Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums

Neue Diabetes-Subgruppen zeigen unterschiedliche Entzündungsreaktionen

Berlin - 09.04.2021, 07:00 Uhr

Eine aktuelle Untersuchung konnte nach Angaben des Deutschen Diabetes-Zentrums Unterschiede bei den Indikatoren der Entzündung zwischen neuen Diabetes-Subgruppen identifizieren. (c / Foto: IMAGO / Westend61)

Eine aktuelle Untersuchung konnte nach Angaben des Deutschen Diabetes-Zentrums Unterschiede bei den Indikatoren der Entzündung zwischen neuen Diabetes-Subgruppen identifizieren. (c / Foto: IMAGO / Westend61)


Chronische Entzündungen rücken immer mehr in den Fokus der Forschung. Eine aktuelle Untersuchung konnte nach Angaben des Deutschen Diabetes-Zentrums nun Unterschiede bei den Indikatoren der Entzündung zwischen neuen Diabetes-Subgruppen identifizieren. Aber was bedeutet das für die Zukunft?

Beschwerden wie Herzkreislauferkrankungen, Nierenschäden und Demenz sind häufige Folgen eines Typ-2-Diabetes. „Neben Stoffwechselstörungen sind chronische Entzündungsreaktionen wichtige Ursachen“, schreibt das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) in einer Pressemitteilung vom gestrigen Donnerstag. Die dafür typischen Entzündungsbotenstoffe können demnach zahlreiche Wirkungen auf verschiedene Organe ausüben. Dies habe unter anderem zur Folge, dass die Organe nicht mehr ausreichend auf Insulin reagieren.

Eine neue Analyse der Deutschen Diabetes-Studie (GDS) aus dem DDZ untersuchte die Unterschiede zwischen einzelnen Diabetes-Subgruppen bei den Biomarkern der Entzündung. In der aktuellen Untersuchung wurden bei mehr als 400 Proband:innen 74 Biomarker gemessen, die ein breites Spektrum an Entzündungsprozessen abdecken. Das Ergebnis: Die neuen Diabetes-Subgruppen zeigen eine Reihe von speziellen Unterschieden, die eine bessere Bestimmung des Risikos für diabetesbedingte Komplikationen erlauben könnten.

Die Deutschen Diabetes-Studie (GDS) ermöglichte es zuvor, fünf Subgruppen (Cluster) der Erkrankung mit unterschiedlichem Verlauf zu identifizieren: der schwere Autoimmun-Diabetes (SAID), der schwere Insulinmangel-Diabetes (SIDD), der schwere insulinresistente Diabetes (SIRD), der moderate adipositasbedingte Diabetes (MOD) sowie der moderate altersbedingte Diabetes (MARD). „Die aktuelle Studie zeigt, dass sich diese Subgruppen nicht nur hinsichtlich Alter und Stoffwechseleigenschaften unterscheiden, sondern auch bezüglich der Biomarker der Entzündung“, berichtet das DDZ.

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Angesichts der kritischen Rolle von Entzündungsprozessen bei diabetesbedingten Komplikationen können diese Unterschiede auch mit dem Schweregrad klinischer Verläufe des Diabetes zusammenhängen. „Interessant ist, dass diese Untersuchung von Menschen mit neu erkanntem Diabetes frühzeitige Störungen aufdeckt und so zur Früherkennung von Diabetes-Folgen beitragen kann“, erklärt Professor Michael Roden, Wissenschaftlicher Direktor und Vorstand des DDZ. „In der Folge könnten diese Ergebnisse die frühzeitige Therapie in einzelnen Diabetes-Subgruppen ermöglichen.“

Die höchsten Biomarker-Blutspiegel wurden in der Diabetes-Subgruppe SIRD beobachtet, die durch ausgeprägte Insulinresistenz gekennzeichnet ist. Dies unterstreicht laut DDZ die Bedeutung des Übergewichts, das im besonderen Maß mit Entzündungen und Insulinresistenz zusammenhängt. Auf der anderen Seite wies die Subgruppe SIDD, die vor allem durch Insulinmangel gekennzeichnet ist, die niedrigsten Biomarker-Spiegel auf.

„Dieser Zusammenhang zwischen hohen Werten von Entzündungsmarkern und ausgeprägter Insulinresistenz deutet auf einen besonderen Beitrag von Entzündungsprozessen in der SIRD-Untergruppe hin“, sagt Dr. Christian Herder, Leiter der Arbeitsgruppe Inflammation am DDZ. „Es wird noch einige Jahre dauern, bis wir aus diesen Erkenntnissen eine konkrete Empfehlung für die Diabetestherapie ableiten können, aber die Ergebnisse sind für Diabetes-Komplikationen und ihr Verständnis äußerst relevant. Zukünftige Studien müssen untersuchen, inwieweit Unterschiede in den Profilen der entzündungsbezogenen Biomarker die Unterschiede zwischen den Diabetes-Subgruppen hinsichtlich ihres Risikos, diabetesbedingte Komplikationen zu entwickeln, erklären können.“


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