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Leserbrief in der DAZ
Notdienst am Limit – Apothekerin fordert Reformen
In einem Leserbrief in der aktuellen DAZ-Ausgabe berichtet Apothekerin Daniela Hänel, vor welche Herausforderungen der Notdienst die Apothekeninhaber:innen inzwischen stellt – persönlich, organisatorisch und finanziell. Aus ihrer Sicht sind jetzt Reformen nötig – ansonsten „werden wir weitere Vor-Ort-Apotheken in der Fläche verlieren“, warnt die erste Vorsitzende der Freien Apothekerschaft.
Innerhalb des Berufsstands schwelt das Thema schon lange – Apothekerin Daniela Hänel, Inhaberin der Linda Apotheke in der Nordvorstadt in Zwickau und erste Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, bringt es jetzt auf den Punkt: Unter dem Titel „Notdienst ja – aber nicht für Almosen: Was ist uns der Apothekennotdienst wert?“ fasst sie in einem DAZ-Leserbrief zusammen, mit welchen Herausforderungen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen inzwischen diesbezüglich konfrontiert sind.
Approbierte im Notdienst sind weiterhin unterbezahlt
„In den meisten Fällen werden die Dienste von den Inhaberinnen und Inhabern selber mit Arbeitszeiten von 24 bis 36 Stunden am Stück und mehr durchgeführt“, schreibt Hänel. Nur die wenigsten angestellten Approbierten übernähmen diese Dienste zum Tarif. „Und warum? Weil er einfach unterbezahlt ist.“ Das gelte auch nach der aktuellen Tariferhöhung vom Januar 2022 weiterhin.
Die Notdienste sind laut Hänel, der die Linda Apotheke in der Nordvorstadt in Zwickau gehört, in den vergangenen Jahren deutlich anspruchsvoller geworden. Das begründet sie unter anderem mit steigendem bürokratischem Aufwand, aber auch mit den Ansprüchen der Kundinnen und Kunden. „So unkompliziert wie es vor ein paar Jahren war, ist es längst nicht mehr.“
Konkrete Reformvorschläge
Hänel möchte eine Diskussion zum Thema Notdienst anstoßen, auch dazu, wie sich die Bedingungen möglicherweise verbessern lassen. Dazu schlägt sie folgende Reformen vor:
- Die Vergütung pro Auftrag müsse von 2,50 Euro auf mindestens 10 Euro angehoben werden. „Denn warum dürfen Schlüsseldienste, Versorger von Strom, Gas, Wasser und Abwasser, Abschleppdienste, Handwerker Feiertags- und Notdienstzuschläge von 50 Euro aufwärts verlangen und wir nicht?“
- Telefonate, die nur einer Beratung am Telefon bedürfen, könnten über die 116 117 abgewickelt werden. „Somit könnten die Diensthabenden entlastet werden. Auch wäre das eine Möglichkeit, die sexuellen Übergriffe am Telefon zu umgehen. Diese nehmen verstärkt zu und können äußerst unangenehm sein.“
- Zudem regt Hänel eine Gebietsreform an. „Warum muss alle 10 km eine Apotheke Notdienst haben? Insbesondere in Bayern ist die Anzahl der Dienste enorm und die Abstände so gering, da könnte man ja fast zusammensitzen und diensten.“
- Auch steuerliche Vorteile hält die Apothekerin für angemessen. „In allen anderen Berufen, außer bei uns, gibt es steuerliche Vergünstigungen. Warum müssen wir unsere Notdienstvergütung voll versteuern? Auch wir haben hohe Feiertage, die wir lieber mit unseren Familien und Freunden verbringen möchten.“
- Apotheken sollten darüber hinaus einen Ermessensspielraum erhalten, zu welchen Zeiten sie am Wochenende erreichbar sind. „Je nach individueller Situation wäre es sinnvoll Kernzeiten anzubieten, um ein geringes Patientenaufkommen zu bündeln, oder bei stark frequentierten Apotheken eine durchgehende Versorgung zu gewährleisten.“
Hänel schreibt an Lauterbach
Hänel wird es nicht dabei belassen, ihr Anliegen den Apothekerkammern und -verbänden vorzutragen: Sie möchte auch die Politik für dieses Thema sensibilisieren. Gegenüber der Redaktion ergänzt sie, der Brief werde auch an alle Abgeordneten des Landes Sachsen rausgehen – einschließlich Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). „Die Briefe gehen morgen in die Post.“ Zudem haben sich Hänel zufolge bereits weitere Kolleginnen und Kollegen bereit erklärt, das Schreiben an ihre Abgeordneten in den jeweiligen Bundesländern zu schicken. „Herr Lauterbach hat auch schon Post erhalten.“ Ein Gespräch mit ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening habe es ebenfalls schon gegeben.
Ganz besonders freut sich Hänel über das Feedback vonseiten der Kolleginnen und Kollegen. In den sozialen Netzwerken stößt sie mit ihrem Anliegen auf breite Zustimmung. „Es wird sich nichts ändern, wenn man nicht endlich mal die Initiative ergreift“, betont sie gegenüber der DAZ. „Einer muss den ersten Schritt wagen. Vielleicht schaffen wir, die kleinen Basisapothekeninhaber, eine Kehrtwende und bewirken etwas zum Positiven.“
Anmerkung der Redaktion: Leserbriefe, die in der DAZ-Printausgabe veröffentlicht werden, können üblicherweise auf unserer Website nur von Abonnenten aufgerufen werden. Wegen der großen Resonanz haben wir uns in Abstimmung mit Frau Hänel dafür entschieden, in diesem Fall davon abzuweichen und den Brief für alle Leserinnen und Leser freizuschalten. Sie finden den vollständigen Beitrag von Frau Hänel hier.
9 Kommentare
Notdienst am Limit
von A. Berner am 08.02.2022 um 20:34 Uhr
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Neue Zeiten
von Stefan Haydn am 07.02.2022 um 18:56 Uhr
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Notdienst am Limit
von Barth Christiane am 05.02.2022 um 12:56 Uhr
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Notdienst am Limit
von Anika Ewald am 05.02.2022 um 11:37 Uhr
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Notdienst
von Ingrid Schierle am 05.02.2022 um 9:07 Uhr
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Nachtdienst
von Brigitte am 04.02.2022 um 20:17 Uhr
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Leserbrief Frau Hänel
von Heike Hölzl am 04.02.2022 um 19:12 Uhr
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Notdienst
von Cordula Eichhorn am 04.02.2022 um 17:42 Uhr
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Vielen Dank dafür
von Karl Friedrich Müller am 04.02.2022 um 17:07 Uhr
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