Kreuzreaktivität: saisonale Coronaviren und SARS-CoV-2 – welche Hinweise gibt es?
Eine im September 2020 im „Journal of Clinical Investigation“ veröffentlichte Studie („Recent endemic coronavirus infection is associated with less-severe COVID-19“) deutete darauf hin, dass bereits vorhandene Immunantworten auf endemische Coronaviren durch kurz zurückliegende Infektionen zwar SARS-CoV-2-Infektionen nicht häufiger verhinderten, jedoch schwere COVID-19-Verläufe mildern könnten. Doch bleiben viele Fragen offen. Noch ist unbekannt, ob diese scheinbare Kreuzimmunität durch eine antigenspezifische zelluläre (T-Zell-Antwort) oder humorale (B-Zell-Antwort) vermittelt wird, ob es nur ein kurzfristiger Kreuzschutz ist, ob frühere Coronavirusinfektionen Antikörper produzieren lassen, die sodann SARS-CoV-2-Infektionen verhindern oder ihren Ausgang beeinflussen. Zudem ist unbekannt, ob das Alter bei der Kreuzimmunität eine Rolle spielt: Bekanntermaßen erkranken ältere Erwachsene häufiger symptomatisch und schwer an COVID-19 als Kinder. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Kinder und jüngere Erwachsene eine stärkere vorbestehende Immunität gegen saisonale humane Coronaviren haben, die mit SARS-CoV-2 kreuzreagieren und so einen Schutz vor schweren und sogar symptomatischen SARS-CoV-2-Infektionen bieten. So fanden Londoner Wissenschaftler um George Kassiotis (Francis Crick Insitute, Imperial College of London) in SARS-CoV-2-negativen Personen Antikörper, die mit einer Untereinheit des SARS-CoV-2-Spikeproteins kreuzreagierten und eine neutralisierende Aktivität zeigten. Und: Kinder hatten diese Antikörper im Vergleich zu Erwachsenen deutlich häufiger. Veröffentlicht wurde die Arbeit in „Science“ unter „Preexisting and de novo humoral immunity to SARS-CoV-2 in humans“.
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