollandse Hoogte)

Patienten mit COVID-19 (hier ein Symbolfoto) könnten laut einer Studie von einer Dreifachkombination aus Lopinavir/Ritonavir und Interferon beta-1b und Ribavirin profitieren. (c / Foto: imago images/Hollandse Hoogte)


Interferon nur innerhalb von sieben Tagen nach Symptombeginn

Die Patienten in der Kombinationsgruppe erhielten alle zwölf Stunden eine dreifache Kombination von oralem Lopinavir/Ritonavir (400 mg/100 mg), 400 mg Ribavirin und subkutane Injektionen von einer bis drei Dosen Interferon beta-1b mit 1 ml (8 Millionen internationale Einheiten [I.E.]), je nach dem Tag des Starts der Medikation. Wurde diese am Tag 1 bis 2 nach Symptombeginn gestartet, so erhielt der Patient drei Dosen Interferon beta-1b. Fiel der Start auf Tag 3 bis 4, so wurden zwei Dosen verabreicht, und wenn der Patient am Tag 5 bis 6 damit begann, bekam er nur eine Dosis. Patienten, die zwischen den Tagen 7 und 14 rekrutiert und behandelt wurden, erhielten gar keine Interferon-Injektionen, um die proinflammatorische Wirkung zu vermeiden. Das heißt, die Dreifach-Kombi wurde nur innerhalb von sieben Tagen nach Symptombeginn verabreicht.

Zeit bis zum negativen Abstrich als primärer Zielparameter

Patienten, die der Kontrollgruppe zugeordnet wurden, erhielten 14 Tage lang nur orales Lopinavir/Ritonavir (400 mg/100 mg). Bei Patienten mit bestimmten Risikofaktoren, wie etwa einer stark erhöhten Alanintransaminase, wurde die Gabe auf einmal pro Tag reduziert. Zur Standardbehandlung gehörte unter anderem die Zufuhr von Sauerstoff und nicht-invasive und invasive Beatmungsunterstützung, soweit erforderlich. Der primäre Endpunkt war die Zeit bis zu einem RT-PCR-negativen nasopharyngealen Abstrich auf SARS-CoV-2, bestimmt in der Intent-to-treat-Population. 

Ein neuer Ansatz im Kampf gegen COVID-19

Antikörper sollen SARS-CoV-2 neutralisieren

Symptome ebenfalls schneller gelindert

Die Dreifach-Kombination, innerhalb von sieben Tagen nach Symptombeginn verabreicht, unterdrückte effektiv die Viruslast in allen klinischen Proben, einschließlich des nasopharyngealen Abstrichs, des Kehlspeichels, des hinteren oropharyngealen Speichels und des Stuhls. So war der Nasopharyngealabstrich in der Gruppe mit der Dreifach-Kombi im Mittel sieben Tage (bei allen Proben acht Tage) nach Beginn der Studienbehandlung negativ und in der Kontrollgruppe erst nach zwölf Tagen. Sie reduzierte damit die Infektiosität des Patienten. Außerdem linderte sie die Symptome innerhalb von vier Tagen vollständig, ebenfalls deutlich schneller als in der Kontrollgruppe, und unterdrückte auch die IL-6-Spiegel. Die klinische und virologische Wirksamkeit führte schließlich zu kürzeren Krankenhausaufenthalten. Die Nebenwirkungen waren im Allgemeinen mild und selbstlimitierend.

In einer chinesischen Studie an 199 Patienten mit schwerer COVID-19 (ChiCTR2000029308), deren Ergebnisse gerade im New England Journal of Medicine publiziert wurden, hatte die alleinige Gabe von Lopinavir/Ritonavir auch keine Vorteile gegenüber der Standardtherapie alleine erbracht

Interferon beta-1b könnte wichtiger Bestandteil der Kombi sein

Als Einschränkungen ihrer Studie führen die Autoren an, dass sie offen und ohne Placebo-Gruppe war. Außerdem habe eine Untergruppe innerhalb der Kombinationsgruppe abhängig von der Zeit nach Symptombeginn kein Interferon beta-1b bekommen. Sie schlagen deshalb vor, eine neue Phase-3-Studie mit Interferon beta-1b als Backbone-Behandlung mit einer Placebo-Kontrollgruppe in Betracht zu ziehen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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