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Mit Unterstützung aus der Schweiz
Via schult Apotheker für Corona-Impfung
Impfen im Modellprojekt: großes Interesse, geringe Vergütung
In Deutschland haben bisher nicht allzu viele Apotheker:innen Erfahrungen mit dem Verabreichen von Impfungen. Einer von ihnen war von Anfang an dabei: Florian Wehrenpfennig aus Sankt Augustin in Nordrhein. In seiner Region lief im vergangenen Herbst das erste Modellprojekt zur Grippeimpfung an, auf das sich Apotheker und Kassen verständigen konnten – in diesem Fall der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) und die AOK Rheinland/Hamburg.
Die Nachfrage sei hoch gewesen, das Impfstoffangebot allerdings bekanntermaßen im Oktober sehr knapp, so Wehrenpfennig. Daher verzichteten Verband und Kasse darauf, für das Modellprojekt zu werben. Dennoch seien viele Menschen an dem Angebot interessiert gewesen: „Wenn wir alle von ihnen hätten impfen können, wären 100 Leute pro Tag möglich gewesen.“ Neben dem Mangel an Impfstoff gab es jedoch einen zweiten Haken: Die Kundinnen und Kunden mussten bei der AOK Rheinland/Hamburg versichert sein, um von Wehrenpfennig und seinem Team geimpft zu werden. Viele seien enttäuscht gewesen, dass sie das Angebot nicht wahrnehmen konnten, erinnert sich der Apotheker.
Impfwillige wären bis zu 200 km zur Apotheke gefahren
Dabei seien die Menschen vielfach bereit gewesen, recht weite Wege für die Impfung in Kauf zu nehmen: „Wir hatten viele Anrufe aus Köln, das liegt etwa 50 km entfernt.“ Sogar ein Impfwilliger habe sich gemeldet, der rund 200 km entfernt von Wehrenpfennigs Betrieb wohnt. Zudem habe sich bei der begleitenden Evaluation des Projekts gezeigt, dass sich viele der Geimpften gern auch gegen weitere Erkrankungen in den Apotheken immunisieren lassen würden.
Doch so gut das Angebot bei den Bürger:innen auch ankam: Finanziell lohnt es sich derzeit nicht für Wehrenpfennig. Pro Impfung bekommt er 12,61 Euro netto – damit sich der Aufwand rentiert, müsse er alle drei Minuten eine Impfung verabreichen, schätzt der Pharmazeut. In der Realität beanspruche ihn eine Impfung jedoch etwa 15 bis 20 Minuten. „Rein monetär hätte man das nicht machen dürfen“, räumt er ein. Sein Engagement sieht er eher als Investition in die Zukunft. „Es ist eine neue Aufgabe, die sich nicht digital abbilden lässt.“ Der demografische Wandel treffe nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Heilberufler. „Das macht es nötig, viele Leistungen im Gesundheitsbereich neu zu strukturieren“, meint Wehrenpfennig. Auf die Apotheke der Zukunft werden daher viele neue Aufgaben zukommen – eine davon, ist Wehrenpfennig überzeugt, wird das Impfen sein.
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