Colchicin bei Gicht
Colchicin dient der Behandlung akuter Gicht bei Erwachsenen. Als Spindelgift hemmt der Wirkstoff aus der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) die Zellteilung, gleichzeitig verhindert Colchicin aber auch die Wanderung von Leukozyten. Letzteres macht man sich bei Gicht zunutze. So soll Colchicin verhindern, dass Leukozyten die bei einem akuten Gichtanfall ausgefallenen Uratkristalle phagozytieren, und daraufhin lysosomale Enzyme ausschütten und weitere Granulozyten in das entzündete Gewebe anlocken. Das verhindert das Ausfallen neuer Uratkristalle. Colchicin hat jedoch keinen Einfluss auf die Harnsäurekonzentration im Blut oder im Gewebe.
Das Arzneimittel hat nur eine geringe therapeutische Breite, was bedeutet, dass der Grad zwischen erwünschter pharmakologischer Wirkung und einer Vergiftung mit Colchicin schmal ist. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte nach Meldungen über teils tödliche Überdosierungen und Medikationsfehler bereits im Februar 2017 ein Risikobewertungsverfahren zu Colchicinpräparaten gestartet, das es im November 2018 abschloss. Als Ergebnis veröffentlichte es zahlreiche risikominimierende Maßnahmen, die die Hersteller Colchicin-haltiger Arzneimittel (Colchicum® Dispert, Colchysat® Bürger) bis 2019 sodann umsetzten. Unter anderem war die maximale Gesamtdosis, die zur Behandlung eines akuten Gichtanfalles eingesetzt werden darf, reduziert worden – und zwar um die Hälfte von ursprünglich 12 mg auf jetzt 6 mg.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.