Joghurt-Tampons bei trockener Scheide?

Mythen und Fakten zur Intimhygiene

Stuttgart - 10.01.2022, 09:15 Uhr

Hilft eine zuckerarme Ernährung gegen Scheidenpilz? Oder bei trockener Vagina Tampons mit Joghurt?  (Foto: nenetus / AdobeStock)

Hilft eine zuckerarme Ernährung gegen Scheidenpilz? Oder bei trockener Vagina Tampons mit Joghurt?  (Foto: nenetus / AdobeStock)


Manches Falschwissen hält sich wirklich hartnäckig, auch bei Fragen rund um die Intimhygiene. Oft sorgen sich Frauen, als wenig reinlich „abgestempelt“ zu werden, wenn sie über Jucken, Brennen oder krümeligen Ausfluss berichten. Groteskerweise ist meist jedoch das Gegenteil der Fall. Zeit, um mit den Mythen rund um die Intimhygiene aufzuräumen.

Vaginalmykosen sind ein Zeichen unzureichender Intimhygiene und nur spezielle Intimwaschlotionen eignen sich – ist das wirklich so? Die DAZ räumt mit Mythen rund um die Intimhygiene auf.

Die Vagina muss von innen gereinigt werden

Wer richtig sauber sein will, sollte am besten nicht nur die äußeren Bereiche der Vagina reinigen, sondern mit Vaginalduschen oder -spülungen auch den Innenbereich der Vagina säubern. Falsch.

Die Vagina ist selbstreinigend mit einem fein ausgeklügelten System aus Milchsäurebakterien, die für ein saures Scheidenmilieu sorgen und dadurch vor Infektionen schützen. Scheidenduschen stören dieses System: Die natürliche Flora wird weggespült, was Infektionen begünstigt und zu Entzündungen beitragen kann.

Nur spezielle Intimwaschlotionen eignen sich für die Intimhygiene

Wozu gibt es spezielle Intimwaschlotionen, wenn diese nicht äußerst wertvoll wären? Und in der Tat werben zahlreiche Anbieter mit leicht sauren Intimwaschlotionen und loben diese zusätzlich als besonders „sensitiv“ aus. Allerdings: Klares Wasser genügt, um den Intimbereich zu reinigen. 

Möchte man spezielle Intimwaschlotionen nutzen, wäre es sinnvoll, welche mit leicht saurem pH-Wert zu wählen. Jedoch können selbst bei Reinigungsmitteln mit einem sauren pH die enthaltenen Tenside schützende Fettsäuren der Haut auswaschen. Soll es denn eine Intimwaschlotion sein, sollte man vor allem darauf achten, dass diese wenigstens keine irritierenden Stoffe, wie beispielsweise Duftstoffe, enthält.

Am besten reinigt ein Waschlappen

Das ist ein großer Trugschluss. Höchstens, man nutzt für jede Intimwäsche einen frischen oder unparfümierten Einmalwaschlappen. Letztere sind jedoch aus ökologischen Gesichtspunkten nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Von mehrmaligem Verwenden von Waschlappen oder Schwämmen im Intimbereich ist deswegen abzuraten, da sie ein hervorragendes Milieu für Keime sind. Die gewünschte Reinigung könnte somit eher ins Gegenteil umschlagen.

Bei trockener Scheide helfen Tampons mit Joghurt

Wer unter einer trockenen Scheide leidet, kann Brennen, Jucken oder Schmerzen (auch beim Geschlechtsverkehr) mit befeuchtenden Cremes, Gelen, Zäpfchen auf Glycerin- oder Hyaluronsäurebasis lindern. Verzichten sollten Frauen jedoch darauf, mit Joghurt oder Öl getränkte Tampons in die Scheide einzuführen, um vaginaler Trockenheit entgegenzuwirken. „Öl und Joghurt gehören nicht in die Vagina“, erklärt der Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte, Dr. Christian Albring, auf dem verbandseigenen Portal „Frauenärzte im Netz“. Dort wird auch empfohlen, dass noch menstruierende Frauen bei vaginaler Trockenheit eher Binden, statt Tampons verwenden sollten – vor allem bei nur schwacher Blutung –, da Tampons neben Menstruationsblut auch Scheidensekret aufsaugen.

Das Gegenteil ist der Fall: So begünstigt eine übermäßige Intimhygiene eine Dysbalance der vaginalen Flora und kann Pilzinfektionen eher fördern. Auslöser von vaginalen Pilzinfektionen können dagegen 

  • antibiotische Behandlungen,
  • Erkrankungen oder Arzneimittel, die mit einer Immundefizienz einhergehen – wie Diabetes, HIV oder Cortison und Chemotherapie,
  • Hormonschwankungen durch Einnahme von Gestagenen,
  • Schwangerschaft oder Stress sein.

Liegt eine gesicherte Pilzinfektion vor, können antimykotische Cremes oder Zäpfchen mit Clotrimazol wie in Canesten®, Kadefungin® oder Vagisan Mykokombi helfen, wobei nicht jede PiIzinfektion zwingend mit einem Antimykotikum therapiert werden muss. Manche sind selbst limitierend. Zusätzlich kann versucht werden, mit prebiotischen Präparaten, wie Multgyn® Flora Plus, oder Milchsäurebakterien, wie Vagisan® Milchsäurebakterien, eine gesunde Vaginalflora zu unterstützen. Auch luftdurchlässige Unterwäsche ist bei Pilzinfektionen ratsam, ebenso das Schamhaar etwas zu kürzen, empfehlen „Frauenärzte im Netz“.

Eine zuckerarme Ernährung hilft gegen Scheidenpilz

Sich zuckerarm und ballaststoffreich zu ernähren, ist sicher gesund, nach Ansicht von Experten jedoch nicht wirksam gegen vaginale Pilzinfektionen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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