Reaktionen auf Comirnaty-Höchstmengen

Apotheker: Kontingentierung gefährdet Erfolg der Impfkampagne

Berlin - 22.11.2021, 16:45 Uhr

Comirnaty wird knapp: Maximal 30 Dosen darf jede Ärztin und jeder Arzt diese Woche bestellen. (b/Foto: IMAGO / Kirchner-Media)

Comirnaty wird knapp: Maximal 30 Dosen darf jede Ärztin und jeder Arzt diese Woche bestellen. (b/Foto: IMAGO / Kirchner-Media)


Wegen seiner kurzfristigen Ankündigung, dass Ärztinnen und Ärzte bei der morgen fälligen Impfstoff-Bestellung höchstens 30 Dosen Comirnaty ordern dürfen, steht Spahn in der Kritik. Auch vonseiten der Apothekerkammern und -verbände kommen deutliche Worte: Die LAK Rheinland-Pfalz etwa fordert den Minister in einer Resolution auf, diese Regelung zurückzunehmen, um den Erfolg der Impfkampagne nicht zu gefährden.

Gerade kommt die COVID-19-Impfkampagne wieder in Schwung, da erfährt sie schon den nächsten Dämpfer: Überraschend gab das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) am vergangenen Freitag bekannt, dass ab der morgen in den Apotheken fälligen Bestellung jede Ärztin und jeder Arzt nur maximal 30 Dosen Comirnaty® ordern kann. Darüber hatte unter anderem die Kassenärztliche Bundesvereinigung informiert.

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Zwar sei der zweite im Markt befindliche mRNA-Impfstoff, Spikevax® von Moderna, unbegrenzt erhältlich – doch offenbar haben viele Praxen mit der Vakzine von Biontech/Pfizer geplant und entsprechend ihre Impflinge geladen.  „Wir rechnen mit deutlich erhöhtem Beratungs- und auch Aufklärungsbedarf für die Ärztinnen und Ärzte, weil Patientinnen und Patienten, die mit Biontech/Pfizer im Rahmen ihrer Grundimmunisierung geimpft wurden, nun eine Auffrischimpfung mit Moderna erhalten werden“, sagte etwa KBV-Vize Stephan Hofmeister dazu.

Die Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz sucht nun den Schulterschluss mit der Ärzteschaft: Sie fordert den geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf, die Einführung der Höchstbestellmengen von Biontech-Impfstoff zurückzunehmen. „Die besondere Kurzfristigkeit dieser Maßnahme, sowie die zu befürchtende mangelnde Akzeptanz seitens der zu impfenden Menschen als auch der impfenden Ärzteschaft in Deutschland gefährden unnötig den Erfolg der Impfkampagne“, heißt es in einer am vergangenen Samstag beschlossenen Resolution der Vertreterversammlung.

Brandenburg: Großhandel kann liefern

Ähnliche Töne kommen auch aus Brandenburg. „Die Apotheken im Land Brandenburg verzeichnen aktuell eine enorm gestiegene Nachfrage nach Corona-Impfstoffen“, schreibt der Apothekerverband Brandenburg (AVB) in einer Pressemitteilung vom heutigen Montag. So weit, so gut – denn der Bedarf könne nach Aussagen von pharmazeutischen Großhändlern zuverlässig gedeckt werden.

Vor diesem Hintergrund ist für AVB-Chef Olaf Behrendt nicht nachvollziehbar, weshalb es nun für Comirnaty wieder Höchstmengen bei den Bestellungen geben soll. „Eine Kontingentierung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer in den kommenden Wochen läuft dem, nicht nur von führenden Medizinern und Infektiologen, sondern auch dem von Politikern immer wieder erklärten Ziel, eine möglichst schnelle Durchimpfungsrate erreichen und gleichzeitig besonders gefährdeten und älteren Menschen eine Auffrischimpfung ermöglichen zu wollen, entgegen“, kritisiert Behrendt. „Die Kurzfristigkeit der Ankündigung der Impfstoffbegrenzung durch den geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister, gerade jetzt, wo die Impfkampagne nicht nur bei Booster-Impfungen wieder Fahrt aufgenommen hat, ist unverantwortlich.“

Die Aufklärung der Impfwilligen erfordere demnach im Fall einer Umstellung einen erhöhten Aufwand und somit Zeit, was schlimmstenfalls zu einer Verzögerung im Vorankommen der Impfkampagne führen könne. „Wir fordern und erwarten jetzt, im Angesicht von immer neuen Inzidenzhöchstwerten und den mittlerweile dramatischen Situationen in vielen Krankenhäusern, Klarheit von der Bundespolitik sowie verbindliche, verlässliche und frühzeitig kommunizierte Impfstoffliefermengen“, betont Behrendt. „Alles andere ist in der aktuellen Situation unverantwortlich und katastrophal für all diejenigen, die sich tagtäglich in Apotheken, Arztpraxen, Krankenhäusern und sonstigen Stellen für ein schnelles Vorankommen der Impfkampagne einsetzen.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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