Jahresbilanz 2021

Wieder weniger Apotheken in Nordrhein-Westfalen

Berlin - 07.01.2022, 15:15 Uhr

Die Apotheken in NRW haben ein turbulentes Jahr hinter sich. Auch wenn es wieder weniger geworden sind: Die Versorgung war 2021 stets sichergestellt, betont die AKNR. (Foto: AKNR)

Die Apotheken in NRW haben ein turbulentes Jahr hinter sich. Auch wenn es wieder weniger geworden sind: Die Versorgung war 2021 stets sichergestellt, betont die AKNR. (Foto: AKNR)


In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Apotheke im vergangenen Jahr um 65 auf 3.885 Betriebsstätten gesunken: 2.088 sind es noch in Nordrhein und 1.797 in Westfalen-Lippe. Der AKNR zufolge ist ein Hauptgrund für Schließungen, dass Nachfolger für die Apothekenübernahme nur schwer zu finden sind. Aber auch die bestehenden Apotheken haben Probleme, offene Stellen zu besetzen, so die AKWL

Der Präsident der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR), Armin Hoffmann, zieht zu Beginn des neuen Jahres Resümee: Allen Widrigkeiten zum Trotz sei die Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln auch 2021 zu jeder Zeit sichergestellt gewesen. „Corona, Masken, Impfstoffe – und dann auch noch die Jahrhundertflut im Rheinland – die Herausforderungen waren und bleiben groß; aber die Kolleginnen und Kollegen leisten mit ihren Teams in den über 2.000 öffentlichen Apotheken hervorragende Arbeit“, so Hoffmann in einer Pressemitteilung der Kammer. „Gerade in der Krise zeigt sich, wie wichtig und leistungsfähig die dezentrale Versorgung mit Arznei- und Hilfsmitteln durch die Apotheke vor Ort ist.“

In vielen Städten und Kreisen müssten die Menschen keine weiten Wege zur nächstgelegenen Apotheke zurücklegen. Dennoch: Die Zahl der Apotheken im Kammerbezirk sinkt: Zwischen dem 1. Januar 2021 und dem 31. Dezember 2021 verzeichnete die AKNR ein Minus von 35 Apotheken. 51 Schließungen standen lediglich 16 Neueröffnungen gegenüber. Die Anzahl der Apotheken verringerte sich von 2.123 auf 2.088.

Hoffmann: Apothekenübernahmen müssen sich wieder lohnen

Fehlender Nachwuchs gehöre mit zu den Hauptgründen, warum Apotheken schließen, so die AKNR. Etliche Inhaber:innen fänden keine Nachfolger:innen. Und das, obwohl es immer mehr Apothekerinnen und Apotheker gebe. Die Vermutung der Kammer: Wegen einer längst nicht mehr so attraktiven Vergütung wagen immer weniger den Schritt in die Selbständigkeit. Hoffmann wünscht sich hier bessere Rahmenbedingungen: „Es muss sich wieder lohnen, eine Apotheke zu übernehmen – denn die dezentrale Versorgung ist und bleibt wichtig“.

Westfalen-Lippe: Jede vierte Apotheke ist eine Filiale

Auch die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) registriert bereits im 17. Jahr in Folge einen Rückgang – auf nunmehr nur noch 1.797 Betriebsstätten. Hier standen vier Neueröffnungen 34 Schließungen gegenüber. Zugleich gebe es eine „ungeheure Nachfrage“ nach neuen Mitarbeiter:innen: Über 1.000 unbesetzte Stellen gebe es im Kammergebiet – und zwar in allen Berufsgruppen. Auf eine:n stellensuchende:n Appobierte:n kämen im Durchschnitt 15 bis 20 offene Stellen. AKWL-Hauptgeschäftsführer Andreas Walter erklärt: „Wir sehen einen klaren Trend zu größeren Betriebsstätten, die mit mehr Personal mehr Patientinnen und Patienten versorgen.“ Mehr als jede vierte Apotheke in Westfalen-Lippe werde inzwischen als Filiale geführt (474, Stand 31.12.2021). Somit stünden hinter den 1.797 Apotheken nur noch 1.323 Inhaber:innen. „Das wiederum ist der niedrigste Wert an Selbstständigen seit fast 60 Jahren“, so Walter.

Im Durchschnitt versorgt eine Apotheke in Westfalen-Lippe gut 4.700 Patientinnen und Patienten. Das sind laut AKWL etwa zehn Prozent mehr als im Bundesschnitt. Die geringere Apothekendichte, so Walter, korrespondiere mit der im Bundesvergleich sehr geringen Hausarztdichte in den Regierungsbezirken Arnsberg, Detmold und Münster.

Neue Aufgaben steigern Attraktivität der Apothekenberufe

Die auch von Hoffmann angesprochenen Herausforderungen in der Pandemie wertet Walter positiv. Die Erweiterung des apothekerlichen Aufgabenspektrums – sei es die Herstellung von Desinfektionsmitteln, der Betrieb von Testzentren oder die Ausstellung von Impfzertifikaten – hat aus seiner Sicht, nicht nur die gesellschaftliche Wahrnehmung des Berufes gesteigert. Auch die Berufe in der Apotheke hätten hierdurch massiv an Attraktivität gewonnen.

Um gegen den Personalmangel vorzugehen, will die Kammer in diesem Jahr auch verstärkt um Rückkehrer in den Beruf werben. Weiterhin fordert sie einen Ausbau des Studienplatzangebotes, unter anderem auch an einem zusätzlichen Standort in Ostwestfalen.


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Beruf zu unattraktiv

von Absolvent am 15.01.2022 um 11:29 Uhr

Bei der Bezahlung als angestellter Apotheker oder auch PTA/PKA ist es doch kaum verwunderlich, dass keiner in den Betrieben arbeiten will.
"Weiterhin fordert sie einen Ausbau des Studienplatzangebotes, unter anderem auch an einem zusätzlichen Standort in Ostwestfalen." --> auch damit wird das Problem nicht gelöst werden. Für eine solch unattraktive Entlohnung stellt sich kein Absolvent mehr hinter den Tresen. Zumal es in Industrie und Krankenhaus mehr als genug offene Stellen gibt. Mehr Absolventen wird kaum die Apotheke entlaste , bis die Entlohnung nicht stark ansteigt. Und letzteres wird nciht passieren, ehe die Rezeptvergütung angepasst wird. Das Berufsfeld Apotheke vor Ort ist einfach unattraktiv und in vor 15 Jahren stehen geblieben

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.