Praxisgerechte Auswahl

Pharmazieräte stellen Schutzmaßnahmenkatalog zusammen

Stuttgart - 06.07.2020, 10:15 Uhr

Um auch während der Coronakrise weiterarbeiten zu können, haben sich die Pharmazieräte Gedanken gemacht, wie eine Apotheke möglichst hygienisch bleibt. (m / Foto: phoenix021 / stock.adobe.com)

Um auch während der Coronakrise weiterarbeiten zu können, haben sich die Pharmazieräte Gedanken gemacht, wie eine Apotheke möglichst hygienisch bleibt. (m / Foto: phoenix021 / stock.adobe.com)


Was können Apotheken tun, um auch während Corona geöffnet bleiben zu dürfen? Die Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschland (APD) hat praxisgerechte Schutzmaßnahmen für Apothekenräume und das -personal erstellt. Worauf müssen Apotheker besonders achten?

Die Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschland (APD) hat kürzlich in ihrem Dankesschreiben die Einzigartigkeit und den besonderen Stellenwert der öffentlichen Apotheken hervorgehoben (siehe DAZ 2020, Nr.27, Seite 12). Um eine Schließung dieser versorgungsrelevanten Betriebe zu vermeiden, stellte sie noch einmal eine praxisgerechte Auswahl an möglichen Schutzmaßnahmen zusammen.

Schutzmaßnahmen für die Apothekenräume:

  • Schilder für den Eingang („Mit Symptomen XY draußen bleiben“; „Bitte 1,5 m Abstand halten“)
  • Zugangsbegrenzung: eine maximale Anzahl Kunden in der Apotheke festlegen (Schild am Eingang); Türsperrung planen, wenn zu viele Leute in der Apotheke sind
  • Kunden mit entsprechenden Symptomen gegebenenfalls am Autoschalter oder durch Nachtdienstfenster/Offizinfenster oder vor der Türe bedienen
  • Abstand von Kunde zu Kunde in der Offizin mindestens 1,5 m (siehe dazu auch § 4 Abs. 2a ApBetrO Vertraulichkeit am HV-Tisch), dazu Maßnahmen zur Abstandshaltung ergreifen (Aufkleber auf dem Boden, Absperrungen etc.)
  • auf Sicherheitsabstand zwischen Mitarbeiter und Kunde in der Offizin und Freiwahl achten
  • an jedem HV-Tisch Trennwand aus Sicherheitsglas oder Plexiglas zwischen Personal und Kunde aufstellen
  • Desinfektionsspender für Kunden in der Offizin bereitstellen
  • regelmäßige = mehrmals tägliche Desinfektion der HV-Tische, Telefon, ec-Gerät, Türklinke, Schaukelpferd für Kinder, Wartegelegenheit usw.,
    Frequenz dazu festlegen (Hygieneplan)
  • Häufiges Durchlüften in der Apotheke, um die Tröpfchenzahl und -größe gering zu halten
  • Bezahlvorgänge in der Apotheke möglichst kontaktlos; eventuell ec-Cash-Gerät tauschen
  • Tätigkeiten nah am Kunden nur in begründeten Einzelfällen durchführen (z. B. Anmessen von Kompressionsstrümpfen)
  • Kosmetik-Tester aus der Freiwahl entfernen
  • Bilderbücher und Spielsachen aus der Spielecke entfernen
  • Warenannahme nur an den Außentüren
  • Keine Besuche von Außendienstmitarbeitern etc.
  • Desinfektionsspender im rückwärtigen Bereich für Personal aufstellen. Im Sanitärbereich sollte dies Standard sein.

Schutzmaßnahmen für das Apothekenpersonal

  • Häufige Händedesinfektion bzw. gründliches Händewaschen (Hygieneplan)
  • Personal mit Masken schützen: Handschuhe und Masken für das Personal jederzeit in ausreichender Zahl vorrätig halten; über Maskenpflicht nachdenken
  • Mitarbeiter mit Krankheitsanzeichen (Husten, Schnupfen usw.) bei sich selbst oder bei nahen Angehörigen sowie Mitarbeiter mit erhöhtem Gesundheitsrisiko bleiben nach Rücksprache zu Hause
  • Möglichst getrennte Teams einsetzen. Approbierte Mitarbeiter nur getrennt einsetzen, damit die Apotheke jederzeit geöffnet bleiben kann
  • Über Beschäftigungsverbote (z. B. Schwangere) nachdenken
  • Botendienst: regelmäßige Händedesinfektion; Auslieferung der Arzneimitteln möglichst mit FFP2-Schutzmaske und Einmalhandschuhen; Aushändigung an der Haustüre
  • Altenheimbelieferung: Die Anlieferung von Arzneimitteln usw. soll in einer Anlieferzone (z. B. Pforte, Eingangsbereich) des Altenheims mit Dokumentation der Übergabe erfolgen, um ein Betreten der Stationen zu vermeiden

Aus den genannten Maßnahmen sollen die Apotheken nach einer durchgeführten Gefährdungsbeurteilung ein individuelles risikobasiertes Schutzkonzept erstellen. Die APD weist darauf hin, dass es verpflichtend sei, einen Betriebsarzt zu bestimmen, um im Pandemiefall zu treffende Maßnahmen mit ihm abzusprechen.

Zusätzlich zu den Schutzmaßnahmen sollten alle Bestandteile zur Eigenherstellung von Desinfektionsmittel in größeren Mengen vorrätig gehalten werden, sowie eine ausreichende Anzahl von Abgabegefäßen. Die APD sieht mindestens

  • 10 Liter Isopropanol 99 Prozent,
  • 1 Liter Wasserstoffperoxid 30 Prozent und
  • 1 Liter Glycerol vor.

Ebenso sollten ausreichend Fertigprodukte zur Hände- und Flächendesinfektion gelagert werden. Ziel sei es, eine Infektion von Mitarbeitern, aber auch eine Übertragung auf Kunden der Apotheke zu verhindern.



Henriette Feist, Apothekerin und Volontärin
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Schutzmaßnahmen

von Dormicum am 12.07.2020 um 19:31 Uhr

Handschuhe in der Rezeptur sind ja Standard, aber was sollen denn Handschuhe beim Botendienst bringen?
Wenn der Bote für jeden Kunden aus dem Auto steigt, Handschuhe anzieht, ausliefert, Handschuhe auszieht, Hände desinfiziert (da man das ja nach dem Tragen von Handschuhen machen sollte; oder natürlich waschen) und dann wieder ins Auto einsteigt, hat man am Ende nur einen teuren, unnötigen Müllberg. Es ist mittlerweile oft genug die Sinnhaftigkeit von Handschuhen zum Schutz vor Coronaviren diskutieren worden und oft genug kam man zu dem Schluss, dass es keinen Vorteil bringt, sondern stattdessen nur zum Wachstum von Keimen im feucht-warmen Handschuhklima. Außerdem ist langes Handschuhtragen schlecht für die Haut und das Virus gelangt sowieso durch die Poren, die beim Tragen gewertet werden.
Also liebe Pharmazieräte: denkt nochmal über diesen Punkt mach und ersetzt ihn vielleicht durch "Mitführen von Desinfektionsmittel im Botendienst". Desinfektionsmittel ist zwar auch nicht das beste für die Haut, aber da es beim Tragen von Handschuhen dennoch nötig wäre, vermeidet man so wenigstens den Müll und es ist eine sinnvolle Maßnahme.

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Dankesschreiben

von J.Oertel am 06.07.2020 um 16:03 Uhr

Wer soll das Dankesschreiben wie bekommen (haben)? Ich habe keins. Find ich auch nicht bei Google. Die kurzen Auszüge, die in der DAZ gedruckt wurden, können es ja nicht sein.

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Tipps der Pharmazieräte

von Pille62 am 06.07.2020 um 15:56 Uhr

............Sorry waren die im Coronaschlaf?
damit rechtssicheres Arbeiten möglich ist, hätte diese Liste spätestens mit dem Lock Down vorliegen müssen!
Aber nun ist sie ja endlich da, damit man ordnungspolitisch mit aller Härte zuschlagen kann.

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Prima

von Karl Friedrich Müller am 06.07.2020 um 13:49 Uhr

Jetzt brauchen wir noch die Vorschriften der Pharmazieräte. Damit das noch in Bürokratie gegossen wird und alles sanktioniert werden kann.( oh, ein Kunde hatte nur 1,485m Anstand? Gleich die Bude zu!)
Bisher haben wir es nicht geschafft.
Nach Monaten!!!! Damit noch ankommen! Mit Dingen, die nun normal und selbstverständlich sind. Ein Nachweis der Daseinsberechtigung? Und sich wichtig vorkommen wollen?
Schräg, total schräg, Das macht mich wütend.
Es kotzt mich schon wieder an.

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AW: Prima

von pille62 am 06.07.2020 um 16:00 Uhr

wetten, das zu den kommenenden Revisionen Maßband und Zollstock ganz wichtige Utensielen sein werden, um Kreuze am Boden und die Maße von Plexiglasscheiben nachzumessen!!!

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