DAZ.online: Es gibt unterschiedliche Schätzformeln, um sich der tatsächlichen Nierenfunktion zu nähern. Gibt es eine „beste“?
Richling: Jede Schätzformel, die zur Dosisanpassung an die Nierenfunktion herangezogen wird, besitzt Limitationen. Die meisten pharmakokinetischen Studien, auf die bei der Zulassung eines Arzneimittels Bezug genommen wird, verwenden historisch bedingt die geschätzte Kreatinin-Clearance über die Cockcroft-Gault-Formel. In der täglichen Praxis wird häufig auf die angegebene eGFR des Laborberichts bei Dosisanpassungen zurückgegriffen (meist nach CKD-EPI oder der vereinfachten MDRD-Formel), da die Parameter zur Körpergröße und Gewicht den Laboren nicht vorliegen. Die Bestimmung der Nierenfunktion bei Patienten mit instabiler Nierenfunktion und anderen Risikofaktoren, die die Kreatininproduktion beeinflussen (z. B. beim Vorliegen von Ödemen, Aszites, Amputationen u. a.) sollte nicht über eine Schätzformel erfolgen. Letztlich kann für die meisten Arzneistoffe, die renal eliminiert werden bei Patienten mit durchschnittlichem Körperbau und Gewicht sowohl die Kreatinin Clearance nach Cockcroft-Gault als auch eine eGFR (z. B. CKD-EPI) zur Berechnung der Nierenfunktion verwendet werden. Für bestimmte Wirkstoffe, wie nephrotoxische Arzneimittel oder Arzneimittel mit renaler Clearance und enger therapeutischer Breite, sollte weiterhin die in den Fachinformationen empfohlene Schätzformel für die Dosisanpassung (bei Angaben zur Kreatinin-Clearance wäre dies die Cockcroft-Gault-Formel und bei Angaben zur GFR die CKD-EPI-Formel) verwendet werden.
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