Coronakrise

Rx- und OTC-Absätze der Apotheken auch im Mai im Minus

Berlin - 08.06.2020, 07:00 Uhr

Auch im Mai sind die Absätze bei Rx- und OTC-Arzneimitteln in Apotheken im Vergleich zum Vorjahr gesunken. (s / Foto: imago images/photothek)

Auch im Mai sind die Absätze bei Rx- und OTC-Arzneimitteln in Apotheken im Vergleich zum Vorjahr gesunken. (s / Foto: imago images/photothek)


Die Coronakrise wirkt sich weiterhin negativ auf die wirtschaftliche Lage der Apotheken aus. Nach einem überdurchschnittlichen und von Hamsterkäufen geprägten März folgte ein April, in dem auch die Apotheken die ausgebliebenen Arztbesuche zu spüren bekamen. Zahlen des Marktforschungsinstitutes Insight Health, die DAZ.online vorliegen, zeigen, dass sich die Lage auch im Mai nicht gedreht hat. Sowohl im OTC- als auch im Rx-Bereich liegen die Apotheken zwischen 20 und 30 Prozent unter Vorjahresniveau.

Erst vor wenigen Tagen hat der Deutsche Apothekerverband (DAV) seine Frühinformationen über die wirtschaftliche Lage der Apotheken im Monat April 2020 bekannt gegeben. Demnach ist die Anzahl der eingelösten Rezepte im Vergleich zum Vorjahresmonat um mehr als 15 Prozent gesunken. Der DAV hatte dies mit ausgebliebenen Arztbesuchen während der Phase der Kontaktbeschränkungen begründet. Im März, als die Corona-bedingten Maßnahmen erlassen wurden, war die Zahl der eingelösten Rezepte noch um 13,7 Prozent gestiegen, die GKV-Arzneimittelausgaben wuchsen im März sogar um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Wer nun gehofft hat, dass sich die wirtschaftliche Lage nach dem schwachen April im Mai wieder erholt, der hat sich getäuscht. Denn DAZ.online liegen Daten des Marktforschungsinstitutes Insight Health vor, die zeigen, dass auch der Mai auf einem konstant niedrigeren Niveau verlief als der Vorjahresmonat Mai 2019.

Zuerst ein Blick auf die OTC-Absätze: Zwischen Kalenderwoche 18 und 22 verkauften die Apotheker zwischen 22,1 und 31,1 Prozent weniger OTC-Packungen als noch im Vorjahreszeitraum. Zwischen Kalenderwoche 18 und 20 lagen die OTC-Absätze demnach recht konstant bei minus 25 Prozent, in Kalenderwoche 21 brachen sie weiter ein (- 31,1 Prozent) und in der letzten Maiwoche gab es dann wieder höhere OTC-Verkäufe (- 22,1 Prozent) in den Apotheken. Zur Erinnerung: Am 4. Mai hatten viele Bundesländer ihre Corona-Maßnahmen wieder etwas gelockert, Geschäfte und Schulen durften teilweise wieder öffnen.

(Grafik: Inisght Health)

Rx-Absätze deutlich im Minus

Ähnlich verhielt es sich mit den Rx-Absätzen in Apotheken. Hier lag das Minus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwischen 4 und 26 Prozent. Während die ersten beiden Maiwochen in etwa 12 Prozent schlechter verliefen als noch im Vorjahr, brachen die Rx-Absätze in Kalenderwoche 21 ein (- 25,8 Prozent). Allerdings: Auch im Rx-Bereich macht insbesondere die letzte Woche des Monats Hoffnung: Hier lag das Minus im Vergleich zum Mai 2019 bei „nur“ 4 Prozent.

Ein Blick auf die Insight Health Rx-Daten zeigt, wie stark die Rx-Absätze in den Apotheken  in den vergangenen Wochen teilweise eingebrochen sind. Der tiefste Punkt war in etwa zwei Wochen nach dem Beschluss des Kontaktverbotes (22. März) im April erreicht, als die Apotheken knapp 50 Prozent weniger Rx-Packungen abgaben als in der Vorjahreswoche. Nach dem 21. April führten alle Bundesländer eine Maskenpflicht ein – seitdem liegen die Rx-Absätze konstant unter dem Vorjahresniveau. Auch die von Insight Health vorgelegten Daten zur Entwicklung der ärztlichen Verordnungen zeigt, wie die Coronakrise die ambulante Versorgung beeinflusst. Während die Verordnungen im Januar und Februar ziemlich genau auf Vorjahresniveau lagen, gab es im März ein Plus von knapp 19 Prozent, im April dann ein Minus von rund 14 Prozent.

(Grafik: Insight Health)

ABDA: Die Apotheke lebt vom Rx-Umsatz

Wie wichtig der Rx-Markt für die wirtschaftliche Situation der Apotheken ist, hat erst in der vergangenen Woche die ABDA-Ökonomie-Geschäftsführerin Claudia Korf erklärt. Korf wies auf den immer weiter steigenden Anteil der Rx-Arzneimittel hin. Im Jahr 2019 betrug ihr Anteil am Absatz 55,3 Prozent und am Umsatz sogar 81,7 Prozent. „Die öffentliche Apotheke lebt von Rx-Arzneimitteln“, sagte Korf.

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Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Und im Versandgeschäft...?

von Jensen am 09.06.2020 um 13:56 Uhr

ZurRose, DocMo etc. werden bei Analysten hoch gehandelt, deutliche Kurssprünge und neue Ziele prognostiziert. Die Analyse der OTC und Rx-Zahlen wird erst dann aussagekräftig, wenn auch die Zahlen vom Versand mit in die Betrachtung eingehen.

Die Schlussfolgerung daraus ist dann das eigentlich Interessante...

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RX - und OTC Absätze

von Heiko Barz am 08.06.2020 um 11:25 Uhr

„Die Deutsche ( Vor-Ort- ) Apotheke lebt von RX-AM.“
Es ist erstaunlich, dass sich die ABDA zu dieser Aussage bekennt. Endlich sollte der Schritt voran zum RXVV getan werden, denn zu keiner Zeit, seit 2016 , war ein Entscheidungsimpuls stärker als jetzt, wenn man den Statements einiger Politiker Glauben schenken will. Nur weiß ich noch immer nicht, was unsere „Funktionäre“ in vorweihnachtlichem Hinterstübchen mit dem GM abgesprochen haben.
Dass es wieder ca. 350 neue APO-Schließungen 2019 gegeben hat, wird den GM im Zuge seiner Apothekendichte-Planung nicht wirklich „belasten“, trotz verlogener Lobhudeleien.
Wenn dich dein Gegner lobt, und mittlerweile ist uns Spahn ein berufspolitischer Gegner geworden , ist immer das Verschleiern unangenehmer Machenschaften zu erwarten, und davor sollte man stets gewappnet sein.

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