Kleinkinder

Kann man einen Fieberkrampf verhindern?

Waren (Müritz) - 05.01.2022, 17:50 Uhr

Bei drei Viertel der betroffenen Kinder mit einem Fieberkrampf werden Temperaturen über 39 °C gemessen. (x / Foto: Africa Studio / AdobeStock)

Bei drei Viertel der betroffenen Kinder mit einem Fieberkrampf werden Temperaturen über 39 °C gemessen. (x / Foto: Africa Studio / AdobeStock)


Für das nächste Mal gewappnet

In der Regel endet auch ein komplizierter Fieberkrampf glimpflich. Einfache Fieberkrämpfe haben nach dem ersten Mal oftmals sogar ihren Schrecken verloren. Es ist wichtig, die Eltern über das Risiko eines Rezidivs und das Vorgehen in diesem Fall aufzuklären und sie zu beruhigen. Populationsbasierte Untersuchungen beweisen, dass sich betroffene Kinder bis zum Schulalter bezüglich Intelligenz und Verhalten nicht von gesunden Kontrollen unterscheiden. Das Mortalitätsrisiko ist nicht erhöht.

Die aktualisierte S1-Leitlinie stellt klar, dass sich der Anfall durch eine schnelle Gabe von Paracetamol oder Ibuprofen in der Regel nicht aufhalten lässt. Möglicherweise können Antipyretika in üblicher Dosierung aber das Rezidivrisiko während des gleichen Infekts senken und zum Wohlbefinden des Kindes beitragen. Eine Übertherapie sowie ein zwanghaftes Messen der Körpertemperatur sind allerdings zu vermeiden. Um für einen weiteren Anfall gewappnet zu sein, hat sich die Verordnung von Zubereitungen mit Diazepam zur rektalen Anwendung bewährt. Kinder bis drei Jahre und einem Körpergewicht (KG) von 10 bis 15 kg erhalten 5 mg Diazepam, Kinder ab drei Jahren und ≥ 15 kg KG 10 mg. Eine Anpassung der Dosierung kann erforderlich sein. Zur Anwendung sollte das Kind möglichst in Bauch- oder Seitenlage gebracht werden. Wirksame Blutspiegel werden nach etwa zwei bis vier Minuten erreicht. Eine Alternative bietet im Einzelfall bukkales Midazolam.

Keine sinnvolle Prophylaxe bekannt

Ein aktueller Cochrane-Review beschäftigte sich mit der Frage, ob und wie die Rezidivrate für Fieberkrämpfe gesenkt werden kann. Mehrere Arzneimittel werden in diesem Zusammenhang diskutiert, darunter auch Antiepileptika. Doch weder Valproat noch Phenytoin konnten überzeugen. Ebenso wenig entfalteten Pyridoxin oder Zink eine Wirkung. Lediglich die intermittierende Gabe von Diazepam sowie die kontinuierliche perorale Gabe von Phenobarbital gingen mit einer Verringerung des Rezidivrisikos einher, allerdings waren die Effekte nach 60 bis 72 Monaten nicht mehr nachweisbar. Dem mäßigen Nutzen stehen Nebenwirkungen wie Ataxie, Verhaltensstörungen und Müdigkeit entgegen.

In Anbetracht der mäßigen Evidenz, der guten Prognose auch rezidivierender Fieberkrämpfe und des hohen Risikos unerwünschter Wirkungen werden Kinder heute selbst nach komplizierten Fieberkrämpfen nicht mehr dauerhaft medikamentös therapiert.



Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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