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Zukunftskongress Apotheke
Ullmann: Wo bleibt die Gebührenordnung der ABDA?
Nicht nur politisch, sondern auch pandemiebedingt haben sich für die öffentlichen Apotheken im Land ganz neue Aufgabenfelder ergeben. Dass es dabei für alle Tätigkeiten in und aus den Apotheken heraus eine faire Vergütung geben muss, wurde beim „Zukunftskongress öffentliche Apotheke“ des Apothekerverbands Nordrhein deutlich. FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann stellte jedoch klar: Die Verbände dürften nicht immer nur mehr Geld fordern, sondern müssten auch konkrete Vergütungsvorschläge machen. Die Politik erwarte von der ABDA endlich eine Gebührenordnung.
Die Diskussion um das Apothekenhonorar hat durch die Verabschiedung des Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) Ende 2020 und durch die andauernde Corona-Pandemie eine ganz neue Dynamik erfahren. Nun ist der Deutsche Apothekerverband (DAV) gefordert, in Verhandlungen mit der Gesetzlichen Krankenversicherung für eine flächendeckende Implementierung pharmazeutischer Dienstleistungen zu sorgen, die gleichzeitig auf einer wirtschaftlich soliden Basis erbracht werden können. Derweil sorgt die Coronakrise dafür, dass die Apotheken immer wieder für versorgungsrelevante Aufgaben herangezogen werden, für die bisher keine konkreten Vergütungsvorschläge bestehen (konnten) – wie beispielsweise der Ausgabe von kostenlosen FFP2-Masken für die Bevölkerung sowie die in Aussicht stehende Durchführung von Corona-Schnelltests.
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Wie steht es also um die Rolle und die damit zusammenhängende Vergütung der Apotheken zum Ende einer Legislaturperiode und auf dem Höhepunkt einer Pandemie? Der „Zukunftskongress öffentliche Apotheke“ des Apothekerverbands Nordrhein am vergangenen Samstag näherte sich dieser komplexen Fragestellung von mehreren Seiten. Dabei musste die Veranstaltung erstmals virtuell und – anstatt aus dem Bonner World Conference Center – aus einem Studio im Münsterland an die rund 500 Teilnehmer übertragen werden.
Die politische Diskussionsrunde mit den Gesundheitspolitikern der Bundestagsfraktionen wurde in diesem Jahr nur von drei Vertretern besetzt: Georg Kippels von der CDU, Andrew Ullmann von der FDP sowie Jörg Schneider von der AfD. Einigkeit herrschte bei allen Diskutanten, dass die Rolle der Apotheken in der Pandemie essenziell war. Doch wie gelangt man zu einer auskömmlichen und gerechten Honorierung? Dazu gab es dann doch unterschiedliche Meinungen.
Pandemie als Beschleuniger für die Schieflage?
Thomas Preis, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR), sieht die Pandemie als Beschleuniger für eine Schieflage im Apothekensystem: Die Zahl der Rezepte in den Apotheken sei deutlich rückläufig – in Nordrhein startete man ins Jahr 2021 sogar mit einem Minus von etwa 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Preis rechnet damit, dass viele Apotheken daher spätestens Mitte oder Ende dieses Jahres in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten könnten. „Hier muss was passieren, ansonsten haben wir bald ein Problem“, so Preis.
Der AVNR-Chef wies jedoch auch auf eine weitaus offensichtliche Ungleichbehandlung hin, die sich schon zu Beginn der Coronakrise abgezeichnet hatte: Hinsichtlich der fehlenden finanziellen Unterstützung des Staats bei der Schutzausrüstung – dazu zählen persönliche Ausrüstung und bauliche Maßnahmen in der Offizin – mussten die Apotheken in Eigeninitiative umfangreich Investitionen tätigen: Allein 3,6 Millionen Euro sollen es in Nordrhein vergangenes Jahr gewesen sein, wie eine Blitzumfrage des AVNR Ende Mai ergeben hatte.
VOASG: Dienstleistungen müssen besser bezahlt werden
Ebenso sei nicht akzeptabel, kritisierte Preis, dass Arztpraxen die Corona-Tests für ihre Teams bezahlt bekämen und Apotheken nicht. Diese Ungleichbehandlung zwischen Apothekern und Ärzte würde sich auch bis in die Impfzentren ziehen, in denen sehr deutliche Vergütungsunterschiede herrschten: So könnten Mediziner rund 160 Euro pro Stunde erwarten und die Pharmazeuten müssten sich mit 60 Euro pro Stunde abfinden. Mit Blick auf die Bundestagswahl forderte Preis daher ein Umdenken in der Politik: Pharmazeutische Dienstleistungen – ob politisch gewollt oder pandemiebedingt – müssten insgesamt deutlich besser vergütet werden. So seien die im VOASG vorgesehen 150 Millionen Euro ab 2022 runter gerechnet auf die einzelne Apotheke viel zu gering angesetzt.
Apotheker in der Prävention einbinden
Im FDP-Gesundheitsexperten Andrew Ullmann fand Preis zwar einen Unterstützer in der Forderung, dass die Apotheker ihre Kompetenzen mehr einbringen sollten und für Dienstleistungen besser bezahlt werden müssten. Seiner Ansicht nach dürfen die Verbände aber nicht immer nur mehr Geld fordern, sondern müssen auch konkrete Vergütungsvorschläge machen. Die Standesvertretung müsse endlich eine Gebührenordnung formulieren. Und die Apotheker dürften nicht länger, so UIlmann, ihr Licht als Heilberufler unter den Scheffel stellen. Für den FDP-Politiker liegt die zukunftsfähige Honorierung der Apotheken offenbar außerhalb des Arzneimittelpreises. Abseits der Pandemie kann sich der Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie vorstellen, die Apotheken als niedrigschwellige Anlaufstelle in Präventionsprogrammen stärker einzubinden und auch zu honorieren, bei Themen wie Ernährung und Diabetes.
Auch Kippels, der für die CDU im Gesundheitsausschuss des Bundestags sitzt, kündigte an, sich für eine bessere Vergütung von Dienstleistungen einzusetzen. Gleichzeitig signalisierte er, dass diese Pläne „absolut sicher“ in der nächsten Legislaturperiode Beachtung fänden. Doch Kritik äußerte er in Richtung von Gastgeber Thomas Preis: Jetzt schon, vor Beginn der vergüteten pharmazeutischen Dienstleistungen, wieder Geld zu fordern, sei eindeutig zu früh.
2 Kommentare
Auf welcher Basis wird da gerechnet?
von Tobias Kast am 23.02.2021 um 7:14 Uhr
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von Anita Peter am 22.02.2021 um 17:05 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
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