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Das Impfzertifikateportal des DAV lag über eine Woche lahm, Apotheken konnten folglich keine Zertifikate ausstellen. Wie groß der Imageschaden ist, wird sich noch zeigen. Doch möglicherweise hätte es gar nicht so weit kommen müssen. Die Geschehnisse um das Portal werfen Fragen auf. Sucht man nach Antworten, entsteht leider zunehmend der Eindruck, dass bei den getroffenen Entscheidungen andere Interessen im Vordergrund standen, als den Apotheken eine dauerhafte und sichere Lösung anzubieten. Ein Kommentar von DAZ-Chefredakteurin Julia Borsch.
Mit dem Impfzertifikate-Modul im DAV-Portal wurde schnell eine funktionierende Lösung auf die Beine gestellt, die es den Apotheken ermöglichte, Impfzertifikate auszustellen. Noch vor den Ärzten, noch vor den Impfzentren. Kompliment dafür an den Deutschen Apothekerverband (DAV).
Doch nun kristallisiert sich immer mehr heraus, dass das Konstrukt maximal als Interimslösung taugte: Es gab keine TI-Anbindung, wie sie eigentlich vom Bundesgesundheitsministerium gefordert war; der Zugang war mit einem einfachen Passwort schlechter geschützt als viele Facebook-Konten und die internen Prozesse funktionierten offensichtlich auch nicht. Sonst wäre es ja nicht gelungen, sich mit einer nicht existierenden Apotheke zu registrieren. Dass seit dem Start des Portals parallel an einer tragfähigen Lösung gearbeitet wurde, erscheint nach dem überstürzten Abschalten des Portals – nach Bekanntwerden der Sicherheitslücke – unwahrscheinlich. Das wirft Fragen auf. Denn Lösungen für die genannten Probleme sind im Markt vorhanden, teilweise sogar unter dem Dach der ABDA – bei der NGDA, einer wirtschaftenden Tochter.
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Warum wurde beispielsweise nicht die N-Ident zur Authentifizierung der Apotheken genutzt? Jede Apotheke verfügt dank Securpharm über diese verifizierte ID. Der DAV begründet das mit Datenschutz und macht es sich damit leicht. Daten, die für einen bestimmten Zweck erhoben werden, dürfe man nicht anderweitig verwenden, heißt es aus Berlin. Man halte sich schließlich an Gesetze. Mit Einwilligung geht im Datenschutz aber fast alles, zumal die N-Ident auch schon für andere Dienste verwendet wird. Warum also nicht hier?
Warum nicht das System der Ärzte nutzen?
Auch der Zugang über die TI ist eigentlich vorhanden. Die technischen Voraussetzungen, dasselbe System wie Ärzte und Impfzentren zu nutzen, haben die (allermeisten) Apotheken – nämlich eine Internetverbindung, einen TI-Anschluss und eine SMC-B plus Lesegerät. Das Problem ist: Wenn man sich mit der SMC-B als Apotheke ausweist, wird man vom Server abgewiesen. Sachliche Gründe gibt es nach Ansicht eines der Mitentwickler des Zertifikatemoduls nicht. Diesbezügliche Anfragen seiner Firma sollen unbeantwortet geblieben sein.
Hätte man also nicht spätestens mit dem Ausfall des DAV-Portals den Apotheken den Zugang zu dem Server ermöglichen müssen? Bis heute ist das zumindest nicht der Fall. Seit dem gestrigen Donnerstag steht immerhin die TI-Lösung des DAV. Inwiefern das Image der Apotheken nun leidet, bleibt abzuwarten. Den Optimismus hinsichtlich der Einführung des E-Rezepts steigert das alles nicht gerade. Und es drängt sich leider zunehmend der Verdacht auf, dass es den Verantwortlichen viel mehr darum geht, die Zügel nicht aus der Hand zu geben, als für alle Beteiligten die bestmögliche Lösung zu finden.
5 Kommentare
Awinta
von Conny am 30.07.2021 um 9:50 Uhr
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AW: Awinta
von Stefan Noe am 30.07.2021 um 10:18 Uhr
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