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Saisonale Coronaviren: Studie in „Cell“
Kein Schutz vor COVID-19 durch frühere Erkältungen
Antikörper saisonaler Coronaviren mildern COVID-19 nicht
Allerdings beeinflusste das Vorhandensein der kreuzreaktiven Antikörper nicht, ob sich ein Patient mit SARS-CoV-2 infizierte oder nicht. Die Wissenschaftler:innen fanden keinen Zusammenhang zwischen Antikörpern (gegen das Spikeprotein des saisonalen Coronavirus OC43) und der Häufigkeit einer Infektion mit SARS-CoV-2, dem Schweregrad von COVID-19, Krankenhauseinweisungen, der Behandlung auf Intensivstationen oder Beatmungen.
Waren die Serumproben zu „alt“?
Nun könnte es sein, bedenken die Studienautor:innen, dass die Antikörper der teilweise mehrere Jahre alten Serumproben (gesammelt 2013-2020) nicht die tatsächlich vorhandenen saisonalen Coronavirus-Antikörperspiegel der Patienten zum Zeitpunkt der Pandemie widerspiegelten. Denn: Die Antikörperspiegel verändern sich über die Zeit. So deutet eine frühere Studie, veröffentlicht im September 2020 im Fachjournal „Nature Medicine“, darauf hin, dass eine schützende Immunität gegen saisonale Coronaviren kurzlebig ist („Seasonal coronavirus protective immunity is short-lasting“, Nature Medicine) oder über die Jahre – vermutlich durch wiederholte Exposition – schwanken kann („A systematic review of antibody mediated immunity to coronaviruses: kinetics, correlates of protection, and association with severity“, Nature Communications). Um auch diesen Effekt besser zu berücksichtigen, verglichen die Wissenschaftler:innen eine Untergruppe von Serumproben von April 2019 bis März 2020. Doch auch hier fanden sie keinen schützenden Effekt durch Antikörper saisonaler Coronaviren: Die Menschen besaßen präpandemische kreuzreaktive, nicht neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2-Spike- und Nukleokapsidproteine, aber diese Antikörper waren weder mit dem Schutz vor SARS-CoV-2-Infektionen noch der Verringerung von Krankenhausaufenthalten nach SARS-CoV-2-Infektionen verbunden.
Und andersrum? Schützen SARS-CoV-2-Antikörper vor saisonalen Coronaviren?
Allerdings machten die Wissenschaftler:innen eine andere Beobachtung: So erhöhte eine SARS-CoV-2-Infektion die Antikörpertiter gegen das saisonale Coronavirus OC43 – sowohl OC43 als auch SARS-CoV-2 zählen zu den Betacoronaviren. Dies untersuchten die Wissenschaftler:innen an COVID-19-Erkrankten, zuvor hatten sie eine Doppelinfektion mit OC43 parallel zu SARS-CoV-2 ausgeschlossen. Anderen hCoV-Antikörpertitern verschaffte eine SARS-CoV-2-Infektion hingegen keinen „Boost“. Diese Daten deuteten darauf hin, dass präpandemische SARS-CoV-2 reaktive Antikörper wahrscheinlich durch zuvor zirkulierende Betacoronavirus-Stämme, wie OC43, hervorgerufen wurden, schlussfolgern die Forscher:innen. Allerdings beeinflussten die erhöhten hCoV-OC43-Antikörperspiegel nicht den Ausgang der COVID-19-Erkrankung. „Die Ergebnisse liefern Hinweise, dass kreuzreaktive Antikörper, die durch frühere hCoV-Infektionen ausgelöst werden, nicht mit dem Schutz vor SARS-CoV-2-Infektionen assoziiert sind, sondern nach einer Infektion mit SARS-CoV verstärkt werden.“ Ob nun diese erhöhten Antikörperspiegel sodann auch vor Erkältungen durch das saisonale Coronavirus OC43 schützen, untersuchten die Wissenschaftler:innen nicht.
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