Thüringer SPD-Bundestagskandidatin sorgt sich um Apothekernachwuchs

„Der Service der Apotheken vor Ort ist kein Selbstläufer“

Berlin - 30.08.2021, 16:45 Uhr

Die Bundestagskandidatin Tina Rudolph (Mitte) besuchte die Werra-Apotheke von Christine Kromke (li.) und erfuhr von Apotheker Lukas Messerschmidt unter anderem, wie die Studienbedingungen an der Jenaer Pharmazie-Fakultät sind. (b/Foto: Rudolph)

Die Bundestagskandidatin Tina Rudolph (Mitte) besuchte die Werra-Apotheke von Christine Kromke (li.) und erfuhr von Apotheker Lukas Messerschmidt unter anderem, wie die Studienbedingungen an der Jenaer Pharmazie-Fakultät sind. (b/Foto: Rudolph)


Die 30-jährige Medizinerin Tina Rudolph möchte für die SPD in den Bundestag einziehen. Dort will sie sich vor allem für eine soziale Gesundheitspolitik einsetzen. Dazu geht sie im Bundestagswahlkampf auch mit den Apotheken auf Tuchfühlung. Vergangene Woche besuchte sie die Werra Apotheke in ihrem Thüringer Wahlkreis. Was die SPD-Politikerin besondere Sorge bereitet, sind die Nachwuchsprobleme der Apotheken – hier sieht sie klar die Politik gefordert, nicht zuletzt, wenn es um die Schaffung moderner Studienplätze geht.

Tina Rudolph ist Ärztin und arbeitet derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Uniklinikum in Jena und an der Jenaer Universität. Doch sie ist auch politisch aktiv – nun will die 30-Jährige in den Deutschen Bundestag einziehen. Sie ist Direktkandidatin der SPD im Wartburg- und Unstrut-Hainich-Kreis und steht immerhin auf Platz 4 der Thüringer Landesliste ihrer Partei. Sie weiß auch schon, welche Themen ihr am Herzen liegen: Das ist allen voran die Gesundheitspolitik.

Mit Apotheken hatte Tina Rudolph bislang eher wenig zu tun – doch in der vergangenen Woche machte sie sich auf zum „Praktikum“ in der Werra-Apotheke in Amt Creuzburg, Ortsteil Mihla. Anlass gab ihr nicht zuletzt die Nachricht, dass Apotheker und Apothekerinnen von der Bundesagentur für Arbeit bereits zum achten Mal in Folge als Mangelberuf eingestuft wurde.

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Das bereitet der jungen SPD-Politikerin Sorge – denn sie ist überzeugt: Die Versorgung durch Apotheke vor Ort ist auch im ländlichen Raum ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur. Das habe sich auch in der Pandemie gezeigt, erklärt sie in einer Pressemitteilung. Stichworte sind etwa die Verteilung von Masken, das Angebot von Bürgertests, die Ausstellung von Impfzertifikaten aber auch die Versorgung mit Impfstoffen. Für diese Sonderaufgaben neben dem Tagesgeschäft habe die Bundesregierung auf die vorhandene Infrastruktur zurückgreifen können – und diese Strukturen sind für Rudolph erhaltenswert.

Was Apotheken leisten

Die Bundestagskandidatin konstatiert: „Die Vor-Ort-Apotheke versorgt wohnortnah alle Menschen mit Arzneimitteln und medizinischen Produkten, die für die Gesundheit benötigt werden. Sie leistet den Nacht- und Notdienst und liefert im Bedarfsfall mit dem Botendienst bis vor die ‚Haustür‘. Damit sichert die Apotheke vor Ort die flächendeckende medizinische Versorgung gerade für immobile Patient:innen“.

Der Botendienst ist nach derzeitiger Rechtslage zwar nur dann zwingend von pharmazeutischem Personal auszuführen, wenn bei Rx-Arzneimitteln die Verschreibung nicht in der Apotheke vorgelegen hat oder keine Beratung zum Arzneimittel statt­gefunden hat. Dennoch sorgt sich Rudolph angesichts von Personalengpässen nicht zuletzt um diesen Service. Ihr ist klar: Ausgebildete Apotheker:innen sind dringend gesucht.

Und damit der Nachwuchs gedeihen kann, brauche man unter anderem ausreichend und gut ausgestattete Pharmaziestudienplätze in Thüringen. Doch an der Pharmazie der Uni Jena bestehe teilweise noch ein Standard der 1970er Jahre, berichtet der in der Werra-Apotheke angestellte Apotheker Lukas Messerschmidt der SPD-Politikerin. Und so ist Tina Rudolph überzeugt, dass die Friedrich-Schiller-Universität mit der Pharmazie-Fakultät in Jena auch im Fokus der Thüringer Bundestagskandidat:innen und Bundestagsabgeordneten stehen müsse. Auch der thüringische Landesapothekerverband und die Apothekerkammer fordern seit Jahren, die Studienkapazitäten aufzustocken. Mittlerweile hat die Landesregierung einen Prüfantrag in die Wege geleitet, um festzustellen, welche Maßnahmen für eine Erweiterung unternommen werden müssen. Rudolph weiß: „Die Bauzeit eines Neubaus kann etwa fünf bis zehn Jahre in Anspruch nehmen, ehe mit Auswirkungen auf die Ausbildungssituation gerechnet werden kann“. Dabei stünden die Zeiger was den Mangel an Apotheker:innen angeht bereits „auf fünf nach zwölf“. Die Zahl der öffentlichen Apotheken gehe seit Jahren auch in Thüringen immer weiter zurück, schmerzhaft zu spüren sei dies besonders im ländlichen Raum – „da dort mit der einzigen Apotheke am Ort ein Stück Infrastruktur auf Dauer verloren geht“.

Der Termin in der Werra Apotheke in Mihla soll auch zeigen, wie dringlich es ist, jetzt zu investieren und verdeutlichen, dass die Apotheke vor Ort mit ihrem Service kein Selbstläufer ist. Rudolph abschließend: „Die Politik muss jetzt konkret handeln, um auch zukünftig die medizinische Versorgung mit der Apotheke vor Ort als Schnittstelle zwischen Patienten und Patientinnen und Ärzten und Ärztinnen auch im ländlichen Raum sicherzustellen“.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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