Apobank trotzt EZB-Forderung

Dividende für 2020 soll 2022 kommen

Stuttgart - 15.04.2021, 16:00 Uhr

Der Jahresüberschuss der ApoBank betrug im vergangenen Jahr 65,3 Millionen Euro. (Foto: IMAGO / Steinach)

Der Jahresüberschuss der ApoBank betrug im vergangenen Jahr 65,3 Millionen Euro. (Foto: IMAGO / Steinach)


Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) ist zufrieden mit ihrem Geschäftsergebnis für das Jahr 2020, das gekennzeichnet ist von höheren operativen Erträgen sowie stabilem Jahresüberschuss. Die Standesbank konnte ihren Kreditbestand weiter ausbauen sowie das Depotvolumen ausweiten. Einzig auf eine Dividendenausschüttung für 2020 müssen die Mitglieder aktuell verzichten. Dafür sollen sie 2022 am Geschäftserfolg des Jahres 2020 angemessen beteiligt werden.

Der Jahresüberschuss der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) betrug im vergangenen Jahr 65,3 Millionen Euro (2019: 64,1 Millionen Euro). Nach Reservenbildung lag das Betriebsergebnis vor Steuern bei 111,2 Millionen Euro, im Vorjahr bei 117,1 Millionen Euro. Die Bilanzsumme lag mit 59,4 Milliarden Euro und einem Plus von 19,8 Prozent deutlich über dem Vorjahreswert (2019: 49,6 Milliarden Euro).

Gleichzeitig schaffte es die Standesbank, ihren Kreditbestand weiter ausbauen. Dieser stieg auf 38,2 Milliarden Euro (zum Stichtag 31. Dezember 2019 lag dieser bei 37,3 Milliarden Euro). Dabei entwickelten sich die Finanzierungen für Existenzgründungen und Unternehmen im Gesundheitsmarkt plangemäß, wie die Apobank auf ihrer Bilanzpressekonferenz bekanntgab.

Auch die Entwicklungen im Anlage- und Vermögensberatungsgeschäft erfreut den Vorstand. Zusammen mit Privatkunden und institutionellen Anlegern konnte die Bank ihre Marktposition behaupten. Die Vermögensverwaltung legte beim mandatierten Volumen deutlich zu. Das Depotvolumen erreichte 10,4 Milliarden Euro, nach 9,7 Milliarden Euro im Jahr 2019. Das Verwahrstellenvolumen stieg von 21,8 Milliarden Euro auf 22,5 Milliarden Euro.

Höherer Verwaltungsaufwand durch Migration des Kernbanksystems

Der Verwaltungsaufwand erhöhte sich 2020 um 5,4 Prozent auf 720,9 Millionen Euro (2019: 683,9 Millionen Euro). Dafür verantwortlich waren vor allem die Aufwendungen für die Migration des Kernbanksystems.

Vorstandsvorsitzender Ulrich Sommer resümiert: „Das vergangene Geschäftsjahr war für uns und unsere Kunden mit ganz besonderen Herausforderungen verbunden. Neben den Folgen der Corona-Pandemie haben wir auch eine sehr komplexe IT-Migration bewältigt. Vor dem Hintergrund dieser außergewöhnlichen Umstände haben wir operativ ein ordentliches Ergebnis erzielt.“

Auf Basis dieser Bilanz wäre die Apobank grundsätzlich in der Lage und gewillt, ihre Mitglieder per Dividende angemessen am Geschäftserfolg zu beteiligen. Wenn da nicht die Forderung der Europäischen Zentralbank (EZB) dagegenstünde, dass die Banken ihre Dividendenausschüttungen für die Jahre 2019 und 2020 bis zum 30. September 2021 aussetzen bzw. deutlich begrenzen müssen.

Somit soll Ende April 2021 Folgendes der Vertreterversammlung vorgeschlagen werden: Die für das Geschäftsjahr 2019 bereits beschlossene Dividende in Höhe von 2 Prozent soll den Mitglieder ausgezahlt werden. Nach dieser Zahlung würde für das Jahr 2020 dann nur noch ein geringer ausschüttungsfähiger Betrag zur Verfügung stehen. Daher werden Vorstand und Aufsichtsrat der Vertreterversammlung vorschlagen, vom Jahresüberschuss 2020 einen Betrag in Höhe von rund 49 Millionen Euro auf neue Rechnung vorzutragen. Dies entspräche einer Dividende von 4 Prozent. Damit könnte die Grundlage geschaffen werden, die Mitglieder am Geschäftserfolg des Jahres 2020 beteiligen zu können – wenn auch zeitlich verzögert.

Keine wesentlichen Belastungen durch Corona-Pandemie

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sieht sich die Apobank derzeit keinen wesentlichen Belastungen ausgesetzt. Mögliche zukünftige wirtschaftliche Auswirkungen kann die Bank dagegen nur schwer einschätzen. Für 2021 geht die Apobank von einem stabilen Jahresüberschuss aus.

Dem Anlage- und Beratungsgeschäft soll perspektivisch ein größerer Stellenwert zukommen. Bis 2027 will die Bank das betreute Depotvolumen auf 25 Milliarden Euro ausweiten. Parallel dazu will man seine Marktführerschaft rund um Praxis- und Apothekengründungen weiter festigen. Zudem sollen mehr Dienstleistungen über das klassische Bankgeschäft hinaus angeboten werden. Dazu gehört exemplarisch die Plattform univiva genannt, einem digitalen Marktplatz für „alles, was Heilberufe für die Ausübung ihres Berufs benötigen“. Das Angebotsspektrum reicht inzwischen über die Vermittlung von Fortbildungen hinaus und bietet zum Beispiel unabhängige Beratung und Vermittlung von Praxis-Einrichtung, Medizintechnik und Praxis-Marketing. Aktuell sollen bereits 40.000 Kunden mit heilberuflichem Background registriert sind.


Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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