Corona-Impfstoffe

Spahn bekennt sich zum Vertriebsweg Apotheke

Berlin - 05.03.2021, 12:15 Uhr

Von links nach rechts: NRW-Gesundheitsminister Laumann, RKI-Chef Wieler und Bundesgesundheitsminister Spahn bei einer Pressekonferenz in Berlin. (Foto: IMAGO / Metodi Popow)

Von links nach rechts: NRW-Gesundheitsminister Laumann, RKI-Chef Wieler und Bundesgesundheitsminister Spahn bei einer Pressekonferenz in Berlin. (Foto: IMAGO / Metodi Popow)


Wenn die niedergelassenen Ärzt:innen anfangen, gegen COVID-19 zu impfen, wird es für die Vakzinen vor allem einen Vertriebsweg geben – und der geht über Großhandel und Apotheken. Das stellte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn heute vor Journalisten in Berlin klar.

Schon bald dürften die Corona-Impfungen in den Arztpraxen in der Fläche anlaufen. Wie die Niedergelassenen an die Impfstoffe herankommen werden, war bisher nicht eindeutig geklärt: Im Entwurf einer Verordnung zur Anpassung der Corona-Impfverordnung ist die Rede davon, dass die Praxen den Impfstoff zur Verfügung gestellt bekommen sollen – wie ist nicht näher benannt.

Nun spricht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Klartext: Wie er am heutigen Freitag in Berlin vor Journalisten betonte, soll der Vertrieb regulär über den pharmazeutischen Großhandel und die Apotheken laufen. Letztere „organisieren heute schon den Sprechstundenbedarf“ für die Praxen, so der Minister. An den bewährten Strukturen will er offenbar festhalten.

Vorgesehen ist laut Spahn, dass die Ärzt:innen spätestens jeden Dienstag die Impfstoffmenge bestellen, die sie in der darauf folgenden Woche verimpfen möchten. Es sei davon auszugehen, dass die Bestellungen die tatsächlich verfügbare Anzahl Impfdosen übersteigen werde. Für diesen Fall sei eine Quotierung geplant, um die Dosen gerecht zu verteilen. „Dieses Verfahren kennen die Ärzte“, sagte Spahn.

Laumann: Apotheken in NRW sind „hochinteressiert“ am Testen

Neben Spahn stellte sich auch der Gesundheitsminister Nordrhein-Westfalens, Karl-Josef Laumann (CDU), den Fragen der Journalisten in der Bundespressekonferenz. Er berichtete, sein Ministerium stehe in engem Austausch mit den Apothekern im Bundesland bezüglich der Umsetzung der Teststrategie. Sie seinen „hochinteressiert“, sich daran zu beteiligen und asymptomatische Menschen auf das Coronavirus zu testen. Um es ihnen möglichst leicht zu machen, werde er das Testen auch außerhalb der Betriebsräume gestatten. Denn viele Apotheken erfüllten nicht die nötigen räumlichen Anforderungen, was sie aber letztlich nicht vom Testen abhalten soll.

dm testet in der Stadt, die Apotheken auf dem Land?

Bereits jetzt bieten nach den Worten Laumanns viele Apotheken in NRW sogenannte Point-of-Care-Tests an. Mit Blick auf die kostenlosen wöchentlichen Schnelltests für jedermann, die Bund und Länder in Aussicht gestellt haben, gelte es nun, die Strukturen auszuweiten. Der Minister geht davon aus, dass große Anbieter wie Drogeriemarktketten – erst gestern hatte dm über ein entsprechendes Vorhaben informiert – vor allem den städtischen Bereich abdecken werden, in den ländlichen Gebieten setzt er auf die Apotheken.

Fall Nüßlein: „Es waren Wildwest-Zeiten“

Auch die Causa Nüßlein kam zur Sprache: Dem Bundestagsabgeordneten war kürzlich die Immunität entzogen worden. Gegen ihn wird wegen des Anfangsverdachts der Bestechlichkeit von Mandatsträgern im Zusammenhang mit dem Ankauf von Corona-Atemschutzmasken ermittelt. Spahn wollte sich mit Verweis auf die laufenden staatsanwaltlichen Ermittlungen nicht konkret in der Sache äußern, machte aber nochmals deutlich, unter welchem Druck die Gesundheitspolitik vor rund einem Jahr gestanden habe. „Es waren Wildwest-Zeiten“, sagte er.

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Täglich hätten ihn Angebote erreicht, es sei nur nicht klar gewesen, welche davon seriös gewesen seien. Anders als jetzt bei den Selbsttests, bei denen inzwischen sieben Hersteller eine Zulassung ihrer Produkte zur Laienanwendung besitzen, habe es bei den Masken keine „Marktübersicht“ gegeben. Gleichzeitig sei schnelles Handeln gefragt gewesen – denn die Kliniken schlugen Alarm und warnten, sie würden bald ohne Schutzausrüstung dastehen. „Die Not war groß“, erinnert Spahn. Im Fall Nüßlein kündigte der Minister an, er werde dem Generalstaatsanwalt alle Unterlagen zur Verfügung stellen, die ihm in dieser Sache vorliegen.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Genau

von Jürgen Czichy am 25.03.2021 um 7:04 Uhr

Nun jammert mal nicht rum. Euren Porsche müsst Ihr mal anders unterhalten. Derweil hab ich schon im allgemeinen Verständnis für Situationen der Apotheken, tauschen wollte ich nicht und wünsche viel Glück bei der Umsetzung und ziehe meinen Hut.

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Bekenntnis zum Vertriebsweg Apotheke

von Pille62 am 08.03.2021 um 8:51 Uhr

Auch Walter Ulbricht bestritt die Absicht eine Mauer zu bauen.
Das Herr Jens Spahn ausser Ankündigungen bisher eine Rolle rückwärts nach der anderen machen muß, machen sein Bekenntnis zum Vertriebsweg Apotheke nicht glaubwürdiger und seine Beziehungen in die Welt der Versender geben Anlass zur Skepsis am dauerhaften Wahrheitsgehalt seiner Aussagen.

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Spahns Bekenntnisse

von Scarabäus am 05.03.2021 um 20:32 Uhr

Jens Spahns Bekenntnisse haben die Halbwertszeit von radioaktivem Jod 131: acht Tage, nach 80 Tagen sind sie nicht mehr nachweisbar!

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genau

von Karl Friedrich Müller am 05.03.2021 um 15:54 Uhr

so lange, wie es ihm gerade in den Kram passt.
Dann ist es eben wieder anders und die Apotheken werden weiter an die Versender verkauft und vernichtet.

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