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Niedrigster Stand seit der Wiedervereinigung
Apothekenzahl in Bayern fällt unter 3.000
In Bayern gibt es aktuell so wenige Apotheken wie seit der Wende nicht mehr. Zum Ende des abgelaufenen dritten Quartals zählte der Bayerische Apothekerverband 2.984 Offizinen – damit sei erstmals seit der deutschen Wiedervereinigung die Marke von 3.000 Apotheken unterschritten. BAV-Chef Hubmann sieht den Hauptgrund dafür in den schwierigen Rahmenbedingungen.
Auch in Bayern ist das Apothekensterben offenbar nicht zu stoppen: Wie der Bayerische Apothekerverband (BAV) am heutigen Donnerstag in einer Pressemitteilung informiert, ist die Zahl der Apotheken dort inzwischen so niedrig wie seit dem Fall der Berliner Mauer nicht mehr. Insgesamt 2.984 Betriebe zählt der Verband zum Ende des dritten Quartals 2021. Damit sei erstmals seit der Wende die 3.000er-Marke gefallen.
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Derzeit liege die Versorgungdichte bei rund 23 Apotheken pro 100.000 Einwohner im Freistaat, schreibt der BAV. Damit bleibe sie deutlich hinter dem EU-Durchschnitt von 32 Apotheken pro 100.000 Menschen zurück. „In Bayern wächst die Bevölkerung, wie die jüngst veröffentlichten Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik zeigen. Deren Arzneimittelversorgung muss gesichert bleiben. Wir brauchen also mehr Apotheken, nicht weniger“, betont BAV-Chef Hans-Peter Hubmann.
Es gelte nun, diesen Negativtrend aufzuhalten. Dabei sieht Hubmann unter anderem die nächste Bundesregierung in der Pflicht. „Egal wie die künftige Koalition aussieht, sie muss diese Herausforderung angehen und Rahmenbedingungen schaffen, die die Übernahme oder Neugründung einer Apotheke wieder attraktiv machen“.
Junge Approbierte scheuen die Selbstständigkeit
Als einen der Hauptgründe für rückläufige Apothekenzahlen nennt Hubmann schwierige Rahmenbedingungen. Daher wagten immer weniger junge Apothekerinnen und Apotheker den Sprung in die Selbstständigkeit. Inzwischen werde es sogar für gutgehende, wirtschaftlich gesunde Apotheken schwierig, einen Nachfolger zu finden, wenn der Inhaber in Ruhestand geht.
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Um gegenzusteuern, muss aus Hubmanns Sicht sowohl die Vergütung steigen als auch Bürokratie bei der Abgabe rezeptpflichtiger Arzneimittel abgebaut werden. Er fordert daher die Bundespolitik auf, die Abgabeerleichterungen, die während der Pandemie eingeführt wurden, künftig beizubehalten. „Apothekerinnen und Apotheker haben damit die Möglichkeit, ihr Fachwissen einzusetzen. Sie können Patienten bei Lieferschwierigkeiten von Arzneimitteln schnell und unkompliziert versorgen, und müssen keine wirtschaftlichen Einbußen befürchten“.
Pharmazeutische Dienstleistungen als Chance
Auch die Einführung bezahlter pharmazeutischer Dienstleistungen sieht Hubmann als Chance, den Apothekerberuf wieder attraktiver zu machen. Dazu zählten etwa die intensive Beratung zu bestimmten medizinischen Hilfsmitteln, Präventionsleistungen oder ein anspruchsvolles Arzneimittelmanagement für Patienten, die mehrere Arzneimittel benötigen. „Die finanziellen Mittel für pharmazeutische Dienstleistungen sind sogar gesetzlich bewilligt“, unterstreicht der Verband in seiner Mitteilung. „Allerdings weigern sich die Krankenkassen bislang, auf die Angebote der Apothekerschaft einzugehen.“
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Ein weiterer Grund für sinkende Apothekenzahlen ist der Fachkräftemangel. Es werde für Apotheken immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Auf Dauer kann die Arbeit in der Apotheke jedoch nicht alleine bewältigt werden. „Eine Lösung wäre, die Anzahl der Pharmaziestudienplätze zu erhöhen“, sagt Hubmann. Das müsse auf Länderebene geschehen.
Gerade die Corona-Pandemie habe die Bedeutung der Apotheken vor Ort gezeigt, erinnert der BAV. Sie blieben in allen Krisenphasen geöffnet und haben die Bevölkerung schnell und wohnortnah mit Arzneimitteln versorgt. Apotheken haben zudem innerhalb kurzer Zeit zusätzliche Versorgungsaufgaben übernommen, wie die Herstellung von Desinfektionsmitteln, als diese knapp wurden, die Versorgung mit Schutzmasken, die Durchführung von Antigentests oder die Versorgung mit COVID-19-Impfstoffen. Hubmann: „Die Struktur einer Versorgung durch inhabergeführte Apotheken vor Ort hat sich bewährt und ihre Krisenfestigkeit bewiesen.“
2 Kommentare
Honorarkürzung!
von Thomas Eper am 09.10.2021 um 11:55 Uhr
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Zeichen verkannt
von J.M.L. am 08.10.2021 um 8:22 Uhr
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