Beratungsquickie

Wie bekommt man „Maskne“ in den Griff?

Waren (Müritz) - 10.11.2020, 07:00 Uhr

Das häufige Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes kann eine bestehende Akne verschlimmern. Was tun? Was hilft bei „Maskne“? (m / Foto: artmim / stock.adobe.com)

Das häufige Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes kann eine bestehende Akne verschlimmern. Was tun? Was hilft bei „Maskne“? (m / Foto: artmim / stock.adobe.com)


Zugegeben: Die Idee, die Wörter Maske und Akne zu kombinieren, um Hautreizungen hinter dem Mund-Nasen-Schutz einen (angepasst an die nie dagewesene Weltsituation) modernistischen Ton zu verleihen, stammt nicht aus der medizinischen Fachpresse. Nichtsdestotrotz verbirgt sich dahinter kein rein kosmetisches Problem, sondern häufig eine Verschlechterung einer bereits bestehenden Hauterkrankung. Vor allem Personen mit Akne in der Vorgeschichte sollten die folgenden neun Punkte beherzigen – für eine „reine“ Haut, wenn auch versteckt hinter einer Maske.

Das Tragen einer Maske, derzeit eine der wichtigsten Säulen im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2, kann die Gesichtshaut ganz schön strapazieren. Empfindliche Haut neigt mehr als sonst zu Rötungen und Irritationen. Trockene Haut wird noch trockener. Fettige Haut ist vermehrt von Pickeln und Unreinheiten geplagt. Insbesondere Akne-Patienten berichten von einer Verschlechterung des Hautbildes. Die Amerikanische Akademie für Dermatologie (AAD) hat Tipps zusammengetragen, die vor „Maskne“ schützen sollen. Doch nicht mit allen Empfehlungen sind deutsche Hautärzte einverstanden.

1. Mehrmals täglich das Gesicht waschen

Die AAD empfiehlt, morgens und abends sowie nach starkem Schwitzen das Gesicht mit lauwarmem Wasser und sanften Reinigungsmitteln ohne Alkohol zu waschen. Dass dies nur mit den Fingerspitzen erfolgen soll, findet Professor Dr. med. Peter Elsner, Universitätsklinikum Jena, von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), aber übertrieben: „Das Waschen des Gesichtes mit der ganzen Hand oder einem weichen Tuch ist dermatologisch unproblematisch.“ Selbstverständlich müssen vorher die Hände sorgfältig gewaschen werden.

2. Die Gesichtshaut pflegen

Wenn die Haut nach dem Waschen trocken ist oder juckt, sollte eine nicht-komedogene Feuchtigkeitscreme aufgetragen werden. Für fett-feuchte Haut eignen sich leichte Formulierungen wie O/W-Emulsionen, Hydrodispersionsgele oder reine Hydrogele. Hier empfiehlt die AAD explizit Präparate mit Ceramiden, Hyaluronsäure oder Dimethicone. Für diese Inhaltsstoffe gibt es nach Prof. Elsner jedoch keine wissenschaftliche Begründung. „Es sollten Produkte verwendet werden, die für eine Verwendung im Gesicht ausgelobt sind und idealerweise dermatologisch auf Hautverträglichkeit getestet sind.“ Vehement widerspricht der deutsche Experte dagegen der Empfehlung der AAD, vor dem Schlafengehen Vaseline auf raue, gereizte Hautstellen aufzutragen: „Vaseline ist zwar billig, aber kosmetisch unangenehm und kann eine Akne verschlechtern.“

3. Die passende Maske finden

Hautunreinheiten entstehen überall dort, wo die Maske auf der Haut aufliegt und Druck ausübt, also vor allem auf der Nase, am Kinn und an den Wangen. Dies wird insbesondere beim längeren Tragen von dicht abschließenden FFP-2- und FFP-3-Masken relevant. Bei Community-Masken sind die oft dicken, möglicherweise schadstoffbelasteten Stoffe mit rauer Oberfläche problematisch, da sie Hautreizungen verursachen können. Um Problemen vorzubeugen, sollte die Maske eine enge, aber bequeme Passform haben und aus einem atmungsaktiven Gewebe (z. B. Baumwolle) gefertigt sein. Synthetische Stoffe wie Nylon oder Polyester können Akne-Ausbrüche begünstigen. Ideal wäre es nach Ansicht von Prof. Elsner, wenn Produkte auf ihre Verträglichkeit speziell beim Maskentragen geprüft würden. „Dies ist meines Wissens nicht geschehen.“

Nicht nur das Gesicht will regelmäßig gewaschen werden

4. Stoffmasken regelmäßig waschen

In einer Stoffmaske sammeln sich sowohl von der Haut abgesonderte Fette als auch Schmutzpartikel und Keime aus der Umwelt – zusammen mit der feuchten Atemluft ein reicher Nährboden für Bakterien und Viren. Stoffmasken sollten beim Tragen trocken sein. Sie sind zwar „wiederverwendbar“, aber nur wenn sie auch regelmäßig gewaschen werden, das heißt nach jedem Gebrauch, mit einem parfumfreien Waschmittel, bei  mindestens 60 °C. Einmalmasken sollten ihrer Bestimmung nach kein zweites Mal getragen werden.

5. Maskenpause

Wenn eine Maske lange am Stück getragen werden muss, empfiehlt die AAD eine 15-minütige Pause alle vier Stunden, natürlich nur an einem Ort, an dem keine Ansteckungsgefahr besteht.

6. Hautreizende Behandlungen vermeiden

Deutsche und US-amerikanische Dermatologen sind sich einig: Peelings, Salicylsäure und Retinoide können die Haut zusätzlich irritieren. In der Maskenzeit sollte auf derartige Behandlungen besser verzichtet werden. Auch die Nutzung von Aftershave und Lichtgeräten für zu Hause sollte erst einmal ruhen.

7. Vorsicht bei Make-up und Anti-Aging

Die AAD rät, auf Make-up möglichst zu verzichten. Falls dies nicht möglich ist, sollten nur nicht-komedogene Produkte, zum Beispiel auf Mineralstoffbasis, verwendet werden. Prof. Elsner hält eine generelle Warnung vor Make-up dagegen für nicht begründet, ebenso wenig vor Anti-Aging-Produkten, solange sie keine irritierenden Substanzen enthalten und hautverträglich sind.

8. Verordnete Therapien fortführen

Eine Maske ist kein Grund, eine Akne-Behandlung zu unterbrechen. Falls sich der Hautzustand jedoch verschlechtert, sollte der behandelnde Arzt informiert werden. 

9. Gesund leben

Neuer Name hin oder her: Alte Empfehlungen für ein reines Hautbild wie eine ausreichende Trinkmenge (mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag) und eine ausgewogene und gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse und wenig Zucker behalten in Pandemie-Zeiten ihre Gültigkeit – dies gilt auch für die häusliche Quarantäne.



Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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