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Pharmazeutische Chemie
Studium: So klappt es mit dem Labor in der Krise
Ein Pharmaziestudium ohne Präsenz? Geht nicht, hätten vor der Coronakrise wohl viele gesagt. Professor Gerd Bendas vom Institut für Pharmazeutische Chemie in Bonn berichtet, wie er die Phase erlebt hat – und wie es letztlich doch noch gelang, den Studierenden das Lernen inklusive Praktikum im Labor zu ermöglichen.
Ursprünglich sollte das Sommersemester an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn für die meisten Studienfächer am 6. April 2020 beginnen. Doch im Zuge der Corona-Pandemie wurde dieser Termin auf den 20. April verschoben. Im Vorfeld gab die Universität bekannt, dass die Lehrveranstaltungen virtuell in einem Online-Modus abgehalten werden. Lehrende konnten schon vor dem Semesterbeginn ihre Lehrmaterialien in digitaler Form auf der Lehr- und Lernplattform „eCampus“ bereitstellen.
Gerd Bendas ist einer von den rund 545 Professorinnen und Professoren an der Uni Bonn und für das Fach Pharmazeutische Chemie verantwortlich. Was ist seiner Meinung nach die markanteste Veränderung für die Pharmaziestudierenden in der Corona-Zeit gewesen? „Lernen ohne Präsenz über einen siebenwöchigen Zeitraum“, antwortet er direkt. Alle Betroffenen hätten diese Umstellung schultern müssen. Rückblickend hätte diese aber ganz gut geklappt. „Es gab innerhalb der Uni Bonn ein sehr transparentes und schnelles Krisenmanagement, was auch dank eines sehr aktiven Studiengangsmanagements in der Pharmazie dann an alle Lehrende sehr gut kommuniziert wurde“, so Bendas. Der um zwei Wochen verschobene Semesterstart wurde genutzt, um die Lehre komplett auf Videokonferenz-Formate umzustellen. Die Uni kümmerte sich darum, dass alle die dafür nötige Software zur Verfügung gestellt bekamen. Bendas und seine Professorenkollegen bekamen von Seiten der Verwaltung ein klares Sicherheitskonzept aufgezeigt. Frühzeitig ging es dabei auch um die Frage, wie eine „partielle Lockerung“ aussehen könnte.
Mehrbelastung für Assistenten
Bis Ende Mai konnten in der Pharmazie so alle Lehrveranstaltungen in Form von Vorlesungen komplett abgeschlossen werden. „Das war sicher für Studierende und Lehrende in der Intensität nicht ganz einfach“, stellt Gerd Bendas fest. Doch das Angebot wurde von den Studierenden gut angenommen – weshalb, dafür hat Bendas auch eine plausibel klingende Erklärung: „Es wurde damit gehofft – und das ist ja dann auch eingetreten –, dass ab Juni ganztags Praktika unter spezifischen Sicherheitsauflagen in Präsenz erfolgen. In dieser Phase sind wir jetzt.“
Laborplatz-Kolloquien online
Gerade in der Pharmazeutischen Chemie war es nämlich wichtig, die Studierenden nach der siebenwöchigen Theorie auch an die Praxis im Labor heranzuführen. Die Praktika laufen aktuell in kleiner Gruppengröße von maximal 20 Personen inklusive Assistenten. Um personelle Überschneidungen und damit die Wahrscheinlichkeit eines Infektionsausbruchs in den Semestern zu vermeiden, bleibt die personelle Zusammensetzung fix bestehen. Das sei eine „deutliche Mehrbelastung der Assistenten“, betont Bendas. Doch wenn alle an einem Strang ziehen, könnte erreicht werden, dass sich das Semester nicht signifikant für die Studierenden verlängern muss.
Doch wie kann man sich das Arbeiten und Lernen zu Corona-Zeiten im Großraumlabor vorstellen? Es seien zunächst die „üblichen Sicherheitsvorkehrungen“, antwortet Bendas: Kittel, Schutzbrille, Handschuhe, Abstand. Doch neuerdings gebe es auch weitere Regeln für diese Präsenzveranstaltungen: reglementierte Zugänge und eine stark ausgedünnte Besetzung seien das eine. Andererseits müssten Studierende Gesichtsschilde tragen, die die Verbreitung von Aerosolen und Tröpfchen vermindern sollen. Um weiteren Kontakt zu reduzieren, wurden im ersten Semester die – berühmt-berüchtigten – Laborplatz-Kolloquien zwar nicht abgeschafft, sondern in ein Online-Format umgeswitched. Auch Analysenansagen lassen sich über ein spezielles Computerprogramm eingeben. So können die Praktikumsleiter mit allen Studierenden interagieren, ohne persönliche Präsenz zeigen zu müssen.
Lehrkräfte im Corona-Modus
Seit mehr als zwei Monaten befinden sich Bendas, seine Kollegen und sein Team von Lehrkräften im Corona-Modus – und das bedeutet vor allem Online-Kommunikation. Kommissionen, Projektgruppen und die universitäre Selbstverwaltung treffen sich regelmäßig in virtuellen Konferenzen. Das sei schnell und komplikationslos. Die Pandemie und der Lockdown hätten dazu geführt, dass von heute auf morgen ganz neue Formate ohne Testphase eingeführt werden mussten. Viele Studierende würden die blockweisen Theorieveranstaltungen vor Praktika mittlerweile sehr schätzen – vielleicht ein Format mit und für die Zukunft?
Die Uni Bonn rechnet für das Wintersemester 2020/21 wieder mit virtuellen Lehrveranstaltungen. Doch im Hintergrund laufen auch die Planungen für ein „vorsichtiges“ Präsenzsemester, deutet Bendas an. Klassische Vorlesungen sollen es werden mit noch anzupassenden Sicherheitsvorkehrungen. Und was passiert bei einer plötzlichen zweiten Welle im nächsten Herbst oder Winter? „Durch die Erfahrungen mit dem jetzigen Semester würde eine Rückkehr in den Online-Modus sehr schnell umsetzbar sein“, ist Bendas sicher.
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