Studie nach Massenimpfung in Israel

Wirksamkeitsrate von Biontech/Pfizer-Impfstoff auch in der Praxis belegt

Remagen - 02.03.2021, 12:15 Uhr

Real-World-Daten aus Israel: Sieben Tage nach der zweiten Dosis stieg die Wirksamkeitsrate von Comirnaty weiter an, und zwar für die Verhinderung dokumentierter Infektionen auf 92 Prozent und symptomatischer Fälle auf 94 Prozent. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)

Real-World-Daten aus Israel: Sieben Tage nach der zweiten Dosis stieg die Wirksamkeitsrate von Comirnaty weiter an, und zwar für die Verhinderung dokumentierter Infektionen auf 92 Prozent und symptomatischer Fälle auf 94 Prozent. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)


Die mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer hat ihre überzeugende Wirkung auch in der weltweit bislang größten Massenimpfkampagne in Israel bestätigt. Eine umfangreiche Datenanalyse von 1,20 Millionen Geimpften und Nicht-Geimpften zeigte die gleiche Wirksamkeitsrate, die in bisherigen klinischen Studien ermittelt worden ist. Obendrein liefert sie wertvolle zusätzliche Erkenntnisse für weitere Outcome-Parameter.

Das neuartige Coronavirus breitet sich weiter aus, und es haben sich mehrere Varianten entwickelt. Die spannende Frage ist also, ob die bislang zugelassenen Impfstoffe ihre Mission auch in der Praxis und vor allem gegen die neuen Mutanten erfüllen können. Zu diesen drängenden Ungewissheiten liefert eine einzigartige Fallstudie aus Israel wertvolle Informationen. Das Land ist derzeit  weltweit führend bei den COVID-19-Impfraten.

600.000 Geimpfte analysiert

Zusammen mit Forschern der Bostoner Harvard University analysierte das israelische Clalit Research Institute Daten von knapp 600.000 geimpften Personen ab 16 Jahren (davon etwa 170.000 über 60 Jahre alt) im Vergleich mit ebenso vielen nicht-Geimpften, um die Wirksamkeit des Biontech/Pfizer-Impfstoffs gegen COVID-19 näher zu bestimmen. Dabei wurde eine Vielzahl von demografischen, geografischen und gesundheitsbezogenen Merkmalen berücksichtigt, die mit dem Infektionsrisiko und dem Risiko für schwere Ausprägungen in Zusammenhang stehen könnten. Die neue Studie bietet die erste groß angelegte, von Experten überprüfte Bewertung der Wirksamkeit eines COVID-19-Impfstoffs in einer landesweiten Massenimpfumgebung. Die Ergebnisse wurden im „New England Journal of Medicine‚“ veröffentlicht.

Fünf Parameter untersucht

Die Untersuchung lief vom Start der nationalen Impfaktion Israels am 20. Dezember 2020 bis zum 1. Februar 2021. Sie fiel mit der dritten und größten Welle von Coronavirus-Infektionen und COVID-19 im Land zusammen, in der die erstmals in Großbritannien identifizierte Variante B.1.1.7 allmählich die dominierende Rolle bei den Neuinfektionen einnahm. Die fünf interessierenden Outcomes waren eine PCR-Test bestätigte SARS-CoV-2-Infektion, dokumentiertes symptomatisches COVID-19, Krankenhauseinweisung wegen COVID-19, schweres COVID-19 (gemäß den Kriterien der National Institutes of Health) und Todesfälle.

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Die Ergebnisse der Studie bestätigen und ergänzen die zuvor gemeldeten Ergebnisse der randomisierten klinischen Phase-III-Studie von Biontech/Pfizer mit 21.720 Geimpften. Diese konzentrierte sich auf symptomatische Infektionen und konnte die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen schwere Verläufe nicht vollständig beurteilen. Aufgrund der enormen Datenmenge ermöglicht die neue israelische Studie nun eine detailliertere Bewertung der Wirksamkeit, vor allem über verschiedene Zeiträume und Bevölkerungsuntergruppen hinweg.

Ähnliche Wirksamkeit in allen Altersgruppen

Etwa 15 Tage nach der ersten Dosis wurden in der begutachteten Studienpopulation 10.561 Infektionen gemeldet. Von diesen zeigten fast 6.000 (57 Prozent) COVID-19-Symptome. 369 wurden ins Krankenhaus eingeliefert, 229 erlitten schweres COVID-19 und 41 starben. In der Zeit unmittelbar vor der zweiten Dosis (Tage 14 bis 20 nach der ersten) verhinderte die Vakzine 46 Prozent der Infektionen, 57 Prozent der symptomatischen Fälle, 74 Prozent der Krankenhausaufenthalte, 62 Prozent der schweren Verläufe und 72 Prozent der Todesfälle. 21 bis 27 Tage nach der ersten Injektion stieg die geschätzte Wirksamkeit des Impfstoffs auf 60 Prozent und auch die Wirksamkeitswerte bezüglich der anderen Parameter legten entsprechend zu.

Sieben Tage nach der zweiten Dosis stieg die Wirksamkeitsrate weiter an, und zwar für die Verhinderung dokumentierter Infektionen auf 92 Prozent, symptomatischer Fälle auf 94, Krankenhausaufenthalte auf 87 und die Verhinderung schwerer Infektionen auf 92 Prozent.

Während bei Personen ab 70 Jahren und jüngeren Altersgruppen eine ähnliche Wirksamkeit wie in klinischen Studien festgestellt wurde (94 bis 96 Prozent), lag diese bei Menschen mit mehreren bereits bestehenden Erkrankungen niedriger als bei Gesunden. Der Unterschied war aber statistisch nicht signifikant. Die Untersuchung war nicht darauf ausgelegt, die Übertragung von Viren oder asymptomatische Infektionen systematisch zu bewerten.

Geschätzte Wirksamkeit gegenüber der Variante B.1.1.7

Der BioNTech/Pfizer-Impfstoff wurde in klinischen Studien bislang nicht gegen eine der weltweit verbreiteten neuen Varianten getestet. In der israelischen Studie entfielen ungefähr 80 Prozent des sequenzierten SARS-CoV-2-Virus auf die Variante B.1.1.7. Die Ergebnisse legen deswegen aus der Sicht der Forscher nahe, dass der Impfstoff auch gegen diese „britische“ Variante nützlich sein könnte, auch weil sie bei den Fällen nach der Impfung neutralisierende Antikörper festgestellt haben.

Übereinstimmung mit Erkrankungen in der Praxis

„Die rasche landesweite Einführung der israelischen COVID-19-Impfkampagne bot dem Clalit Research Institute die einmalige Gelegenheit, die Auswirkungen des Impfstoffs anhand seiner umfangreichen digitalen Datensätze in einer realen Umgebung in allen Bevölkerungsuntergruppen zu bewerten“, erklärt der Leitautor der Studie Ran Balicer, Direktor des Clalit Research Institute und Chief Innovation Officer für Clalit. Die Ergebnisse korrelieren nach Darlegung der Wissenschaftler auch gut mit den jüngsten Bevölkerungsentwicklungen in Israel. Während die Zahl der Krankenhausaufenthalte und schweren Erkrankungen in den meist älteren geimpften Altersgruppen nachhaltig gesenkt wurde, war bei den Jüngeren, deren Impfung einige Wochen später begann, ein verzögerter Rückgang zu verzeichnen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

nein, nicht widerlegt

von Linnerud am 19.03.2021 um 21:45 Uhr

Wenn sie zitieren, sollten Sie dieser Tage das zitierte vorher lesen.

Beides. Das paper von Seligmann und den Artikel im correctiv.org
Sie werden feststellen, dass correctiv.org das paper offensichtlich nicht aufmerksam gelesen hat und falsche Behauptungen über dessen Berechnungsgrundlagen aufstellt.

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Kritische Analyse der Daten des israelischen Gesundheitsministerium

von Kore Linnerud am 08.03.2021 um 9:16 Uhr

Hervé Seligmann von medizinischen Fakultät der Universität Aix-Marseille kommt bei der Analyse der offiziellen Daten des israelischen Gesundheitsministerium zu sehr beunruhigenden Ergebnissen:

https://www.francesoir.fr/videos-debriefings/vaccination-en-israel-des-chiffres-de-mortalite-qui-interpellent-video

&

http://www.nakim.org/israel-forums/viewtopic.php?t=270812&s=The_uncovering_of_the_vaccination_data_in_Israel__reveals_a_frightening_picture

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Kritische Analyse der Daten des

von LeoAlves95 am 19.03.2021 um 16:48 Uhr

schon längst widerlegt:
https://correctiv.org/faktencheck/2021/03/11/covid-19-in-israel-nein-die-impfung-erzeugt-keine-40-mal-hoehere-sterblichkeit/

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