GKV-Finanzentwicklung im 1. Halbjahr 2021

Kassen mit 1,9 Milliarden Euro im Minus

Berlin - 03.09.2021, 17:00 Uhr

Die Halbjahresbilanz der gesetzlichen Krankenversicherung liegt vor. (b / Foto: Lothar Drechsel / AdobeStock)

Die Halbjahresbilanz der gesetzlichen Krankenversicherung liegt vor. (b / Foto: Lothar Drechsel / AdobeStock)


Nach einem Minus von 148 Millionen Euro im ersten Quartal haben die gesetzlichen Krankenkassen im 1. Halbjahr 2021 ein Defizit von 1,9 Milliarden Euro verbucht. Bei den einzelnen Kassenarten fallen die Differenzen zwischen Einnahmen und Ausgaben aber sehr unterschiedlich aus. Und: Finanzreserven haben die Kassen immer noch.

Das  Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat am heutigen Freitag die aktuellen Zahlen zur GKV-Finanzentwicklung vorgelegt. Demnach haben die 103 Krankenkassen im ersten Halbjahr 2021 ein Defizit von 1,9 Milliarden Euro verbucht. Einnahmen in Höhe von rund 138,4 Milliarden Euro standen Ausgaben von rund 140,3 Milliarden Euro gegenüber. Dabei ist berücksichtigt, dass die Krankenkassen in diesem Jahr pro Quartal rund 2 Milliarden Euro ihrer Finanzreserven an den Gesundheitsfonds abführen. Die Finanzreserven der Krankenkassen betrugen Ende Juni 2021 noch rund 14,8 Milliarden Euro. Sie entsprechen damit im Durchschnitt 0,6 Monatsausgaben. Die gesetzlich vorgesehene Mindestreserve für die einzelnen Krankenkassen beträgt 0,2 Monatsausgaben.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigte sich erfreut, dass es trotz der Auswirkungen der Pandemie gelungen sei, die Zusatzbeiträge der Krankenkassen im laufenden Jahr stabil (durchschnittlich 1,28 Prozent) und damit die Sozialabgaben unter 40 Prozent zu halten. Dies sei auch das gesetzlich festgelegte Ziel für 2022. „Sobald im Oktober eine aktuelle Finanzprognose für die GKV vorliegt, prüfen wir, ob der von der Koalition beschlossene ergänzende Bundeszuschuss von 7 Milliarden Euro angepasst werden muss“, sagte Spahn. Diese Entscheidung ist damit auf die kommende Legislaturperiode vertagt – eigentlich hatte sie die Kassen schon diese Woche erwartet. Der GKV-Spitzenverband hält einen weiteren Zuschuss von 7 Milliarden Euro für nötig. Offenbar scheiterte das Vorhaben an Bundesfinanzminister Olaf Scholz.

30 Kassen mit Überschüssen

Und wie sieht es nun bei den einzelnen Kassenarten aus? Die Landwirtschaftliche Krankenkasse, die aufgrund ihrer Sonderstellung im GKV-System keine Finanzreserven an den Gesundheitsfonds abführt, erzielte einen Überschuss von 22 Millionen Euro. Alle anderen Krankenkassenarten verzeichneten Defizite in unterschiedlichen Höhen. Bei den AOKen lag dieses bei rund 1,6 Milliarden Euro, bei den Ersatzkassen bei 14 Millionen Euro, bei den Innungskrankenkassen bei 25 Millionen Euro, bei den Betriebskrankenkassen bei 235 Millionen Euro und bei der Knappschaft bei 18 Millionen Euro. Schaut man auf die einzelnen Kassen, verbuchten 72 Defizite und 30 Überschüsse.

Ausgabenzuwächse setzen auf niedrigen Vergleichswerten auf

Die Ausgaben aller Krankenkassen stiegen im 1. Halbjahr 2021 absolut um 6,4 Prozent (Leistungen und Verwaltungskosten). Bei den Leistungsausgaben lag das Plus bei 6,7 Prozent, bei den Verwaltungskosten bei 0,3 Prozent. Das BMG weist darauf hin, dass bei der Interpretation dieser Veränderungsraten zu berücksichtigen ist, dass die Ausgabenzuwächse des 1. Halbjahrs auf einen sehr niedrigen Ausgabensockel des Vorjahreshalbjahres aufsetzen. Insbesondere im 2. Quartal 2020 – während des ersten Lockdowns – waren die in vielen Leistungsbereichen erhebliche Rückgänge zu verzeichnen. 

Zweistellige prozentuale Ausgabenzuwächse gab es im 1. Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vor allem bei Heilmitteln (+23,4 Prozent), der zahnärztlicher Behandlung (+13,2 Prozent) und beim Zahnersatz (+22,1 Prozent) sowie bei ärztlichen Früherkennungsmaßnahmen (+13,4 Prozent). 

Arzneimittelausgaben steigen um 4,1 Prozent

In den drei größten Kostenblöcken sieht es folgendermaßen aus: Bei den Krankenhausbehandlungen stiegen die Ausgaben um 5,7 Prozent, bei ambulant-ärztlichen Behandlungen um 6,8 Prozent und bei Arzneimitteln um 4,1 Prozent.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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