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Magnesium gibt es nicht nur als Dragee und Co., sondern auch als Magnesiumöl, verarbeitet in Hautsprays und Cremes, oder „roh“ als Magnesiumflocken für das Badewasser. Im Internet werden zahlreiche Vorteile der transdermalen Anwendung propagiert: Schneller und effizienter soll die Aufnahme sein. Nebenwirkungen wie Darmkrämpfe und Durchfall werden nicht riskiert, da der Gastrointestinaltrakt umgangen wird. Zudem kann Magnesium direkt auf Problemzonen aufgetragen werden, zum Beispiel auf Muskeln. Wie viel Wahrheit, wie viel Werbung steckt hinter diesen Versprechungen? Und würde (postpandemisch) schon ein Urlaub am Toten Meer helfen?
In den Nullerjahren war die Fach- und Laienpresse voll von Artikeln, die die Wirksamkeit und Überlegenheit von transdermalem Magnesium gegenüber einer oralen Anwendung behaupteten. Ursprünglich wurde Magnesiumöl als Geheimtipp unter Sportlern gegen Krämpfe, Muskelkater und Verspannungen gehandelt. In den Apotheken wurde zuweilen eine rezepturmäßige Herstellung gewünscht. Der transdermale Ansatz scheint auf den ersten Blick verlockend, bietet die Haut doch mit etwa zwei Quadratmetern eine riesige Resorptionsfläche. Doch gerade Magnesium hat es schwer, diese Barriere zu überwinden.
Magnesium und sein Weg durch die Haut
Um durch die Haut zu gelangen, muss eine Substanz mehrere Schichten durchdringen. Da wäre zunächst das Stratum corneum, das aus abgestorbenen Korneozyten besteht, eingebettet in eine Lipidmatrix. Nur lipophile Substanzen können diese Hürde in erwähnenswerten Mengen überwinden. Die Bezeichnung „Magnesiumöl“ ist jedoch irreführend. Es handelt sich dabei um eine wässrige, hoch konzentrierte Lösung eines Magnesiumsalzes, in der Regel Magnesiumchlorid. Magnesium liegt darin in ionisierter Form vor, was einer Resorption im Weg steht. Erschwerend hinzu kommt der dicke Wassermantel des hydratisierten Magnesiumions. Eine Diffusion ist damit quasi unmöglich.
Für die Passage von Zellmembranen benötigt Magnesium spezifische Transporter, die bisher jedoch nicht in der oberen Hautschicht gefunden werden konnten. Bleiben als Eintrittspforte nur Schweißdrüsen und Haarfollikel, die allerdings nur 0,1 bis 1 Prozent der Hautoberfläche ausmachen, sodass an der klinischen Relevanz der absorbierten Mengen an Magnesium zu zweifeln ist.
Hohe Spiegel nur nach Beinahe-Ertrinken
In der Natur bieten vor allem Gewässer eine reichhaltige Quelle für Magnesium, allen voran das Tote Meer mit einer Magnesiumkonzentration von ca. 198 mmol/l. Die menschliche Serumkonzentration liegt bei etwa 0,8 mmol/l. Würde Magnesium tatsächlich über osmotische Prozesse seinen Weg durch die Haut finden, müssten Menschen nach einem Bad im Toten Meer deutlich höhere Magnesium-Spiegel aufweisen als zuvor. Untersuchungen zufolge ist das bei Personen mit gesunder Haut nicht der Fall, wohl aber bei Patienten mit geschädigter Haut, beispielsweise bei Psoriasis. Schwere Elektrolytanomalien wurden jedoch nur bei Personen beobachtet, die beinahe ertrunken wären und größere Mengen Salzwasser verschluckt hatten.
Studienlage nicht überzeugend
Die wenigen verfügbaren Arbeiten zu konkreten Formulierungen mit Magnesiumöl weisen methodische Mängel auf und wurden nur selten in unabhängigen, von Experten begutachteten wissenschaftlichen Medien publiziert. PubMed-gelistet ist unter anderem eine Untersuchung mit 25 Probanden, in der nach Anwendung einer Mg2+-haltigen Creme immerhin ein signifikanter Anstieg des Serummagnesiums registriert wurde, allerdings nur in einer Untergruppe von Nicht-Sportlern. In Israel wurde eine topische Formulierung mit Glycerin und Magnesiumsulfat entwickelt, die gegen chemische Kampfstoffe wie Schwefelsenf und Pestizide wie Parathion schützen soll. Hier zeigte eine Phase-1-Studie, dass der Serummagnesiumspiegel auch nach wiederholter Anwendung der Lotion nicht signifikant beeinflusst wurde.
In Deutschland hat kein Präparat mit Magnesium zur transdermalen Anwendung den Status eines zugelassenen Arzneimittels. Produkte mit Pharmazentralnummer (z. B. Magnesiumöl Vitalspray von Casida) sind beispielsweise für die äußerliche Anwendung „zur Massage, Regeneration und Pflege“ vorgesehen und können laut Hersteller auf beanspruchte Haut vor und nach dem Sport aufgetragen werden. Eine orale Magnesium-Supplementierung zur Vorbeugung oder Behandlung eines Mangels, deren Nutzen wissenschaftlich belegt ist, ersetzen sie jedoch keinesfalls.
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