Westfälisch-Lippischer Apothekertag

Laumann (CDU): Brauchen Freiberufler statt Kapitalgesellschaften im Gesundheitswesen

Münster - 11.09.2021, 14:30 Uhr

Die Präsidentin der AKWL, Gabriele Regina Overwiening (links), begrüßte beim Westfälisch-Lippischen Apothekertag (WLAT) den nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl Josef Laumann (CDU). (Foto: Leßmann)

Die Präsidentin der AKWL, Gabriele Regina Overwiening (links), begrüßte beim Westfälisch-Lippischen Apothekertag (WLAT) den nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl Josef Laumann (CDU). (Foto: Leßmann)


Karl Josef Laumann, Gesundheitsminister in Nordrhein-Westfalen, will Kapitalgesellschaften im deutschen Gesundheitswesen keinen Raum geben. Das sagte er am heutigen Samstag beim Westfälisch-Lippischen Apothekertag (WLAT) in Münster. In der Pandemie habe sich die wohnortnahe Arzneimittelversorgung durch die Präsenzapotheken bewährt – diese Strukturen reichten aus, um die Arzneimittelversorgung der Menschen zu sichern.

Die Präsenzapotheken in Deutschland haben während der Pandemie einen herausragenden Job gemacht. Das weiß auch der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl Josef Laumann (CDU): Beim Westfälisch-Lippischen Apothekertag (WLAT) dankte er den Apothekenteams am heutigen Samstag in Münster für ihr großes Engagement in der Krise. Ob bei der Herstellung von Desinfektionsmitteln, der Rekonstitution von Impfstoffen in den Impfzentren oder beim Aufbau einer Test-Infrastruktur: Apotheker:innen und ihre Mitarbeitenden waren stets zur Stelle, wenn sie gebraucht wurden.

Die Coronavirus-Pandemie bezeichnete Laumann als „eine Herausforderung, wie sie in unserer Generation noch nie jemand erlebt hat“. In diesen Zeiten habe sich die inhabergeführte Apotheke ebenso wie die Freiberuflichkeit bewährt – auf große Kapitalgesellschaften hingegen könne das Gesundheitswesen getrost verzichten. Um deren Einfluss zurückzudrängen, gelte es nun, einen „neuen Anlauf“ zu nehmen, betonte der Minister. „Die brauchen wir nicht, wir kriegen es auch mit den bestehenden Strukturen hin.“ Für die Patientinnen und Patienten sei es zudem auch psychologisch wertvoll, ihr Medikament in einer Apotheke zu beziehen und nicht über den Versandhandel. Denn damit steige das Bewusstsein für die Wertigkeit der Ware, die aus guten Gründen nicht überall zu bekommen sei.

Overwiening: Haben gezeigt, wie viel Potenzial in uns steckt

Auch die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, hob den Kraftakt hervor, den die Apothekenteams bewältigt haben: „Wir haben gezeigt, wie viel Potenzial in uns steckt“, sagte sie in ihrer Eröffnungsrede in Münster. „Das war vorher schon da, wurde nur nicht in dem Maße abgerufen.“ Doch als es darauf ankam, habe das Apothekenwesen seine Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt. „Mit Ihrer Leistung haben Sie dem Berufsstand einen großen Dienst erwiesen, aber auch jedem, den Sie versorgt haben“, rief sie den anwesenden Kolleginnen und Kollegen zu.

Die Rückmeldungen aus der Politik seien überaus positiv, berichtete sie. Bei einigen Vertreterinnen und Vertretern habe gar ein Perspektivwechsel stattgefunden – denn wer jung und gesund ist, könne die Wertigkeit der Präsenzapotheken unter Normalbedingungen oftmals nicht richtig einschätzen, so die Präsidentin. Viele sähen die Apotheken jetzt aus einem neuen Blickwinkel und brächten ihnen viel Dankbarkeit entgegen.

Gesundheitsversorgung braucht Puffer für Krisenzeiten

Aus Laumanns Sicht ist während der Pandemie die Wertschätzung nicht nur der Apotheken, sondern des gesamten Gesundheitssystems gestiegen. Um dieses zu erhalten, dürfe man es nicht, wie von manchen forciert, aus Kostengründen soweit abspecken, dass es letztlich „auf Kante genäht“ sei. „Wir brauchen einen Puffer, um in Krisenzeiten handlungsfähig zu sein“, sagte er mit Blick auf die wohnortnahe Versorgung der Bürger:innen. Zudem gelte es, sich jetzt wieder ein Stück weit unabhängig zu machen von internationalen Lieferketten. „Wir müssen überlegen, wie wir dafür sorgen können, dass auch Grundsubstanzen für Arzneimittel wieder in Europa produziert werden.“ Wenn man dabei aber immer um den letzten Cent feilsche, sei „die Produktion zu gewissen Konditionen in gewissen Räumen schlicht nicht möglich“.

Apotheken sollen für das Impfen werben

Den Apothekenteams kommt dem Minister zufolge aktuell eine weitere wichtige Aufgabe zu: Mit Blick auf den kommenden Herbst will Laumann die Impfquote in Nordrhein-Westfalen noch um mindestens zehn Prozentpunkte steigern. Das pharmazeutische Personal hält er an, in diesem Zusammenhang sein Vertrauensverhältnis zu den Menschen auszuspielen. „Sie sind wichtige und glaubwürdige Botschafter für die Impfung“, unterstrich er. Die Apotheker:innen und PTA bat er, in Sachen Impfung weiter Überzeugungsarbeit zu leisten. „Sie sind nah am Menschen und beantworten Fragen – das unterscheidet Sie von anderen Formen der Arzneimittelverteilung.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Frau O.

von Conny am 11.09.2021 um 16:10 Uhr

Frau O. hätte ruhig mal auf Kollegen Spahn hinweisen können. Dieser Mensch denkt anders als Herr Laumann . Kapitalgesellschaften ich liebe Sie !

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