Arbeiten in der Pandemie

Apotheken-Angestellte wünschen sich mehr Entlastung und Wertschätzung

Berlin - 10.11.2020, 17:55 Uhr

Mehr Pausen, zusätzlichen Urlaub und einen Coronabonus – es gibt einiges, das sich Apothekenangestellte im Pandemiejahr 2020 wünschen. Erfüllt wurden ihre Wünsche aber bislang eher selten. (p / Foto: Schelbert)

Mehr Pausen, zusätzlichen Urlaub und einen Coronabonus – es gibt einiges, das sich Apothekenangestellte im Pandemiejahr 2020 wünschen. Erfüllt wurden ihre Wünsche aber bislang eher selten. (p / Foto: Schelbert)


Nur ein knappes Viertel der Apothekenangestellten empfindet die Corona-Schutzmaßnahmen in der Apotheke als nicht belastend. Die große Mehrheit findet sie dagegen störend. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Umfrage der Apothekengewerkschaft Adexa. Sie zeigt auch: Den von vielen zur Wertschätzung gewünschten Corona-Bonus bekommen nur die wenigsten – und in der Regel nicht in maximaler Höhe.

Adexa hat im Oktober die dritte Online-Umfrage unter Apothekenangestellten in der Corona-Pandemie durchgeführt. Rund 850 Personen beteiligten sich. Die Fragen rankten sich zum einen um Schutzmaßnahmen, die Apotheken ergriffen haben – und wie sich die Angestellten mit ihnen fühlen.

Die Ergebnisse zeigen: In fast allen Apotheken gehört mittlerweile der Schutz durch Plexiglasscheiben im Handverkauf zum Standard (98 Prozent). Beinahe die Hälfte der Befragten muss in der ganzen Offizin einen Mund-Nasen-Schutz tragen, rund ein Drittel nur im Handverkauf. Zwei Drittel gaben an, in ihrer Apotheke sei nur eine begrenzte Kundenzahl erlaubt. Ein Schichtsystem war im Umfragezeitraum in den Apotheken von rund 9 Prozent der Umfrageteilnehmer etabliert. Ebenso viele Befragte nannten „sonstige Maßnahmen“, die zum Schutz vor Infektionen eingeführt wurden. Laut Adexa zeigte die Umfrage, dass sogar selbstverständliche Dinge, wie von der Apothekenleitung gestellte und bezahlte Masken, nicht überall umgesetzt waren.

51 Prozent der befragten Angestellten gaben an, dass sie die Maßnahmen als „mittlere Belastung“ und damit durchaus als störend empfinden. 24 Prozent halten die Belastung sogar für hoch und die Maßnahmen als sehr störend. Das übrige Viertel hat hingegen keine Probleme mit den Einschränkungen für den Infektionsschutz.

Adexa fragte weiterhin nach entlastenden Maßnahmen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei zeigt sich: Hier klaffen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander: So wünschen sich zwei Drittel mehr kurze Pausen – gewährt werden sie jedoch nur 3,5 Prozent. 24 Prozent hätten gerne wechselnde Arbeitsphasen mit und ohne Maske – gerade mal bei einem Prozent ist dieser Wunsch auch umgesetzt. Von zusätzlichen Urlaubstagen zur Entlastung träumen 48 Prozent, sieben Prozent bekommen sie gewährt.

Adexa-Vorstand: Arbeitgeber sind gefordert, die Leistungen ihres Teams zu würdigen

Und dann ist da noch die Corona-Prämie, die Arbeitgeber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in diesem Jahr bis zu einer Höhe von 1.500 Euro steuer- und sozialversicherungsfrei auszahlen können. Eine solche wünschen sich 62 Prozent der Befragten zur Entlastung. Bekommen haben den Bonus bislang 19 Prozent der Umfrageteilnehmer. In 53 Prozent der Fälle lag er unter 500 Euro. Jede/r Vierte Angestellte bekam zwischen 500 und 1.000 Euro. Fast 15 Prozent erhielten den vollen steuerfreien Corona-Bonus von 1.500 Euro.

Adexa

Für die Adexa ist es zwar nicht verwunderlich, dass beim Coronabonus häufig nicht die maximale Summe ausgezahlt wurde – schließlich arbeiteten viele der in Apotheken Beschäftigen in Teilzeit. Dass jedoch erst jede Fünfte überhaupt profitiert habe, sei kein gutes Zeichen.

Kurzarbeit: Für 11,5 Prozent ein Thema

In der Umfrage wurde auch das Thema Kurzarbeit abgefragt. Es zeigte sich: Bei 11,5 Prozent der Befragten gab oder gibt es Kurzarbeit. Bei 52 Prozent der Betroffenen dauerte sie länger als zwei Monate, bei 31 Prozent bis zu zwei Monate und bei 17 Prozent bis zu einem Monat.

Für Adexa-Vorstand Tanja Kratt zeigen die Umfrageergebnisse deutlich: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwarten, dass ihr hohes Engagement während der Pandemie auch beachtet und gewürdigt wird. Das beginnt bei der verbalen Wertschätzung und geht über den Corona-Bonus bis zur häufig genannten Gehaltserhöhung.“ Auch eine Arbeitszeitreduzierung bei Lohnausgleich gehöre zu den häufiger genannten Wünschen. 

Kratts Vorstandskollege Andreas May ergänzt: „Die Chancen, dass die Politik einen von den Kassen oder vom Steuerzahler finanzierten Coronabonus für die Apothekenangestellten auf den Weg bringt, sind derzeit minimal. Daher ist jeder Arbeitgeber und jede Arbeitgeberin gefordert, die hohe Leistung ihrer Teams unter diesen herausfordernden Bedingungen zu honorieren!“



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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3 Kommentare

Coronabonus

von Conny am 10.11.2020 um 19:49 Uhr

War überhaupt kein Problem den vollen Coronabonus zu zahlen. Habe meine neuen Porsche um ein Jahr verschoben.

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mehr Pausen, mehr Urlaub, mehr Geld

von Karl Friedrich Müller am 10.11.2020 um 18:27 Uhr

gut. Dazu Wechsel mit und ohne Masken
Gefragt wird nicht, ob Betriebe das überhaupt umsetzen können.
Ist er nicht so groß, bedeutet das alles mehr Belastung für den Arbeitgeber, nicht nur finanziell, sondern direkt in der Arbeitszeit, die sowieso an der oberen Grenze liegt.
Ich hab auch von gut situierten Kollegen gehört, die gerade mal 100€ ausbezahlt haben - das ist eher eine Beleidigung.
Aber - es geht eben nicht alles. zumal vom Staat gar nichts kommt und unser Oberboss den Kopf in den Wolken hat und eben nicht für mehr Geld vor Ort sorgen will, er weigert sich geradezu.
Den Coronabonus, auf den es keinen Anspruch gibt, habe ich so gehandhabt, dass 1500€ für Vollzeitkräfte galt und Teilzeitkräfte entsprechend weniger bekamen. Also nicht "voll", aber dann irgendwie doch.
Ich finde, das reicht dann auch. Es gibt ja noch mehr zusätzliche Vergütungen.

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AW: mehr Pausen, mehr Urlaub, mehr Geld

von Karl Friedrich Müller am 10.11.2020 um 18:49 Uhr

und dass hier keiner denkt, das wäre mir leicht gefallen, denn mehr Geld für meine Mitarbeiter bedeutet entsprechend weniger Geld für mich. Mein Einkommen sinkt für die Wertschätzung der Mitarbeiter. So rosig war es nämlich nicht dieses Jahr.

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