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- TI 2.0: Ohne Karten und ...
Weg mit Konnektoren, Heilberufsausweisen und Institutionskarten: Die Gematik will ihre gerade erst warmlaufende Telematikinfrastruktur bis zum Jahr 2025 generalüberholen. Das bisher recht starre System soll abgelöst werden durch ein Plattformmodell und über Schnittstellen mit dem Internet von überall aus erreichbar sein. Das geht aus einem Whitepaper hervor, das die Gematik am gestrigen Donnerstag veröffentlicht hat.
Eine „Arena für digitale Medizin“ – so betitelt die Gematik ihren Entwurf einer Telematikinfrastruktur (TI) 2.0, den sie in einem am gestrigen Donnerstag veröffentlichten Whitepaper vorstellt. Kern des Modells ist das Plattform-Prinzip: Die TI 2.0 „stellt primär keine Anwendungen zur Verfügung, sondern befähigt die Bereitstellung von Diensten und die freie Kommunikation zwischen den Diensten und Nutzern“, schreibt die Gesellschaft. „Die Plattform und die durch Drittanbieter bereitgestellten Dienste bilden die eigentliche TI 2.0.“
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Diese Grundidee hat weitreichende praktische Konsequenzen für die Apotheken und andere Leistungserbringer. So soll der Zugang zur TI 2.0 nicht mehr abhängig sein von Konnektoren, sondern über Schnittstellen mit dem Internet möglich werden, um „Anwendungen schneller, wirtschaftlicher und auf Basis neuester technologischer Entwicklungen nutzbar zu machen“. Mit dem geplanten mobilen Zugang, so heißt es in dem Whitepaper, soll auch die Nutzerfreundlichkeit spürbar steigen, die „bei der IT im Gesundheitssystem noch aufgeholt werden muss“.
TI-Architektur grundlegend überarbeiten
Das derzeitige Konzept hält die Gematik offenbar nicht für zeitgemäß. „Die TI muss sich weiterentwickeln, denn sie basiert auf Überlegungen, Designentscheidungen und Prämissen der 2000er Jahre“, konstatiert sie. „Die grundlegende Architektur der TI muss technologieunabhängiger werden, damit Datensilos aufgelöst und mobile Patientenversorgung möglich werden.“
Dazu zählt die Gematik auch die Abschaffung von Heilberufsausweisen (HBA), Institutionskarten (SMC-B) und Kartenterminals, die derzeit noch nötig sind, um sich in die TI einzuwählen. Vom „Wegfall proprietärer IT-Lösungen“ wie auch den Konnektoren verspricht sie sich eine Senkung der Kosten für die Nutzer und eine Stabilisierung des Betriebs. Zur Erinnerung: Im Mai 2020 hatte ein Konfigurationsfehler innerhalb der TI dafür gesorgt, dass viele Arztpraxen in Deutschland zum Teil wochenlang von der TI abgeschnitten waren. Solche Vorfälle sollen mit der rundum erneuerten Struktur zukünftig nicht mehr vorkommen können.
Apothekerkammern als Identity Provider
Um den Zugriff auf die TI 2.0 zu ermöglichen, sollen sogenannte „Identity Provider“ die berechtigten Nutzer freischalten – für die Apotheker sind die Kammern als zuständige Stellen genannt. Diesen Schritt weg von den sogenannten Smartcards will die Gematik schon sehr bald auf den Weg bringen. „Die Gematik wird im Jahr 2021 die Vorgaben für ein föderiertes System elektronischer Identitäten (eID-System) festlegen. Es wird davon ausgegangen, dass die ersten eID-Systeme der Sektoren Ende 2021/Anfang 2022 in Betrieb gehen.“
Die neue Rolle der Gematik
Auch ihre eigene Rolle definiert die Gesellschaft neu: Sie soll laut Whitepaper künftig vor allem als Zulassungs- und Attestationsstelle dienen. „Die Gematik sollte in der Lage sein, die für den Vertrauensraum der TI erforderlichen Sicherheits- und Interoperabilitätsstandards durchzusetzen. Diese Standards müssen in Form eines Regelwerks für die TI formuliert sein. Hieraus ergibt sich für die Gematik die Rolle einer Zulassungsstelle“, so die Idee. Und: „Aus praktischen Gründen muss die Gematik die Regelwerk-Konformität eines jeden Akteurs im Vertrauensraum der TI mittels technischer Verfahren für alle anderen Akteure transparent machen. Hieraus ergibt sich für die Gematik die Rolle einer Attestationsstelle.“
Die Umstellung auf die TI 2.0 soll nach Angaben der Gematik schrittweise bis zum Jahr 2025 erfolgen. „Die Migration auf die TI 2.0 soll parallel zum Regelbetrieb der TI durchgeführt werden. Der standortunabhängige Zugriff und die neue Sicherheitsarchitektur ermöglichen einen Aufbau neuer Dienste bzw. Schnittstellen, ohne den laufenden Betrieb der TI zu beeinträchtigen“, heißt es dazu. Auch sei keine Umstellung zu einem bestimmten Stichtag für alle Nutzer erforderlich. „Der grundlegende Migrationsansatz ist, eine Anwendung nach der anderen schrittweise auf die neue Architektur umzustellen und dabei gestaffelt nach Nutzergruppen vorzugehen.“
8 Kommentare
Stand der Technik
von Ulf am 02.02.2021 um 9:50 Uhr
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Oh
von Christiane Patzelt am 24.01.2021 um 10:14 Uhr
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Geschäftsmodell
von Frank Neuschulz am 23.01.2021 um 14:51 Uhr
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Sauerei! Betrug? Skandal?
von Uwe Hansmann am 23.01.2021 um 14:23 Uhr
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AW: Sauerei! Betrug? Skandal
von zdvo am 23.01.2021 um 17:56 Uhr
TI 1.0 bitte überspringen !!!
von Dr. Ralf Schabik am 22.01.2021 um 19:23 Uhr
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AW: TI 1.0 bitte überspringen
von Dr. Ralf Schabik am 23.01.2021 um 7:31 Uhr
Geht's noch
von Manfred Saar am 22.01.2021 um 19:05 Uhr
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