Künstliche Intelligenz

Husten, Röntgenbilder, Algorithmen – KI und COVID-19

Düsseldorf - 16.02.2021, 07:00 Uhr

Ein Besucher der Japan IT Week 2020 überprüft seine Temperatur mit der Wärmebildkamera NUWA Ocular des KI-Roboters „Kebbi“. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)

Ein Besucher der Japan IT Week 2020 überprüft seine Temperatur mit der Wärmebildkamera NUWA Ocular des KI-Roboters „Kebbi“. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)


Die Smartwatch kennt die Diagnose vor dem PCR-Test

Das ist dabei nur ein Beispiel für die Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Seit Beginn der Pandemie haben sich viele öffentliche und private Forschungseinrichtungen auf das Thema fokussiert – oder auch bereits bestehende Forschungsprojekte in Richtung COVID-19 gedreht oder erweitert.

Auch Smartwatches und Fitness-Tracker beziehen Wissenschaftler:innen mittlerweile ein. So veröffentlichten Forscher:innen der amerikanischen Stanford-Universität und des New Yorker Mount Sinai-Hospitals kürzlich eine Arbeit, die belegt, dass sich über die Veränderung der Herzfrequenz-Variabilität (also der gemittelten Variation des Zeitraums, der zwischen zwei Herzschlägen vergeht) zusammen mit anderen Faktoren bereits Tage vor Symptom-Ausbruch oder gar positivem Test erkennen lässt, ob jemand mit SARS-CoV-2 infiziert ist. Die Arbeit dazu erschien im Fachmagazin „Nature Biomedical Engineering“.

Gleich mehrere Projekte weltweit versuchen die Möglichkeiten der Spracherkennung Künstlicher Intelligenzen für die Pandemie-Bekämpfung zu nutzen. So veröffentlichten Forscher des MIT, des Massachusetts Institute of Technology, bereits im September 2020 ihre Ergebnisse im Fachmagazin „IEEE Engineering in Medicine & Biology“. Ihr Programm vermag mit 98,5-prozentiger Wahrscheinlichkeit nur aus dem Geräusch eines absichtlichen Hustens zu erkennen, ob jemand etwa asymptomatisch an COVID-19 erkrankt ist. Trainingsmaterial der KI waren dabei Tausende mit dem Smartphone aufgenommene Huster wie auch eingesprochene Wörter von Freiwilligen, die zusätzlich per PCR-Test auf COVID-19 untersucht wurden. Entstehen soll laut Forscher:innen daraus eine „anwenderfreundliche Smartphone-App“, die als Vorscreening genutzt werden könnte.

2,5 Millionen Euro für Forschung an Husten-Geräuschen

Unter anderem mit 2,5 Millionen Euro Zuschuss vom Europäischen Forschungsrat wurde auch ein ähnlicher Ansatz von Forscher:innen der britischen Universität Cambridge mitfinanziert. Die App „COVID-19 Sound App“ „sammelt demografische und medizinische Informationen von Benutzern sowie Sprachproben, Atem- und Hustenproben über das Mikrofon des Telefons“, so die Mitteilung der EU dazu. „Nach Gesprächen mit Ärzten ist eines der häufigsten Dinge, die sie bei Patienten mit dem Virus festgestellt haben, die Art und Weise, wie sie beim Sprechen Atem holen, sowie ein trockener Husten und die Intervalle ihrer Atemmuster“, erklärt Professor Cecilia Mascolo vom „Cambridge Department of Computer Science and Technology“ den Forschungsansatz.

Seit April sammeln die Forscher:innen über die App Aufnahmen von Husten und Atmung – wobei sowohl gesunde als auch nicht-gesunde Teilnehmer:innen willkommen seien, um die KI weiter zu trainieren und zu verbessern. Einen ähnlichen Ansatz hatten bereits vor der Pandemie Forscher der ETH-Universität in Lausanne in der Schweiz. Über die Lungengeräusche soll ihre Anwendung bakterielle von viralen Lungenentzündungen unterscheiden helfen – und nun auch speziell COVID-19-Infektionen erkennen. Das „Pneumoskop“ lernt immer noch weiter dazu wie auch etwa der Algorithmus eines israelischen Unternehmens, dessen Smartphone-App ursprünglich das Anfangsstadium von COPD, der Chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, erkannte – und nun ebenfalls auf COVID-19 trainiert wird. Zahlreiche weitere Projekte dieser Art existieren weltweit. Viele Forscher:innen gehen davon aus, dass zukünftig auch etwa smarte Lautsprecher-Systeme wie Amazons Alexa, Apples Siri oder Googles Sprachassistent an der Stimme Krankheiten erkennen könnten.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Durchbruch bei der Proteinfaltung dank Google-Schwester Deepmind

Das Spike-Protein von Omikron mit Künstlicher Intelligenz besser verstehen

PIMS-Syndrom und Long-COVID

COVID-19-Varianten, Kinder und die Folgen

24. International Health Forum thematisiert Digitalisierung und Zukunftstechnologien

KI im Gesundheitswesen

Ist ein Ende des Streits über die „Corona-Apps“ in Sicht?

Der Weg aus der Sackgasse

Was Daten aus der Apotheke leisten könnten – und was nicht

Keine Angst vor künstlicher Intelligenz

1 Kommentar

KI zur Pandemiebekämpfung

von Lisa am 16.02.2021 um 17:23 Uhr

Seltsame Blüten treibt die Pandemie.
Wie wär's in erster Linie mit Stärkung des Immunsystems - ständige Angst - und Panikmache beenden, voreilige Fiebersenkung vermeiden, alles fördern, was dem Immunsystem gut tut wie Bewegung in der frischen Luft ohne Maske (zB auch Skifahren - muß ja laut Herrn Söder sehr gefährlich sein) usw.
Und es. kann ja auch gar nicht sein, dass sogar Homöopathen in Indien, USA und anderen Ländern sehr gute Erfolge bei der Behandlung von Covid-Patienten hatten/haben. Einfach mal - ohne Denkverbote - die Methode vielleicht miteinbeziehen, können muß man's halt. Mal sehen, ob wir dann die (vertrauenswürdigen?) Algorithmen noch brauchen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.