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25. August 2020
Unfassbar! Frustrierend! Ja, demütigend! Es ist so deprimierend, wie mit uns Apothekers und unseren Leistungen umgegangen wird. Jüngstes Frust-Ereignis: Die Bundesregierung beabsichtigt, ein angedachtes verstetigtes Botendienst-Honorar von 2,50 Euro nicht mehr mit dem geplanten Krankenhaus-Zukunftsgesetz (KHZG) im Sozialrecht zu verankern, sondern mit dem ins Stocken geratenen Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) zu verknüpfen. Na und, könnte so mancher sagen, was ist da so schlimm daran? Mein liebes Tagebuch, einiges! Mit dem KHZG hätte unser Botendienst-Honorar in einem überschaubaren Zeitraum den parlamentarischen Weg genommen. Mit einer Verankerung im Apothekenstärkungsgesetz, das schon seit mehreren Monaten in der Schwebe ist mit ungewissem Ausgang, ist das Schicksal eines Botendienst-Honorars dagegen so unsicher wie nur was. Ob wir jemals ein VOASG bekommen werden, steht nach wie vor in den europäischen Sternen. Es ist überhaupt nicht abzusehen, ob das Apothekenstärkungsgesetz jemals in Kraft treten wird, auch wenn es am 11. September auf der Agenda des Bundestags steht. Außerdem würde ein Verschieben des Botendienst-Honorars ins Apothekenstärkungsgesetz die Frage aufwerfen: Was passiert mit einem möglichen Botendienst-Honorar nach dem 30. September (wenn das 5 Euro Botendienst-Honorar ausläuft) bis zu einem Inkrafttreten der Apothekenreform? Gibt es dann weiterhin ein Honorar für Botendienste? Und die Frage: Würde das Botendienst-Honorar etwa als pharmazeutische Dienstleistung gewertet und dann von dem in der Apothekenreform für Dienstleistungen vorgesehenen Budget (150 Mio. Euro) abgezogen? Das wäre fatal! Schon heute ist absehbar, dass das Budget zu mickrig ist und für unsere angedachten hochwertigen Dienstleistungen (Medikationsmanagement und mehr) überhaupt nicht ausreicht. Mein liebes Tagebuch, noch ist alles in statu nascendi und noch ist nichts beschlossen. Aber sollte das Botendienst-Honorar nun wirklich ins VOASG verschoben werden, dann werden wir erneut ausgetrickst.
Mit der Übernahme des Telemedizin-Anbieters Teleclinic durch die Zur Rose-Gruppe, die mehrere Arzneiversandhandelsunternehmen betreibt, bahnt sich eine Aufhebung der Trennung von Arzt und Apotheker an! Mein liebes Tagebuch, da droht eine Riesen-Gefahr! Das kommende Szenario kann man sich schon heute vorstellen: Die Teleclinic-Ärzte bieten ihren Patienten an, die elektronischen Verordnungen an die hauseigenen Arzneiversender wie z. B. DocMorris weiterzuleiten. Die Folge: Zur Rose verdient an der Verordnung und am Verkauf von Arzneimitteln. So lässt sich Umsatz und Gewinn machen! Erhalten Patienten dann unnötige Verordnungen? Zu teure Verordnungen? Unsere Gesundheitspolitiker zeigen sich von diesem Szenario derzeit noch unbeeindruckt, sie glauben, unsere Gesetze, insbesondere das neue Makelverbot würden davor schützen. Mein liebes Tagebuch, seit wann richten sich ausländische Unternehmen wie Zur Rose oder DocMorris nach deutschen Gesetzen? Die ABDA sieht den Teleclinic/Zur Rose-Deal mit Sorge, ABDA-Präsident Schmidt fordert die Politik auf, genau hinzusehen und gegenzusteuern. Aber reicht das, mein liebes Tagebuch, ein bisschen auffordern, ein bisschen Sorge? Da muss die höchste Alarmstufe im Land ausgerufen werden, so laut, dass die Politik in Berlin aufschreckt! Denn was sich da derzeit tut, kann der Anfang vom Ende unseres Gesundheitswesens sein. Gut, dass sich auch mehrere Landesorganisationen zu Wort gemeldet haben und auf die Gefahr aufmerksam machen, z. B. die Hessische Apothekerkammer (Justiziar Ulrich Laut) oder der Chef des Apothekerverbands Westfalen-Lippe, Klaus Michels. Und jetzt die Ärztekammer und Apothekerkammer von Brandenburg. Deren Chefs, Frank-Ulrich Schulz und Jens Dobbert, betrachten die Übernahme von Teleclinic durch Zur Rose „mit einer gewissen Sorge“. Die beiden mahnen dazu, die Aktivitäten der Unternehmensgruppe streng zu überwachen. Hoffen wir, dass die Politik noch aufwacht!
11 Kommentare
Botendienst =eine klare logistische Leistung
von Martin Didunyk am 31.08.2020 um 6:34 Uhr
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AW: Botendienst =eine klare logistische
von Karl Friedrich Müller am 31.08.2020 um 9:11 Uhr
Ich sag Euch mal was:
von Karl Friedrich Müller am 30.08.2020 um 16:37 Uhr
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AW: AW: Ich sag Euch mal was
von Bernd Jas am 30.08.2020 um 18:01 Uhr
AW: Ich sag Euch mal was
von Karl Friedrich Müller am 30.08.2020 um 18:50 Uhr
Klagelied
von Conny am 30.08.2020 um 13:31 Uhr
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Missverständnis?
von Uwe Hüsgen am 30.08.2020 um 12:41 Uhr
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AW: Missverständnis
von Dr.Diefenbach am 30.08.2020 um 18:17 Uhr
Das Botendienstchaos
von Heiko Barz am 30.08.2020 um 11:31 Uhr
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Wohin?
von Reinhard Rodiger am 30.08.2020 um 10:46 Uhr
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Wählen oder vererben ?
von Ulrich Ströh am 30.08.2020 um 8:22 Uhr
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