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Ansteckung durch die Kleinsten
Säuglinge mit besonders hoher Viruslast an SARS-CoV-2
Säuglinge erkranken bei einer Infektion mit dem neuen Coronavirus meist nur leicht, sind aber möglicherweise umso infektiöser. Jedenfalls hat eine neue Fallberichtsserie aus den USA gezeigt, das Säuglinge unter drei Monaten sehr hohe Viruslasten in sich tragen.
Ein Bericht des Ann & Robert H. Lurie Kinderkrankenhauses von Chicago, der im Journal of Pediatrics veröffentlicht wurde, zeigt, dass Säuglinge unter 90 Tagen, die positiv auf COVID-19 getestet wurden, in der Regel gesund sind und dass ihre Atemwege durch die Infektion nur gering oder gar nicht betroffen sind. Trotzdem sind Kontakte mit ihnen wahrscheinlich mit einem hohen Ansteckungsrisiko verbunden. Herausgefunden haben die Forscher aus Chicago dies durch eine Analyse entsprechender Fälle, die sie aus einer klinischen Labor-Testdatenbank für SARS-CoV-2 herausgefiltert haben. In der Hochphase der COVID-19-Epidemie in Chicago waren in der Region zwischen dem 11. April 2020 und dem 12. Mai 2020 insgesamt 171 Babys im Alter von bis zu drei Monaten getestet worden, meist, weil sie Fieber hatten, sonst aber keine Symptome.
Kaum Krankheitszeichen
Bei 18 getesteten Säuglingen konnte mittels RT-PCR eine SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen werden. 50 Prozent (20 bis 67 Tage alt zum Zeitpunkt der Aufnahme) wurden stationär aufgenommen, hauptsächlich wegen der klinischen Beobachtung, um die Nahrungsaufnahme zu überwachen oder um bakterielle Infektionen durch Antibiotika-Infusionen auszuschließen. Acht der neun hospitalisierten Säuglinge hatten Fieber, vier Husten oder eine gesteigerte Atemfrequenz und sechs gastrointestinale Symptome (schlechte Nahrungsaufnahme, Erbrechen oder Durchfall). Keiner benötigte Sauerstoff, Atemunterstützung oder Intensivpflege. Bei fünf Säuglingen wurde anlässlich der ersten Vorstellung eine Röntgenaufnahme der Brust durchgeführt, die bei allen ohne besondere Befunde war.
Niedrige Ct-Werte zeigen eine hohe Viruslast an
Auffällig war jedoch die bemerkenswert hohe Viruslast in den Nasenabstrichen. So wurden in den PCR-Tests erstaunlich niedrige Ct-Werte ermittelt. Der Ct-Wert (engl. cycle threshold für Schwellenwert-Zyklus) bezeichnet die Zahl der Vermehrungszyklen, die notwendig ist, bis das Virus nachgewiesen werden kann. Ein niedriger Ct-Wert steht für eine hohe Viruslast. Die Ct-Werte lagen für die untersuchte Kohorte von Säuglingen bei 3,00 bis 6,58 (n = 14). Einer hatte so eine hohe Viruslast, dass eine Verdünnung von 1:100 erforderlich war, um einen Ct-Wert von 8,6 zu erhalten. Zum Vergleich: Ein Kontrollstandard mit 1.000 Kopien pro ml, der in jedem Testlauf enthalten war, lieferte Ct-Werte von 22,9 +/- 0,4. Die verbleibenden drei Säuglinge hatten Ct-Werte von 10,3 und 11,8 und 22,4.
Woher die Ansteckung?
14 Babys hatten enge Kontakte und/oder Haushaltsmitglieder mit COVID-19-Symptomen, acht bestätigte SARS-CoV-2-positive Kontakte. Für vier Säuglinge konnten keine entsprechenden Kontakte ermittelt werden, was nach Meinung der Wissenschaftler auf eine asymptomatische Übertragung durch einen Betreuer oder einen anderen engen Kontakt hindeutet.
Bei Säuglingen mit Fieber an COVID-19 denken
„Obwohl es nur begrenzte Daten zu Säuglingen mit COVID-19 aus den USA gibt, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Babys meist nur leicht erkranken und möglicherweise kein höheres Risiko für schwere Verläufe haben, wie ursprünglich aus China berichtet", kommentiert die Hauptautorin der Publikation Leena B. Mithal, Expertin für pädiatrische Infektionskrankheiten am Lurie Children's und Assistenzprofessorin für Pädiatrie an der Feinberg School of Medicine der Northwestern University, die Beobachtungen. „Die meisten Säuglinge in unserer Studie hatten Fieber, was darauf hindeutet, dass COVID-19 für junge Säuglinge, die aufgrund von Fieber untersucht werden, eine wichtige Ursache sein kann.“
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