Weltwoche gegen Antibiotika-Resistenzen

Was jeder einzelne gegen Antibiotika-Resistenzen tun kann

Stuttgart - 19.11.2020, 09:15 Uhr

Antibiotika wirken nicht gegen virale Infektionen! Durch den verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika können besonders vulnerable Patientengruppen geschützt werden. (s / Foto: joyfotoliakid / stock.adobe.com)

Antibiotika wirken nicht gegen virale Infektionen! Durch den verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika können besonders vulnerable Patientengruppen geschützt werden. (s / Foto: joyfotoliakid / stock.adobe.com)


Am 18. November wird jährlich mit der EU-Initiative „European Antibiotic Awareness Day“ (EAAD) für die Resistenzbildung gegen antimikrobielle Substanzen sensibilisiert – eine zunehmende globale Bedrohung. Dieser europäische Tag markiert gleichzeitig den Beginn der „World Antibiotic Awareness Week“ der WHO, die vom 18. bis 24. November stattfindet. Was kann jeder einzelne zum Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen beitragen?

In Zeiten von COVID-19 soll auch der Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen nicht aufgegeben werden. Gemeinsam sollen Antibiotika erhalten werden

Wie aus einer Pressemitteilung der ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) hervorgeht, ist der Verbrauch antimikrobieller Substanzen in EU und EWR sowie dem Vereinigten Königreich (UK) weiterhin hoch – vor allem im südlichen und östlichen Europa. „Wir müssen alle zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Resistenz gegen Antibiotika nicht zur nächsten globalen Gesundheitskatastrophe wird“, so die EU-Kommissarin für Gesundheit Stella Kyriakides.

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Gefährlich resistent

Die neuen Daten zur Resistenzbildung von 2019 zeigen beispielsweise, dass sich die Resistenzen gegen das Reserveantibiotikum Vancomycin zwischen 2015 und 2019 – bei Enterococcus-faecium-Infektionen des Blutkreislaufs – verdoppelt haben. DAZ.online berichtete bereits im Januar, dass die Zahl an Infektionen mit Vancomycin-resistenten Enterokokken beständig zunimmt. Auch Resistenzen gegen Carbapeneme bleiben laut ECDC ein Problem. Gegen Klebsiella pneumoniae berichteten manche Länder Resistenzraten über 10 Prozent. Häufig sollen sie auch bei Pseudomonas aeruginosa, Acinetobacter-Arten vorkommen und das in höheren Prozentsätzen als bei K. pneumoniae.

Insgesamt ergibt sich 2019 über die Länder hinweg ein uneinheitliches Bild – sei es im Krankenhaus oder im ambulanten Bereich und auch bezüglich der eingesetzten Antibiotika-Klassen: Übergeordnet wurden in EU und EWR keine signifikanten Trends festgestellt, allerdings mit einer Ausnahme: der Polymyxin- Verbrauch (hauptsächlich Colistin) im Krankenhaussektor hat zwischen 2010 und 2019 zugenommen.

In der Einzelfallbetrachtung sollen viele Länder einen Anstieg oder einen Rückgang des Antibiotikaverbrauchs in der Zeit zwischen 2010 und 2019 verzeichnen – sowohl was Antibiotika insgesamt als auch einzelne Gruppen angeht. Das könnte die verschiedenen politischen Initiativen auf nationaler Ebene widerspiegeln.

Zusammenhang zwischen Antibiotika und Resistenzen aufzeigen

Wie Patienten, Angehörige der Gesundheitsberufe, Tierärzte, führende Persönlichkeiten des Gesundheitswesens, Journalisten und die pharmazeutische Industrie täglich zum Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen beitragen können, hat die EMA in Infokarten zusammengefasst: 

  • Angehörige des Gesundheitswesens sollten Patienten den Zusammenhang zwischen Antibiotika und Resistenzen aufzeigen. Außerdem sollten sie sich selbst immer auf dem aktuellsten Wissensstand halten.
  • Patienten sollten Antibiotika nur einnehmen, wenn sie diese durch ihren Arzt verschrieben bekommen haben – entsprechend der Dosierungsanweisung. Antibiotika sollten niemals an andere weitergegeben werden! Durch den verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika können besonders vulnerable Patientengruppen wie Schwangere und Neugeborene geschützt werden. Antibiotika wirken nicht gegen virale Infektionen! Sie sollen nicht bei Erkältungen oder gegen Influenza zum Einsatz kommen.

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  • Die pharmazeutische Industrie muss ihre Anstrengung in Sachen Forschung und Entwicklung erhöhen.
  • Tierärzte sollten die Gesundheit von Mensch und Tier im Blick behalten. Sie sollen über reduzierte Effektivität von Antibiotika berichten.
  • Führende Persönlichkeiten des Gesundheitswesens können die Anreize für neue Antibiotika erhöhen und Unternehmen, die diese entwickeln, belohnen.
  • Journalisten sollen über Antibiotika-Resistenzen berichten, um die öffentliche Aufmerksamkeit dafür zu erhöhen.


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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