Neuer Impfstoffkandidat mRNA-1273.351

Impfstoffvariante von Moderna erzeugt robuste Antikörper

Stuttgart - 06.05.2021, 17:00 Uhr

Moderna forscht an unterschiedlichen Ansätzen, um die Antikörperantwort gegen SARS-CoV-2 und Varianten des Coronavirus zu adressieren und kann nun positive Phase-2-Ergebnisse präsentieren. (Foto: picture alliance/dpa | Bernd Weissbrod)

Moderna forscht an unterschiedlichen Ansätzen, um die Antikörperantwort gegen SARS-CoV-2 und Varianten des Coronavirus zu adressieren und kann nun positive Phase-2-Ergebnisse präsentieren. (Foto: picture alliance/dpa | Bernd Weissbrod)


Was tun gegen die aufkommenden Virusvarianten von SARS-CoV-2? Verstärkt eine Auffrischimpfung die Immunantwort? Müssen die Varianten mit angepassten Impfstoffen adressiert werden? Moderna verfolgt beide Ansätze und hat nun erste Daten aus einer laufenden Phase-2-Studie vorgestellt. Die Booster-Impfungen erhöhten die Antikörpertiter – auch gegen die südafrikanischen und brasilianischen Varianten.

Moderna verfolgt drei Strategien, um Antikörpertiter gegen SARS-CoV-2 nach mRNA-Impfung zu erhöhen: Eine Auffrischimpfung mit der bereits zugelassenen Vakzine mRNA-1273, eine Auffrischung mit einem neuen Impfstoff mRNA-1273.351 und eine Booster-Impfung mit einem Mix aus beiden Impfstoffvarianten. Die neue Impfstoffvariante soll auch bedenkliche Virusvarianten (Variants of Concern, VOC) adressieren. Jetzt konnte Moderna positive vorläufige positive Phase-2-Ergebnisse vorstellen.

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Was hat Moderna im Köcher?

In einem Studienarm hatten Personen, die in Studien mit dem mittlerweile zugelassenen COVID-19-Impfstoff Moderna (mRNA-1273) geimpft worden waren – ein vollständiges Impfschema umfasst zwei Dosen mit je 100 µg – eine Auffrischimpfung mit der gleichen Vakzine mRNA-1273 erhalten. Dieses Mal allerdings in halber Dosierung mit 50 µg. Einer anderen Studiengruppe wurde stattdessen als Auffrischimpfung ein neuer mRNA-Impfstoff geimpft: mRNA-1273.351. Diesen Boosterkandidaten hat Moderna auf Basis der zuerst in Südafrika identifizierten Variante B.1.351 entwickelt.

Boosterimpfungen erhöhten die Antikörpertiter

Vor Auffrischung waren die Antikörpertiter der Probanden mittels Pseudoviren getestet worden. Die Erstimpfungen lagen zu diesem Zeitpunkt 6 bis 8 Monate zurück. Laut Moderna waren vor Auffrischung nur die Antikörpertiter gegen das Wildtypvirus von SARS-CoV-2 hoch – bei 37 von 40 Teilnehmern ließen sich Titer nachweisen. Hingegen waren die Antikörpertiter auf die VOC (B.1.351 und P.1) viel niedriger, bei etwa der Hälfte der Probanden lagen die Titer unterhalb der Bestimmungsgrenze des Assays. Das änderte sich durch die Auffrischimpfung.

Beide Booster-Impfungen – mRNA-1273 und mRNA-1273.351 – erhöhten bei den Probanden die Titer an neutralisierenden Antikörpern gegen SARS-CoV-2 und gegen zwei weitere als bedenklich eingestufte Varianten (Variants of Concern, VOC) – die südafrikanische B.1.351 und die brasilianische P.1. Nach Angaben von Moderna stiegen die mittleren Titer (GMT) gegen die Wildtyp-, B.1.351- und P.1-Varianten auf ähnliche oder höhere Werte als die zuvor berichteten Spitzentiter gegen den ursprünglichen Stamm (D614G) nach der Primärimpfung. Dabei erzielte die Booster-Impfung mit dem neu entwickelten Impfstoff mRNA-1273.351 höhere Antikörpertiter (GMT = 1.400) als die Auffrischung mit mRNA-1273 (GMT = 864). Die Antikörpertiter wurden zwei Wochen nach Impfung bestimmt.

Noch fehlen Daten des von Moderna entwickelten multivalenten Booster-Impfstoffkandidaten (mRNA-1273.211). Dieser enthält zu je gleichen Teilen mRNA-1273 und mRNA-1273.351. Sobald auch dieser Studienarm abgeschlossen ist, will Moderna die bislang nur als Preprint auf BioRxiv verfügbaren vorläufigen Daten nach Abschluss eines Peer-Review-Verfahrens veröffentlichen.

Gut verträgliche dritte Dosis

Die Sicherheits- und Verträglichkeitsprofile nach der dritten Dosis Booster-Injektion von 50 µg mRNA-1273 oder mRNA-1273.351 waren im Allgemeinen vergleichbar mit denen, die nach der zweiten Dosis von mRNA-1273 in den zuvor berichteten Phase-2- und Phase-3-Studien beobachtet wurden, teilt Moderna mit. Die Impfstoffe seien gut verträglich und die Mehrzahl der unerwünschten Ereignisse sei leicht oder mittelschwer gewesen. Moderna zufolge entwickelten 15 Prozent der Geimpften lokale oder systemische unerwünschten Ereignissen des Grades 3 nach der dritten Dosis von mRNA-1273, nach der Impfung mit mRNA-1273.351 waren es 10,5 Prozent. Es gab keine lokalen oder systemischen unerwünschten Ereignisse des Grades 4. Die häufigste lokale Nebenwirkung waren in beiden Gruppen Schmerzen an der Injektionsstelle, als systemische Nebenwirkung wurde am häufigsten über Müdigkeit, Kopfschmerzen, Myalgie und Arthralgie berichtet. mRNA-1273.351 zeigte in dieser Studie ein geringeres Reaktogenitätsprofil als mRNA-1273.

Stéphane Bancel, Chief Executive Officer von Moderna, kommentierte: „In unseren Anstrengungen, die Pandemie zu besiegen, bleiben wir weiterhin entschlossen und aktiv, während sich das Virus weiterentwickelt. Wir sind ermutigt durch diese neuen Daten, die unsere Zuversicht bestärken, dass unsere Booster-Strategie gegen die neu entdeckten Varianten schützen sollte. Der starke und schnelle Anstieg der Titer auf ein Niveau, das über dem der Erstimpfung liegt, zeigt zudem deutlich die Fähigkeit von mRNA-1273, ein immunologisches Gedächtnis zu bilden. Unsere mRNA-Plattform ermöglicht ein schnelles Design von Impfstoffkandidaten, die wichtige Virusmutationen enthalten. Dies könnte eine schnellere Entwicklung zukünftiger alternativer und an Varianten angepasster Impfstoffe ermöglichen, sofern diese benötigt werden. Sobald sie verfügbar sind, freuen wir uns darauf, Daten zu unserem multivalenten Booster-Kandidaten mRNA-1273.211, der mRNA-1273 und mRNA-1273.351 in einem einzigen Impfstoff kombiniert, zu veröffentlichen. Wir werden weiterhin so viele Aktualisierungen an unserem COVID-19-Impfstoff vornehmen, wie es zur Kontrolle der Pandemie notwendig ist.“



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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