Immunisierung gegen Corona

Impfstoffe aus China sollen im November kommen

Remagen - 23.09.2020, 17:50 Uhr

Vier chinesische COVID-19-Impfstoffkandidaten sollen in internationale klinische Phase-III-Studien eingetreten sein. (x / Foto: imago images / ZUMA Wire)

Vier chinesische COVID-19-Impfstoffkandidaten sollen in internationale klinische Phase-III-Studien eingetreten sein. 
(x / Foto: imago images / ZUMA Wire)


Die Erforschung und Entwicklung von COVID-19-Impfstoffen in China schreiten rasant voran. Bereits im November sollen sie für die Öffentlichkeit verfügbar sein.

Mittlerweile sind weltweit neun COVID-19-Impfstoffe in klinische Phase-III-Studien eingetreten. Die Kandidaten aus China sollen schon bald in die Zielgerade der Zulassung einbiegen. Dies teilt die chinesische National Medicinal Products Administration (NMPA) mit. Sie beruft sich dabei auf die Virologin Wu Guizhen, Chefexpertin für Biosicherheit am Chinesischen Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention. Wu bezeichnet die bisherigen Studienergebnisse als „zufriedenstellend“, ohne weiter ins Detail zu gehen. Sie erwartet, dass die Allgemeinbevölkerung im November oder Dezember eine COVID-19-Impfung erhalten könnte. 

Ende August hatte die Arzneimittelbehörde berichtet, dass vier chinesische COVID-19-Impfstoffkandidaten internationale klinische Phase-III-Studien begonnen hätten. Einige würden voraussichtlich Anfang September die erste Impfrunde abschließen. Vorläufige Daten würden bereits im November erwartet. Dazu gehörten zwei inaktivierte Impfstoffe, die von der China National Biotec Group (CNBG) entwickelt wurden. Sie seien für klinische Phase-III-Studien in mehreren Ländern des Nahen Ostens und Südamerikas mit mehr als 30.000 Probanden freigegeben.

Yang Xiaoming, Chefwissenschaftler der chinesischen Impfstoffentwicklung und CEO der CNBG, sagte in einem Interview mit China Central Television (CCTV), dass bereits über 20.000 Menschen geimpft worden seien. Die Sicherheit der Impfstoffe sei gewährleistet und die Wirksamkeit werde genau überwacht. Daneben erwähnt die NMPA den inaktivierten Impfstoff von Sinovac Biotech, der in einigen Ländern Südamerikas und Südostasiens in der entscheidenden Phase der klinischen Erprobung ist. Und als vierter Impfstoff wird ein rekombinanter COVID-19-Impfstoff mit dem modifizierten defekten Adenovirus als Vektor angeführt.  

Impfungen sollen zwischen einem und drei Jahren wirksam sein

Im Vorgriff auf die finalen Ergebnisse haben die chinesischen Behörden bereits drei COVID-19-Impfstoffe für den Notfalleinsatz von Gruppen mit besonders hohem Infektionsrisiko zugelassen. Nach Angaben von Wu soll keiner, der hiernach geimpft wurde, schwerwiegende Nebenwirkungen gezeigt oder sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. „Wir gehen davon aus, dass die Impfungen zwischen einem und drei Jahren wirksam bleiben werden", meint die Virologin. Gemäß einer Richtlinie für die klinische Bewertung von COVID-19-Impfstoffen, die kürzlich von der National Medical Products Administration veröffentlicht wurde, sollte der Impfstoff mindestens sechs Monate, vorzugsweise länger als ein Jahr, Immunität bieten.

Menschen zur Grippeimpfung aufgerufen

Obwohl die Epidemie in China praktisch unter Kontrolle sein soll, rufen Experten zur Wachsamkeit auf, um sich vor neuen Ausbrüchen im Winter zu schützen. Mit dem Eintreffen von Herbst und Winter, Spitzenzeiten für Infektionskrankheiten wie Grippe und COVID-19, sollten vorrangig gefährdete Gruppen gegen SARS-CoV-2 geimpft werden können, sobald die Vakzine verfügbar sind. Dazu gehören Menschen, die zu Arbeitszwecken in Corona-Risikoländer gehen, medizinisches Personal an vorderster Front und ältere Menschen mit chronischen Krankheiten. 

Der Präsident der Chinesischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften, Wang Chen, fordert überdies Maßnahmen, um die Öffentlichkeit zur Grippeimpfung zu ermutigen. Damit sollen Gesundheitsrisiken minimiert und medizinische Einrichtungen im Fall von COVID-19-Ausbrüchen entlastet werden. An einigen Orten in China sollen die Impfungen bereits begonnen haben. In Peking starteten die Behörden im August mit dem Kauf von Grippevakzinen für Herbst und Winter.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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