BVDVA-Kongress

E-Rezept muss kein Treiber für Versand sein

Süsel - 16.10.2020, 10:45 Uhr

Die Einführung des E-Rezepts könnte den Versandhandel beflügeln. Ein Naturgesetz ist das aber nicht, meinen Marktbeobachter. (Foto: imago images / Action Pictures)

Die Einführung des E-Rezepts könnte den Versandhandel beflügeln. Ein Naturgesetz ist das aber nicht, meinen Marktbeobachter. (Foto: imago images / Action Pictures)


Kaske: Langfristig 45 Prozent Versandanteil bei OTC zu erwarten

Fabian Kaske, Dr. Kaske Marketingberatung, ergänzte, der Versand sei schon vor der Pandemie stark gewachsen. Die Pandemie habe dies beschleunigt und gerade die großen Versender hätten vor allem ab Mitte des Jahres überproportional profitiert. Interessant sei auch die Entwicklung der Preise. Das Preisniveau im Versand sei während des Lockdowns zum ersten Mal überhaupt gestiegen. Nun sei es aber wieder auf die früheren Werte gesunken. Das Rabattniveau sei im Versand wieder sehr hoch, erklärte Kaske.

17 Prozent Rx-Marktanteil für Versender möglich

Für die Zukunft erwartet Kaske, dass die Pandemie alle Megatrends beschleunigt. Damit werde auch die Neigung der Kunden zum Versand weiter zunehmen. Langfristig erwarte er bei OTC-Artikeln einen Marktanteil der Versender von 
45 Prozent. Der Anteil der Versender an den Umsätzen mit Rx-Arzneimitteln könne von derzeit etwa 1 Prozent auf etwa 17 Prozent im Jahr 2030 wachsen. Denn die Online-Apotheken hätten in Deutschland eine stärkere Marktmacht als in anderen Ländern.

Kurz zuvor hatte Heil dagegen gemahnt, die Folgen des E-Rezepts sollten nicht überschätzt werden. Denn der Blick auf die vielen Länder mit E-Rezepten zeige nur eine geringe Korrelation zwischen der Einführung elektronischer Verschreibungen und der Marktentwicklung des Versands. Heil folgerte: „Das E-Rezept bedeutet nicht automatisch, dass der Versand profitiert.“

Neuer Trend: Hybrid-Apotheken

Als weitere Entwicklung erwartet Heil, dass sich zunehmend starke „Hybrid-Apotheken“ entwickeln, die neben dem klassischen Vor-Ort-Betrieb offensiv einen lokalen Botendienst mit Online-Bestellung und schnellem Lieferdienst anbieten. Diese Hybrid-Apotheken würden neben den reinen Vor-Ort-Apotheken und den Versendern künftig ein drittes Versorgungskonzept darstellen.

Daneben verwies auch Heil auf Erwartungen für weitere erhebliche Zuwächse des Versands. IQVIA hatte die Hersteller von OTC-Produkten gefragt, welchen Umsatzanteil des Versands sie bei ihren Produkten für 2025 erwarten. Die Mehrheit erwartet demnach einen Marktanteil des Versands von 20 bis 40 Prozent. 
14 Prozent der Hersteller würden sogar von noch höheren Marktanteilen des Versands ausgehen. Dagegen sehe ein Drittel der Hersteller Versandanteile von weniger als 20 Prozent voraus. Dies beziehe sich überwiegend auf Artikel für den Akutgebrauch.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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