INTERPHARM online 2021

Auf welche Strategien setzt man künftig bei SARS-CoV-2?

Stuttgart - 23.04.2021, 07:00 Uhr

An welchen Ansätzen gegen SARS-CoV-2 wird derzeit geforscht? Was kann man von Impfstoffen noch an Neuerungen erwarten? (s / Foto: Jürgen Fälchle / AdobeStock)

An welchen Ansätzen gegen SARS-CoV-2 wird derzeit geforscht? Was kann man von Impfstoffen noch an Neuerungen erwarten? (s / Foto: Jürgen Fälchle / AdobeStock)


SARS-CoV-2 ist da und wird es bleiben. Die Welt hofft, dass das Virus irgendwann (bald) endemisch wird, wie ein saisonales Influenzavirus. Und auch dann können Immun-Escape-Varianten unsere sodann gewonnene Immunität austricksen. Was also sind zukunftsweisende Strategien, die SARS-CoV-2 „handlebar“ machen? Diese Fragen wird Dr. Verena Stahl bei der INTERPHARM online 2021 im Mai Professor Leif Erik Sander von der Charité stellen. DAZ.online hat vorab mit Dr. Verena Stahl gesprochen.

Seit über einem Jahr begleitet uns SARS-CoV-2, nicht auf Schritt und Tritt, sonst wären wir bereits alle infiziert gewesen und immun. Doch Varianten, Impfstoffe, Einschränkungen sind pausenlos ein Thema. Wird SARS-CoV-2 irgendwann einfach ein endemisches Virus, wie die saisonale Grippe? Was sind denn nun eigentlich vielversprechende Arzneistoffe bei COVID-19? Diesem Komplex widmen sich Dr. Verena Stahl und Professor Leif Erik Sander von der Berliner Charité im Mai bei der zweiten INTERPHARM online. Wir haben vorab in das Thema reingehört.

DAZ.online: SARS-CoV-2 begleitet uns jetzt seit etwas über einem Jahr. Ist zu erwarten, dass das Virus wieder mehr oder weniger bedeutungslos wird oder eher so einen Status wie Influenza erlangen wird? 

Dr. Verena Stahl: Wenn SARS-CoV-2 hoffentlich irgendwann endemisch geworden ist, werden Reinfektionen noch passieren, aber man wird milder erkranken. Entscheidend wird dabei sein, wie robust und langanhaltend die Immunität nach natürlicher Infektion oder Impfung ist. Man nimmt an, dass die primäre Exposition in der endemischen Phase dann im Säuglings- und Kindesalter stattfindet, so wie es bei anderen Infektionserkrankungen auch der Fall ist. In der Bevölkerung können aber durch sogenannte Immun-Escape-Varianten auch gefährlichere Zweitinfektionen möglich sein. Die Entwicklungen der nächsten Jahre bleiben spannend und werden uns noch lange beschäftigen.

Dr. Verena Stahl, Apothekerin, freiberufliche Autorin und Referentin. Seit 2012 ist sie Autorin für die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ), als Mitglied der „POP“-Gruppe und verantwortlich für die Rubrik „AMTS-Spezial“.
Prof. Dr. Leif Erk Sander, Facharzt für Innere Medizin und Pneumolge, Oberarzt an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumo­logie, Charité – Universitätsmedizin Berlin; Mitglied des Steering Committees des Charité Corona Research Boards

An welchen Ansätzen gegen SARS-CoV-2 wird derzeit geforscht?

Eine große Rolle spielt das sogenannte Drug-Repurposing, mehr oder weniger ist das ein Recyceln von Wirkstoffen, die bereits für andere Indikationen zugelassen oder in fortgeschrittener Entwicklung sind. Das ist auch legitim, denn bei der händeringenden Suche nach wirksamen Substanzen schaut man quasi zuerst, ob man nicht schon etwas Nützliches im Schrank hat. Denn für die zielgerichtete Entwicklung eines Medikaments dauert es bekanntlich vom Beginn eines Forschungsprojektes bis zur Zulassung viele Jahre. Da kann man nicht solche Wunder erwarten wie bei der rasend schnell abgelaufenen Impfstoffentwicklung. Natürlich wird das nicht auf die lange Bank geschoben, denn Therapeutika sind enorm wichtig, um denjenigen in der Akutphase der Erkrankung zu helfen, die nicht geimpft werden können oder noch nicht geimpft worden sind. Hier braucht es für die unterschiedlichen Phasen und Schweregrade der Erkrankung passgenaue antivirale Wirkstoffe, Immunmodulatoren und Wirkstoffe zur Vermeidung kardialer, pulmonaler und hämostaseologischer Komplikationen. Auch an Patienten mit Spätfolgen sollte man unbedingt denken. Wie kann man sie neben nicht-pharmazeutischen Ansatzpunkten medikamentös unterstützen?

Vom 5. bis 8. Mai 2021 findet die zweite Interpharm online statt. Ein Thema des Pharmazeutischen eKongresses: „COVID-19: Zukunftsweisende Strategien gegen SARS-CoV-2“.

Das volle Programm und weitere Informationen finden Sie hier.

Worauf setzt man derzeit bei SARS-CoV-2?

Wie viele sind erfolgversprechend?

Viele Hoffnungsträger aus der „Drug Repurposing“-Fraktion sind bereits gescheitert, man denke nur an Lopinavir/Ritonavir, Chloroquin und Hydroxychloroquin. Ich bin selbst gespannt, was Professor Sander uns zu klinischen Studien mit neuen oder altbekannten Wirkstoffkandidaten berichten kann, die an der Charité laufen. Wozu man aktuell vermutlich am meisten weiß und woran auch viel geforscht und entwickelt wird, sind monoklonale Antikörper zur Neutralisation von SARS-CoV-2. Ein absolut sinnvolles Therapieprinzip, das spätestens seit Donald Trumps‘ COVID-19-Infektion große Bekanntheit erlangt hat. Aber in der klinischen Praxis muss es sich immer noch beweisen.

Der Titel des Vortrags lautet „Zukunftsweisende Strategien gegen SARS-CoV-2“ – es wird also nicht nur um Therapien gehen?

Wir werden schwerpunktmäßig Impfungen gegen COVID-19 thematisieren, denn das ist aktuell die Strategie, die am meisten in die Zukunft weist. Hier ist es spannend zu sehen, welche Impfstoff-Optionen noch möglich sind, zum Beispiel werden wir über das Potenzial der nasalen Applikation sprechen. Aber auch bei den in der Anwendung befindlichen Vakzinen ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Sie könnten zum Beispiel für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Kinder oder Immunsupprimierte optimiert oder im Hinblick auf Mutationen angepasst werden. Die Verträglichkeit spielt natürlich auch eine Rolle. Dann muss es für den weltweiten Bedarf sinnvolle Lösungen geben, zum Beispiel hinsichtlich der Thermostabilität.

Was erwartet die Zuhörer noch bei Ihrem Gespräch?

Einschätzungen aus erster Hand von einem ausgewiesenen Experten für Immunologie und Impfstoffforschung.

COVID-19

Zukunftsweisende Strategien gegen SARS-CoV-2

Prof. Dr. Leif Erik Sander, Dr. Verena Stahl

Freitag, 7. Mai 2021, 17:00 Uhr; Pharmazeutischer eKongress

Hier geht's zu den Tickets.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Ihre Beiträge

von Volker Camphausen am 23.04.2021 um 8:20 Uhr

Warum gibt es keine Funktion, die Beiträge als .pdf herunterzuladen???

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Ihre Beiträge

von DAZ.online-Redaktion am 26.04.2021 um 14:38 Uhr

Sehr geehrter Herr Camphausen,
wenn Sie am Ende des Artikels auf "Ganzen Artikel drucken" klicken, öffnet sich ein neues Fenster, in dem Sie als Ziel Adobe PDF angeben können sollten. Dann wird Ihnen ein PDF erstellt.
Mit freundlichen Grüßen
die DAZ.online-Redaktion

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.